Tunnelfahrt

Hinab in die Unterwelt

 

April 2011

 

Eine Nacherzählung

Diesen Bericht habe ich in großen Teilen dem Original entnommen. Dabei handelt es sich um die Nacherzählung eines Augenfilmes, also der abgespeicherten Erlebnisse einer Person, in diesem Fall Walter Pfeffer (W.P.), die technisch so aufbereitet wurden, dass sie mittels eines Übertragungsgerätes anderen zugänglich gemacht werden können. Man sieht also quasi durch die Augen eines anderen das, was er erlebt hat.

 

Ein Ausflug

Es geht um einen jungen Mann, einem Bewohner des Baus (der Kolonie Neu Berlin), der mit einer kleinen Gruppe einen Ausflug hinaus aus der ansonsten hermetisch abgeriegelten Anlage machen darf. – Natürlich geht es nicht wirklich hinaus (in die Freiheit), sondern durch Tunnelsysteme und Schächte in die Welt, die noch unter ihnen liegt, die ebenfalls Teil einer gigantischen, von Außerirdischen errichteten, Infrastruktur darstellen.

 

Basen tief unten

Jene im Bau wissen von diesen unterirdischen Tunneln, welche einzelne Basen, von ihnen Cafes genannt, miteinander verbinden und wer weiß wo sonst überall noch hinführen. In einer Welt, in der die Freiheit auf einige Quadratkilometer begrenzt ist, werden solche Ausflüge schon zu wirklichen Highlights.

 

 

Die purpurne Höhle:

Ein besonderes Erlebnis

Eins der ungewöhnlichsten Erlebnisse Walters im Bau stellte sicherlich sein Ausflug in eine Höhle mit purpurnem Licht an der Decke dar. Dieses Erlebnis auf seinem Augenfilm habe ich nicht in meinen Bericht über sein Leben im Bau im Kapitel "Walter Pfeffer und das Leben der anderen im Bau" mit aufgenommen, da ich ihn nur schlecht in seine Lebensgeschichte integrieren kann. Ich weiß nicht, wieso er diese purpurne Höhle unter dem Bau besucht hat, wieso er dorthin offenbar nur so selten gefahren ist usw.. 

 

In guten Tagen

Den Ausflug in die purpurne Höhle unter dem Bau muss W.P. in der Zeit unternommen haben, als in seiner Welt noch alles in Ordnung war, als er noch eine Freundin hatte, als er noch ein göttliches Wesen in Mondscharade werden konnte …usw. Aus welchen Gründen auch immer erhielt er in dieser Zeit die Erlaubnis zusammen mit seiner Freundin, einen Teil der unterirdischen Höhlen unter dem Bau besuchen zu dürfen.

 

Pentagramm als Abzeichen

Auf seiner Fahrt runter in die Höhlenwelt musste er sich genauso wie seine Freundin Erydie auch ein 5- oder 6-zackiges silbernes Pentagramm an die Brust stecken, aus welchen Gründen auch immer. Dieser silberne Anstecker an seiner Brust war dabei in etwa 5 bis 10 cm groß, ganz so, als sei er eine Art Ausweis für die Fahrt in die Unterwelt. Ich persönlich vermute, dass dieser Anstecker Teil eines Selbsterniedrigungsrituals war, bei dem er sich zu einer Art jüdischen KZ-Opfer "Neu-Berlins" erniedrigen sollte. Die Gründe für diese Interpretation des Ansteckers an seiner Brust liegen auf der Hand. Wenn er an einem Ort, der sich großspurig "Neu-Berlin" nennt, als blonder Nordeuropäer einen unterirdischen Ort besucht, an dem überwiegend dunklere südländischere Menschentypen leben, dann sprechen allein diese wenigen Fakten bereits Bände. Zumal die Juden im dritten Reich ja, glaube ich, auch so 5- oder 6-zackige silberne Sterne tragen mussten, um sich im damals "arischen" Deutschland als "niederes" südländisches Menschengeschlecht zu erkennen zu geben. 

 

Bergarbeiterzug

Zu Beginn seiner Reise in die purpurne Höhle unter dem Bau muss Walter zusammen mit seiner Freundin in einen kleinen metallenen Mini-Zug steigen, der so aussieht als sei er mindestens hundert Jahre alt und für Bergarbeiter konstruiert, die viel unter Tage per Zug unterwegs sind. Das Dach dieses Zuges ist kaum höher als etwa zwei Meter und wenn man im Zug drin sitzt, ist das Dach so niedrig, dass selbst Klein-Walter nicht in diesem Zug aufrecht stehen kann. Wegen der geringen Größe des Zuges können in ihm auch nur etwa 10 weitere Personen aus dem Bau Platz nehmen. Genauso wie Walter auch tragen sie einen kleinen sechszackigen Stern an der Brust. Die meisten der anderen Leute im Zug neben Walter sind junge Leute so wie Walter auch. Der Älteste im Zug war allerdings vielleicht 50 bis 60 Jahre alt. Einige der anderen Mitreisenden neben Walter tragen blau-grüne Sachen, die meisten tragen aber graue oder grau-grüne bis grau-blaue Sachen. Und einige wenige unter ihnen tragen auch schwarz. 

 

Stockdunkel

Nachdem sich ihr kleiner metallener Mini-Zug schließlich in Bewegung gesetzt hat, rollen sie zunächst in einen unterirdischen Tunnel in den Klippen des Baus herein. Rasch wird es hier stockdunkel um sie herum, da der Tunnel durch den sie gleiten, nicht beleuchtet ist. Nur am Fahrtwind im fensterlosen Zug und am lauten Gerappel des Zuges durch den engen Korridor kann man spüren, dass der Zug noch fährt. Wegen der extremen Dunkelheit im Tunnel hört man die Reisenden im Zug gelegentlich verzückte Rufe ausstoßen, da ihnen dieses fahren durch die stockdunkle Umgebung offensichtlich Vergnügen bereitet. W.P.’s Freundin zu Walter: "Walter gib mir bitte einen Kuss! Es ist so gemütlich hier!"

 

Umsteigen in einer unterirdischen Halle

Nach nur wenigen Minuten Zugfahrt durch die stockdunklen Korridore kommen sie schließlich in eine unterirdische Halle, die schwach mit weißem Scheinwerferlicht beleuchtet ist. Hier müssen sie den Zug im Dämmerlicht verlassen, durch eine enge rote Luke in der Wand klettern und in einem weiteren Tunnel in noch weitaus bescheidenere Loren aus Holz und Stahl Platz nehmen. Diese Loren sind nicht einmal überdacht und sehen aus wie primitive Karren auf Rädern, mit denen Abraum per Schiene aus einem Bergwerk herausgerollt werden kann.

 

Weiterfahrt in Loren

Nachdem sie alle in diese primitiven Loren geklettert sind, setzt sich ihr Zug erneut in Bewegung. Ähnlich wie kurz zuvor gleiten sie wieder mit etwa 10 km/h durch nicht beleuchtete unterirdische Korridore. Diesmal dauert die Zugfahrt jedoch nicht ganz so lange wie die erste Fahrt. Schon nach wenigen hundert Metern schlägt der Triebwagen vor ihnen plötzlich eine eiserne Klapptür auf, hinter der es plötzlich wieder taghell wird.

 

Ein weiterer "Bau"?

Sie fahren nun durch eine kleine menschenleere unterirdische Halle, die ebenso wie der Bau nach oben hin durch eine flache weiße Kuppel aus Glas und Plastik abgedeckt ist. Beim Zurückschauen auf das Metalltor hinter ihnen kann W.P. noch erkennen, dass sie soeben aus einer etwa 20 Meter hohen Steinklippe, die bis unter das Dach des Baus reicht, herausgefahren sind. Nach nur wenigen Dutzend Metern Fahrt durch diese Höhle kommen sie an einer weißen Plastikwand vorbei, die mit rotgrünen Ranken bewachsen ist und fahren nun anscheinend wieder ein Stück durch den Bau. Etwa eine Minute lang kann man nun nämlich auf eine große grüne Wiese blicken, die im Hintergrund durch einen etwa 20 Meter hohen Hang begrenzt wird, der mit kleinen dunkelgrünen Tannen bewachsen ist. Direkt oberhalb des etwa 20 Meter hohen Hanges im Hintergrund  schließt sich auch hier wiederum das ebene weiße Dach des Baus an. 

 

Wieder im Tunnel

Kurz bevor sie erneut in einen dunklen Tunnel im gegenüberliegenden Berghang hineinfahren, fasst W.P.’s Freundin Walter an die Brust. Dabei sagt sie etwas verunsichert: "Walter, dein Stern!" Walter: "Ja, ich mache ihn mir gleich wieder dran!" Walter schaut sich seinen Stern einen Augenblick lang an und heftet ihn sich dann wieder an sein Hemd. Kaum dass der Zug das nächste eiserne Tor in den nächsten Tunnel am gegenüberliegenden Hang gequert hatten, begann ihr Zug auch schon seine Fahrt zu drosseln. Schließlich hielt er nur wenige Meter hinter dem Eingang der letzten Höhle an und jemand rief ihnen zu, dass sie hier den "Zug" wieder verlassen mussten.

 

Viel zu kurze Zugfahrt

Walter war sichtlich enttäuscht. Er hatte gehofft die spannende Zugfahrt durch dunkle Tunnels möge länger dauern. Nachdem sie schließlich alle ihren Zug verlassen hatten, kamen sie durch einige enge steinerne Höhlen mit schwacher gelblicher bis weißlicher Beleuchtung. In einer dieser nischenartigen Höhlen bleibt Walter zusammen mit seiner Freundin stehen. In einem kleinen Käfig aus Glas entdecken sie dort ein paar süße Meerschweinchen, die sie beim Knabbern von Nüssen und Pflanzenresten neugierig anstarren. ….. sie konnten sich nicht vom Anblick der kleinen Wollknäuel im Käfig losreißen.  Erst als die anderen aus ihrer kleinen Reisgruppe irgendwo am anderen Ende des verwinkelten Ganges durch die Erde verschwunden waren, konnten sich Walter und Erydie wieder vom Anblick der kleinen Meerschweinchen in ihrem Käfig losreißen.

 

Unterirdische Halle

Rasch liefen sie den anderen in ihrer Reisegruppe hinterher. Am anderen Ende ihres verwinkelten unterirdischen Ganges erreichten sie schließlich eine kleine unterirdische Halle, die mit Hilfe von etwas Scheinwerferlicht von der Decke beleuchtet wurde.

 

Drahtkäfig

Am Rand dieser Halle stand ein viereckiger Drahtkäfig, in dem auf schwarzen urigen Holzbänken schon die übrigen Leute aus ihrer Reisegruppe Platz genommen hatten. Erydie und Walter setzten sich zu ihnen dazu. Walter nahm nun den ungewöhnlichen Raum in Augenschein, in den man sie hier gelotst hatte. Die Wände dieses Raumes bestanden aus einem engmaschigen grauen Drahtgitter, vor das man eine Art Fachwerk aus klobigen schwarzen Holzbalken gebaut hatte. Im hinteren Bereich des Raums waren dabei vor das Holzfachwerk an der Wand noch ein paar klobige Holzbänke aus schwarzem Holz eingebaut worden. Diese waren nun alle mit Leuten aus ihrer Reisegruppe besetzt. In der Mitte ihres neuen Aufenthaltsraums befand sich auch noch ein großer klobiger Tisch, der ebenfalls aus schwarzem Holz gefertigt worden war. Alles in allem machte ihr Drahtgestell, das vermutlich Teil eines Aufzugs war, den Eindruck als habe jemand einer Erfindung aus dem 20. Jhd. seinen eigenen modischen Einrichtungsstil aufgeprägt. Aus einer kalten abstoßenden Zweckkonstruktion war so eine halbwegs einladende urige Wirtsstube der Marke Rustikal aus dem 15. Jhd. geworden. 

 

Tür verriegelt

Nachdem auch Walter und Erydie endlich in dem Drahtkäfig in der Höhle Platz genommen hatten, verriegelte vor ihnen ein junger Mann die Drahttür ihres neuen Hauses. Anschließend drehte er sich zu den versammelten Fahrgästen in dem Aufzug um, so als wollte er an sie eine kleine Ansprache richten. Walter nahm den jungen schwarz gekleideten Mann vorne an der Eingangstür ihrer Drahtkammer in Augenschein. Vor ihm stand ein Mann, den Walter ganz eindeutig als jemanden aus dem Kral, der Unterwelt, identifizieren konnte. Seine dunkle Kleidung, seine dunklen Haare und sein eigenartig schelmischer Blick sprachen Bände. Im Gegensatz zu den meisten anderen aus dem Kral schien dieser junge Mann allerdings einen ganz vergnügten Eindruck zu machen. Von Trauer und Depression war in seinen Gesichtszügen im Gegensatz zu vielen anderen Personen aus der Unterwelt nichts zu sehen.

 

Hinweise vom Liftführer

Noch während Walter den schwarzen Mann im Lift in Augenschein nahm, begann dieser auch schon mit seiner Ansprache an seine kleine Reisegruppe. Was er dabei zu sagen hatte, hörte sich sinngemäß in etwa so an: "Alle da, ja? …So und jetzt sind wir auf der letzten Etappe unserer heutigen Reise in das Haus des Vaters. Wenn ich hier gleich diesen Druckhebel betätige werden wir etwa 500 Fuß mit diesem Lift in die Tiefe fallen. Das ist an sich eigentlich nicht weiter gefährlich, so lange man rechtzeitig den Sturz mit einer Bremse abfängt.

 

Dann folgt etwas langatmig so etwas wie eine Animation, wie gefährlich solche eine Fahrt im Lift sein könnte ….. – Manchmal wollen Reisegäste einfach mit einprägsamen Gruselgeschichten zugedröhnt werden.

 

Liftfahrt

Mit einem leichten Ruck setzte sich nun der Fahrstuhl in Bewegung und begann schneller und schneller einen viereckigen Schacht unter ihren Füssen hinab zu gleiten. Schon nach kurzer Zeit erreichte ihr Lift dabei eine ganz beachtliche Geschwindigkeit, …..(die angeblich so schreckliche Liftfahrt habe ich ausgelassen)

Nachdem ihr Lift noch einige Male kräftig geruckelt und geschaukelt hatte, kam er schließlich ganz zum Stehen. Sie befanden sich nun in einer weiteren Höhle, die sich offenbar hier am Grund des Fahrstuhlschachtes auftat. 

 

Größere Höhle

Der Liftführer entriegelte hier nun die Drahttür ihres Gefährts und ließ sie der Reihe nach aus dem Lift herausgehen. Walter war heilfroh, den schrecklichen Fahrstuhl hier endlich wieder verlassen zu können. Nahezu als Letzter verließ er den Lift, mit dem sie hier heruntergefahren waren und betrat die mit Scheinwerfern beleuchtete Höhle vor ihnen. Diese schien schräg um die Ecke in eine weitere deutlich größere Höhle zu führen. Bereits nach etwa 10 bis 20 Schritten links um die Ecke vergrößert sich ihre Masse ganz erheblich. Hinter einer nicht überblickbaren Windung der Höhle tat sich eine schlauchartige Verdickung der Höhle auf, die etwa 30 Meter lang, 10 Meter breit und vielleicht 5 Meter hoch war.

 

Purpurrote Farben

Die unebenen Wände dieses Höhlenteils bestanden aus losem Stein und trockenem Lehm. Der Untergrund war hier ähnlich uneben wie in den Höhlengängen, in denen sie zuvor gewesen waren. An manchen Stellen sah der Boden hier sogar aus als hätte ihn jemand mal komplett umgegraben und anschließend wieder die ausgehobene Erde nur sehr ungleichmäßig wieder in die ausgehobenen Löcher verteilt. Besonderes Augenmerk schenkte Walter jedoch nicht dem unebenen Untergrund sondern der Decke der Höhle. Eigenartigerweise schien diese im hinteren Teil der Höhle gleichmäßig in purpurroten Farben zu leuchten, so als gäbe es dort irgendeine besondere Form von Lichtquelle.

 

Unheimliches Licht

Als W.P. dies sah, verstand er endlich, was der Liftführer zuvor mit dem Blut gemeint hatte, dass hier überall an der Decke kleben sollte. Wie Blut sah das ja nicht aus, was hier an der Decke war, sondern eher wie rot leuchtender Geist. Für W.P. war dies eine Erkenntnis, die ihm einen gehörigen Schrecken einjagte. All dieses rote Phasenraumlicht an der Decke war ihm unheimlich. Er nahm sich deshalb vor, sich dieser falschen Bestrahlung nur möglichst kurze Zeit auszusetzen und dann, wenn er alles in der Höhle gesehen hatte, schnell wieder in Richtung Lift aus der Höhle zurückzuziehen. 

 

Händler mit Souvenirs

Unter dem "roten Blut" an der Decke hatten sich im hinteren Teil der Höhle zahllose schwarz gekleidete Händler aus dem Bau versammelt. Auf kleinen aufklappbaren Holztischen breiteten sie dort nun ihre Waren aus und boten sie den Vorbeikommenden zum Kauf an. Einige dieser Händler schienen gerade erst zusammen mit W.P. in diese Höhle gekommen zu sein. Da das purpurfarbene Licht an der Decke wohl kaum ausgereicht hätte, um ihre Waren auf dem Tisch ausreichend zu erleuchten, hatten einige von ihnen auch schwarze kleine Scheinwerfer mitgebracht, die sie an Stangen an ihren Holztischen festgemacht hatten.  Kaum kam W.P. mit seiner Freundin an einem dieser Holztische vorbei, sprach ihn einer der Händler am Tisch auch schon darauf an, ob er nicht bei ihm etwas kaufen wolle. Als W.P. sich nicht abgeneigt zeigte, bot ihm die schwarz gekleidete Person am Tisch eine Reihe primitive Anstecker an, die W.P. sich anstecken könne.

 

Primitive Anstecker

Einer dieser Anstecker, die man ihm anbot, sah z.B. aus wie eine silberne Flamme mit einem C darin. Dieser Anstecker schien aus gegossenem Metall zu bestehen. Ein anderer Anstecker, den man ihm anbot, war dagegen wie eine Hand geformt. In diesen hatte man ebenfalls ein C eingraviert, so als wenn das das Wichtigste an diesem Anstecker wäre. Nachdem W.P. kein besonderes Interesse an diesen Ansteckern gezeigt hatte, bot man ihm auch noch einen Anstecker an, der wie ein langer falscher Zahn aussah.

 

Ansteckzähne

Ich meine auf diesem falschen Zahn wäre ebenfalls ein C eingraviert gewesen. Da Walter sich nicht vorstellen konnte, wie man diese falschen Zähne tragen sollte, erklärte ihm dies der Händler am Tisch. Ihm zufolge müsse man sich den falschen Zahn einfach nur auf die Lippe wie eine Klammer aufstecken. Man habe dann im Kiefer einen neuen kleinen Zahn und draußen vor dem Mund einen riesigen Eckzahn wie ein Raubtier. Walter interessierte sich für diese Ansteckzähne schon etwas mehr als für die silbernen Anstecker, die man ihm kurz zuvor gezeigt hatte. Dennoch konnte er sich aber nicht dazu durchringen, mehr als einen dieser eigenartigen Ansteckzähne einzukaufen. Insgesamt war er von den Waren, die man ihm hier anbot, enttäuscht. Auf einigen der benachbarten Tische entdeckte er zwar auch noch ein paar Deckchen mit rotgrüngelben oder rot-lila-gelben Mustern darauf. Aber auch an diesen Dingen fand er keinen besonderen Gefallen. 

 

Walter fühlt sich unwohl

Schon bald geht er deshalb zusammen mit seiner Freundin wieder in Richtung Lift zurück, um die purpurne Höhle so schnell wie möglich wieder verlassen zu können. Dabei gleitet sein Blick immer wieder über das purpurfarbene Licht an der Decke, so als gälte es diesem wieder so schnell wie möglich den Rücken zu kehren. Erst als er wenige Augenblicke später wieder den Eingangsbereich der purpurfarbenen Höhle erreicht, in dem die Decke nicht mehr purpurfarben leuchtet, fühlt W.P. sich wieder in seiner Haut wohl. Zusammen mit seiner Freundin stellt er sich dort neben den Fahrstuhl, so dass er immer noch mit einem Auge zurück in die purpurfarbene Höhle gucken kann. Von dort aus beobachtet er noch eine ganze Weile das Treiben der Händler und Käufer in der Höhle.

 

Weitere Schächte

Fast alle Besucher des Krals haben sich nun in der purpurfarbenen Höhle verteilt und kaufen dort ähnlichen Quatsch ein wie der, den er gerade in der Höhle erstanden hat. Während Walter dem Treiben der Händler und Käufer in der Höhle zuschaut, gleitet sein Blick immer wieder in einen seitlich abzweigenden Tunnel der purpurfarbenen Höhle, in dem man im Hintergrund einige silberne Vorhänge oder ähnliches erkennen konnte. Walter fragt sich, was es dort wohl noch so alles zu sehen gab.

 

Leuchtender Geist

Er traut sich allerdings nicht, dieser Frage durch einen kurzen Erkundungsgang auf den Grund zu gehen. Stattdessen wendet er sich nach einer Weile wieder von der purpurfarbenen Höhle ab und setzt sich zu einigen anderen Fahrgästen in den Lift. Einer der  Fahrgäste dort lässt ihn dabei wissen: "Gleich gibt es hier noch eine kleine Lichtershow. Jemand hat hier etwas Geist von "die na" (oder so ähnlich) mitgebracht." Wenige Minuten später gesellte sich schließlich die Person zu ihnen, die angeblich den leuchtenden Geist von "die na" eingeholt haben sollte. Kaum war sie im Lift angekommen, verteilte sie unter den Fahrgästen auch schon überall etwas Luft, die angeblich leuchten sollte. Von der angepriesenen Leuchtkraft war allerdings nicht viel zu sehen. Man musste schon sehr viel Fantasie haben, um im Behälter des Besuchers aus dem Bau etwas purpurfarbenes Licht zu sehen. Walter jedenfalls gelang dies nicht.  

 

Mann im Rollstuhl

Die letzte Person, die im Fahrstuhl wieder mit nach oben fahren will, ist ein älterer Herr in einem Rollstuhl aus Holz. Ich bin mir sicher, dass ich dieselbe Person auch mal in einem Film über unsere Basis gesehen habe. Auf dem Weg runter in den Kral war dieser alte Herr noch nicht mit dabei gewesen. Jetzt auf dem Weg zurück in den Bau, war er jedoch mit dabei. Überhaupt schienen jetzt auf der Rückfahrt in den Bau deutlich mehr Personen im Lift zu sein als auf der Hinfahrt. W.P. nahm diesen Unterschied sehr deutlich war, wunderte sich allerdings im Gegensatz zu mir nicht darüber.

 

Einige arbeiten wohl im Kral

Offenbar kam es also im Verlaufe eines Tages häufiger vor, dass Personen hier in den Kral herunter reisten, wovon W.P. anscheinend auch wusste. Der letzte Lift hoch musste dann verständlicherweise alle Personen, die zuvor herunter gereist waren, wieder mit nach oben hoch nehmen.  Nachdem schließlich auch der alte Herr im Rollstuhl, es endlich in den Lift reingeschafft hatte, schloss der Liftfahrer das Gitter hinter ihnen und betätigte einen Knopf draußen neben der Eingangstür des Lifts. Der Lift setzte sich nun in Bewegung und glitt mit langsam zunehmender Geschwindigkeit wieder der oberirdischen Welt entgegen. Ende dieses Augenfilms von Walter Pfeffer über eine purpurfarbene Höhle unter dem Bau.  …..

 

Anmerkung

Ziemlich erschreckend finde ich auch, was die Besucher der purpurnen Höhle dort veranstaltet haben. Man ist eigens dorthin hinab gereist nur um dort von einigen anderen Personen aus dem Bau wertlosen Krimskrams aus dem Bau zu erstehen. All dies erinnert doch sehr an das biblische Motiv von der Vertreibung der Händler aus den Gotteshäusern. Ganz so als würden die im Kral sagen "hier in unserem Heiligtum unter der Erde sind Händler ausdrücklich erwünscht!" Was für ein stumpfsinniger rebellischer Geist kann hinter solch einer blödsinnigen Aktion wohl stecken? Besonders originell ist so eine Aktion ja nicht gerade. Vielmehr hat man den Eindruck als sei der selbsternannte Feind der Religiösen im Bau jemand, der ebenso religiös verbrämt ist wie die im Bau, allerdings mit dem Unterschied, dass man vom Leben dort enttäuscht ist. Wirklich rebellischer Geist hingegen würde den einfallslosen Trotteln im Bau endlich mal ein paar Bilder der Personen malen, die ihnen wahrscheinlich das schöne Geschenk "Bau" gemacht hat. Aber so viel kreativer Geist war wahrscheinlich im Bau von oben eher unerwünscht. 

 

Alles lässt sich ungekürzt und bebildert in seinem Buch auf Seite 262: www.projectcamelot.org/base_new_berlin.html nachlesen.

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/NeuBerlin/tunnelfahrt.htm