Enlil

Befehlshaber über die Erde

 

Mai 2007

 

Dieser Artikel behandelt die Person des Enlil nur ganz oberflächlich.

 

Mythen der Anfänge 

Enlil war ein Gott mit vielen Namen, doch den meisten Aufschluss über diesen Gott sollten wir aus den sumerischen, akkadischen und assyrischen Aufzeichnungen erhalten. In diesem Kulturkreis sind auch die Keilschrifttexte hergestellt worden, die als die ältesten Zeugnisse dokumentierten Wissens gelten. Besonders aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die alten sumerischen Mythen. Da noch längst nicht alles gefundene Material übersetzt wurde, dürfte es auch in Zukunft hier und da Ergänzungen geben.

Natürlich wird man diese Mythen nicht eins zu eins interpretieren wollen; auch wird man annehmen können, dass die Geschichte der Götter durchaus einseitig und verzerrt wiedergegeben wurde.

 

Geschichten von einst 

Wie sind die Menschen an dieses Wissen gelangt? Ich behaupte, es gab immer gewisse Menschen, mit denen die Götter Kontakt hatten. Und diesen wurden dann "Geschichten" erzählt; sei es, dass sie gewisse Fragen hatten oder sei es, dass die Informanten ein bestimmtes Wissen verbreitet wissen wollten.

 

Plejadengötter

Was uns z.B. in der Bibel vorenthalten wird: Es könnte sich bei "Gott" bzw. bei den Göttern um eine plejadische Götterfamilie gehandelt zu haben. Gottvater war An (Anu). Er hielt sich aber eher im Hintergrund. Das eigentliche Geschehen auf der Erde wurde von seinen beiden Söhnen Enlil (in der Bedeutung von: Herr Wind), und Enki (Ea) bestimmt. Alle drei Götter werden in der biblischen Berichterstattung auf einen einzigen Gott reduziert. Nur auf Umwegen ist es nachträglich möglich, gewisse Geschehnisse und Aktivitäten einem bestimmten Gott zuzuweisen. (Z.B. anhand des Sintflutberichts)

 

Rechtmäßiger Erbe

Enlil war der einzige Sohn des Gottes Anu mit seiner Frau Antu. Damit war er im Prinzip der rechtmäßige Erbe und der Herr der Erde.

Doch seinem Halbbruder Enki wurde diese Macht anfangs übertragen, denn er war der Erstgeborene. Seine Mutter gehörte jedoch nicht aus dem Geschlecht der Anunnaki, und hatte deswegen geringere Erbrechte.

 

Das Los entschied

Durch einen Losentscheid wurde ihm einst Macht und Verantwortung über die Erde zugesprochen.

Das zumindest ist die Aussage aus dem sumerischen Atra Hasis – Epos.

 

Atra Hasis 10

und ihr Aufseher Ennugi.

Die Götter ergriffen die (Los-)Flasche,

warfen das Los und teilten ihre Anteile.

Anu stieg hinauf in den Himmel,

die Erde übernimmt ... (= Enlil).

 

Sein Machtbereich

In Nippur errichtete er seine Erdbasis. Von hier aus beaufsichtigte er das Projekt Erde.

Ihm unterstand die Erde, wohingegen seinem Halbbruder Enki das Wasser unterstellt wurden.

 

Ein strenger Gott 

Er setzte Könige ein und achtete darauf, dass sie seinen Regeln folgten. Damit schlüpft er ausgezeichnet in die Rolle des biblischen Gottes Jahwe.

Nicht immer war sein Verhältnis zu den Menschen ungetrübt!

Er gedachte sogar, durch die Sintflut die gesamte Menschheit auszurotten. Auch in Sachen Sodom und Gomorra war er nicht ganz unbeteiligt, dass eine ganze Region vernichtet wurde.

Siehe dazu auch: "Der Rachegott", "Nuklearkrieg"

 

Lärm der Menschen

Etwas merkwürdig mutet das zwiespältige Verhältnis Enlils zu den Menschen an.

Einerseits wollte er die Menschen, um sie für eigene Interessen arbeiten zu lassen und andererseits waren die Menschen zu laut (was auch immer damit gemeint war), nachzulesen im Atra(m) Hasis Epos.

 

Atram Hasis

352

Es waren noch keine 1200 Jahre vergangen,

da wurde das (bewohnte) Land immer größer,

die Menschen immer zahlreicher.

Das Land (der Menschen) brüllte wie ein Stier,

355

und durch ihren Lärm fühlte sieh der Gott belästigt. Enlil hörte ihr Geschrei

und sprach zu den großen Göttern:

»Das Geschrei der Menschen ist mir lästig.

Durch ihren Lärm finde ich keinen Schlaf

360 Laßt eine Seuche entstehen, (die sie zum Schweigen bringt)!«


II Kol. 1

Zwölfhundert Jahre waren (abermals) vergangen,

da wurde das (bewohnte) Land größer und die Menschen zahlreicher.

Das Land (der Menschen) brüllte wie ein Stier.

Der Gott fühlte sich durch ihren Lärm belästigt.

 

5

Enlil hörte ihren Lärm

und sprach zu den großen Göttern:

»Groß ist der Lärm der Menschen.

Durch ihr Geschrei finde ich keinen Schlaf

Schneidet den Menschen alle Nahrung ab,

 

Da auch die zweite Plage die Menschen nicht genügend dezimierte, wurde noch eine dritte Plage inszeniert. Diese ist uns als Sintflut bekannt.

 

Streit unter den Göttern

Die sumerischen Überlieferungen sind genauer. Hier beschränkte man sich nicht nur auf einen Gott. Außerdem räumte man ein, dass unter den Göttern nicht immer Eintracht herrschte.

Der eine Gott (Enlil) wollte die Menschen vernichten und der andere Gott (Enki) widersetzte sich dem Vorhaben des Gottes, der die Macht über die Erde hatte und sorgte dafür, dass zumindest eine kleine Gruppe Menschen die Katastrophe überlebt. (Mehr dazu unter: Sintflut)

 

Enlil=JHWH

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass dieser Enlil kein geringerer ist als der hebräische Gott JHWH ist, und wenn es sich bei JHWH um so etwas wie einen Titel handelt, dann dürfte er diesen einst gehabt haben.

Damit dürfte aber auch klar sein, dass sein Halbbruder Enki, der Erstgeborene Anus (Gottvater) jener ist, der oftmals in die Rolle des Gegenspielers schlüpft.

Enlil heißt übersetzt: Herr Wind. Im Zusammenhang gesehen kann das Wort aber auch "Herr des lauten Wortes" oder "Herr des Befehls" bedeuten, was durchaus zum hebräischen Gott Jahwe passen dürfte.

 

Machtwechsel

Es gilt aber anzumerken, dass Enlil, aus welchem Grund auch immer, sein Zepter (über die Erde zu herrschen) an seinen Sohn Nanna (Sin) abtrat. Das würde bedeuten, dass in der Zeitspanne, in welcher in der Bibel von dem Gott der Israeliten berichtet wird, wiederum nicht Enlil, sondern Nanna gemeint ist. So viel zum Thema Göttertohuwabohu.

 

Menschliche Götter

So bekommen die Götter letztendlich ganz menschliche Züge.

Gemäß der Bibel sehen wir ihnen ja auch ähnlich (1Mose 1,26).

Und auch eine Kopulation zwischen Gott (einem Gottessohn) und den Menschen ist nicht ausgeschlossen (1Mose 6,4).

Man kann mit Gott reden (1Mose 3,10-19) oder (1Mose Kap. 18) u.v.m.

  

Gott ist anders

Wollen wir einen abstrakten Gott, den wir uns nicht wirklich vorstellen können?

Wollen wir einen Gott, der über uneingeschränkte Machtbefugnisse verfügt?

Dieser Gott scheint eher ein konstruierter Gott zu sein. Doch da die christliche Kirche genau solch einen Gott propagiert hat, sind wir mit einem entsprechenden Gottesbild vertraut.

 

Götterfamilien

Die Alten kannten Götterfamilien mit vielen Göttern, einer umfangreichen Göttergenealogie und auch Halbgötter. Wir sind gelehrt worden, dies als heidnisch zu betrachten. Götter, die untereinander streiten, sich gar bekriegen, die mit einer Menge an Unzulänglichkeiten behaftet waren, was sind das für einfältige, ja primitive Gottesbilder!

Wie "oben" – so "unten". Haben wir nicht vielleicht nur unsere Gene von den Göttern, sondern auch etwas von ihren Eigenschaften???

  

Kampf unter den Göttern

Dennoch, der Streit unter den Göttern währt noch.

 

Offb 12,7 (Luther)

Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel,

 

Es ist also alles andere als Eintracht, was wir im Himmel unter den Göttern zu erwarten haben. Damit liegen die "heidnischen" Göttergeschichten gar nicht so weit von der biblischen Darstellung entfernt. Sicherlich dürfte ein Blick über den Tellerrand zu mehr Objektivität führen. Unser Gottesbild wird dadurch zwar mächtig ramponiert werden, doch ein wahrheitliches Gottesbild ist mir lieber als ein idealisierter Gott, den es "so" nicht gibt.

 

Weiter gedacht

Nun habe ich eins und eins zusammengezählt. Wohlgemerkt, nachfolgende Schlussfolgerungen sind nur dann stimmig, wenn meinerseits alle wesentliche Puzzleteile richtig zusammengesetzt wurden.

 

Enlil                       ->         JHWH (Zeus und andere)

Jahwe                    ->        Jehoschua

 

Bitte seht in dieser Überlegung bestenfalls eine theoretische Möglichkeit. Diese wäre in manchen Punkten wohl logisch aber eben nicht zwingend.

 

Übernimmt Verantwortung 

Demnach dürfte sich (angenommen, die hier gemachten Überlegungen wären stimmig), der Gott der ursächlich für das Menschengeschlecht verantwortlich gewesen war, zu bestimmter Zeit selbst als Mensch in dieses hineinbegeben haben, um Dinge im Lauf der Geschichte zu korrigieren, die nicht nach Plan gelaufen waren.

In sich wäre dieses Geschehen wohl stimmig, aber eben nicht mit kirchlichen/christlichen Vorstellungen vereinbar.

Aus dem Gott, der mehrmals versuchte, die Menschen zu vernichten, wurde der eher Sanftmut predigende Christus. Eine Korrektur der Ansichten und eine Korrektur seiner selbst, die Übernahme von Verantwortung?

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/anunnaki/enlil.htm