Mehr als nur ein Lichtpunkt
(letzte Änderung) Juli 2012
Ich war im Auto unterwegs, mein
Ziel war Österreich. Zwischendurch wollte ich, wie es bei mir schon Gewohnheit
war, einmal auf einem ruhigen Parkplatz übernachten.
Ein Jahrhundertereignis (aus astronomischer
Sicht) sollte stattfinden. In der Nacht würde ein Meteoritenschauer (wie es
schon ewig keinen mehr gegeben hatte) die Erde treffen. Ursache war der Komet
"Swift Tuttle". Die Presse versprach bei
klarer Sicht gegen Mitternacht einen Regen von Sternschnuppen. Dieses Ereignis,
wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Um Phänomene aus dem Kosmos
beobachten zu können braucht man klare Sicht und keine Wolken. Genau diese
Voraussetzungen waren nun eingetreten. Ich hatte die Schlechtwetterfront, die
im ganzen Norden von Deutschland vorherrschte, hinter mir. Warum sollte ich
also weiter fahren um unter neuen Wolkenbänken zu sein? Ich sah mich, obwohl es
noch früh war, nach einem geeigneten Übernachtungsplatz um. Den Ort Nördlingen
hatte ich hinter mir gelassen.
Ein Hinweis auf einer Nebenstrecke
zum "Härtsfeldsee" weckte meine Aufmerksamkeit. An vielen Seen gab es
meiner Erfahrung nach gemütliche Plätzchen. Wenig später war ich da. Der Platz
entsprach meinen Vorstellungen. Hier wollte ich bleiben. Die verbleibende Zeit
vertrieb ich mir mit einem Bad im See und einem Spaziergang auf einen Hügel,
der auch zum Üben für Hängegleiter genutzt wurde.
Inzwischen hatte ich zu Abend gegessen
und vertrat mir die Beine. Ich blickte zum Himmel, eigentlich ohne Grund, denn
für die Beobachtung von Sternschnuppen war es noch viel zu hell. Wäre ich hoch
genug gewesen, hätte ich noch etwas von der Sonnenscheibe sehen müssen. Doch
über mir leuchtete ein "Stern".
Ich schaute eine Weile zu ihm hin.
Das Objekt war nicht nur sehr hell, es war auch größer als nur ein Punkt. Das
kenne ich eigentlich nur von Jupiter, dem größten Planeten in unserem
Sonnensystem. Dann fing ich an nachzudenken. Wie konnte an dieser Stelle ein so
heller Stern leuchten Der Lichtpunkt war fast im Zenit. Geschätzte Höhe: 70 -
80°.
Die hellsten Himmelsobjekte, wie
die Venus, sind nie in solcher Höhe zu sehen. Ich wusste, dass man Jupiter
hätte sehen können, doch sehr viel tiefer. Außerdem war es dazu noch viel zu
hell. Dennoch war etwas zu sehen. Und was man sieht, ist ja real. Also musste
es doch ein Stern sein. Das musste genauer erforscht werden. Wofür gibt es
schließlich Ferngläser.
Mein Fernglas, das eine gute Optik
hatte, lag auf dem Beifahrersitz. Ich beeilte mich es zu holen. Das dauerte
wirklich nur einige Sekunden. Und ich hatte das Objekt tatsächlich auf Anhieb
im Visier. Doch da passierte es. Ich hatte noch mitbekommen, dass das Ding
mitten im Blickfeld des Fernglases (8 X 40) zu sehen war.
Dann war es wie ausgeknipst! Ich
nahm gerade noch wahr, daß kurz etwas Dunkles in Objektnähe zu sehen war. Ich
konnte es aber nicht lange genug durch das Fernglas beobachten, um gewisse
Einzelheiten zu erkennen. Es war mir nicht vergönnt. Ich sollte (durfte?) es
nicht sehen. Denn weswegen verschwand es gerade in dem Bruchteil einer Sekunde,
als das Fernglas darauf gerichtet war? Zufall? Ein sehr merkwürdiger Zufall!
Doch es war nicht ganz
verschwunden. Es hatte noch eine gewisse Resthelligkeit. Ich konnte es gerade
eben noch im Fernglas erkennen. Vorher war es mit bloßem Auge viel heller und
größer zu sehen gewesen. Neben dem Lichtpunkt machte ich noch zwei kleine
Wölkchen aus. Diese müssen sich durch den Vorgang des plötzlichen Verschwindens
gebildet haben. Diese Wölkchen waren sehr klein und waren auch nur durch das
Fernglas sichtbar. Sie hatten das Aussehen von Zirrenwölkchen. Da der schwache
Lichtpunkt immer in ähnlichem Abstand zu den Zirren blieb, war er wohl
stationär.
Da er aber nach und nach noch an
Helligkeit verlor, mag er sich von meinem Standpunkt aus noch weiter von mir
fortbewegt haben. Ich schätze, daß ich das Fernglas noch etwa 4 Minuten auf den
Lichtpunkt gerichtet hielt, ohne daß etwas geschah. Dann setzte ich kurz ab, um
mich etwas zu entkrampfen. Ein erneutes Auffinden war mir danach nicht mehr
möglich.
Die Beobachtungszeit war 20.30 Uhr
- 20.34 Uhr.
Standort: Ostufer des
Härtsfeldsees. (zwischen Nördlingen und Heidenau)
Breite 48° 43’ Länge 10° 22’ östl.
Nebenbei, vom großen
Meteoritenschauer war leider nicht viel zu sehen. Das war eher ein Flop.
Dennoch legte ich mich sehr zufrieden ins Auto um den Rest der Nacht zu
schlafen.
Mit
einer Computersimulation habe ich mir später durch Eingabe von Koordinaten und
Uhrzeit ein Bild der damals vorhandenen Sternenkonstellation verschafft.
Danach war die Sonne im Begriff
unterzugehen. — Jeder weiß, dass man zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges noch
keine Sterne sehen kann. Ausgenommen vielleicht die Venus, aber diese kam nicht
in Frage, da sie ohnehin niemals in Zenithnähe vorgefunden werden kann.
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/ET/beiUlm.htm