2Tim 3,16
Wahrscheinlich
könnte man in jeder christlichen Institution auf irgendeine Weise fündig
werden.
Exemplarisch
habe ich an dieser Stelle einen Auszug der dogmatische Konstitution des Zweiten
Vatikanischen Konzils eingeführt. Ich verweise hier insbesondere auf das dritte
Kapitel, in dem besonders auf 1 Tim 3,16,17 Bezug genommen wird.
(Das folgende Dokument
habe ich als Anhang in der Herder – Bibel gefunden.)
2.
Gott hat in seiner Güte und Weisheit beschlossen, sich selbst zu
offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1:9): daß die Menschen
durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater
haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur (vgl. Eph 2:18; 2 Petr 1:4).
In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott (vgl. Kol 1:15; 2 Tim 1:17)
aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde (vgl. Ex 33:2; Jo
15:14—15) und verkehrt mit ihnen (vgl. Bar 3:38), um sie in seine Gemeinschaft
einzuladen und aufzunehmen. Das Offenbarungsgeschehen ereignet sich in Tat und
Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im
Verlauf der Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die
durch die Worte bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke
und lassen das Geheimnis, das sie enthalten, ans Licht treten. Die Tiefe der
durch diese Offenbarung über Gott und über das Heil des Menschen erschlossenen
Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der zugleich der Mittler und die Fülle
der ganzen Offenbarung ist.
3.
Gott, der durch das Wort alles erschafft (vgl. Jo 1:3) und
erhält, gibt den Menschen jederzeit in den geschaffenen Dingen Zeugnis von sich
(vgl. Röm 1:19—20). Da er aber den Weg über natürlichen Heiles eröffnen wollte,
hat er darüber hinaus sich selbst schon am Anfang den Stammeltern kundgetan.
Nach ihrem Fall hat er sie wiederaufgerichtet in Hoffnung auf das Heil, indem
er die Erlösung versprach (vgl. Gn 3:15). Ohne Unterlaß hat er für das
Menschengeschlecht gesorgt, um allen das ewige Leben zu geben, die das Heil
suchen durch Ausdauer im guten Handeln (vgl. Röm 2:6—7). Später berief er
Abraham, um ihn zu einem großen Volk zu machen (vgl. Gn 12:2), das er dann nach
den Patriarchen durch Moses und die Propheten erzog, ihn allein als lebendigen
und wahren Gott, als fürsorgenden Vater und gerechten Richter anzuerkennen und
auf den versprochenen Erlöser zu harren. So hat er dem Evangelium den Weg durch
die Zeiten bereitet.
4.
Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten
gesprochen hatte, ,,hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn"
(Hebr 1:1—2). Er hat seinen Sohn, das ewige Wort, das Licht aller Menschen,
gesandt, damit er unter den Menschen wohne und ihnen vom Innern Gottes Kunde
bringe (vgl. Jo 1:1—18). Jesus Christus, das fleischgewordene Wort, als ,,
Mensch zu den Menschen" gesandt, ,,redet die Worte Gottes" (Jo 3:34)
und vollendet das Heilswerk, dessen Durchführung der Vater ihm aufgetragen hat
(vgl. Jo 5:36; 17:4). Wer ihn sieht, sieht auch den Vater (vgl. Jo 14:9). Er
ist es, der durch sein ganzes Dasein und seine ganze Erscheinung, durch Worte
und Werke, durch Zeichen und Wunder, vor allem aber durch seinen Tod und seine
herrliche Auferstehung von den Toten, schließlich durch die Sendung des Geistes
der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt und durch göttliches
Zeugnis bekräftigt, daß Gott mit uns ist, um uns aus der Finsternis von Sünde
und Tod zu befreien und zu ewigem Leben zu erwecken.
Daher ist die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und
endgültige Bund, unüberholbar, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung
mehr zu er warten vor der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus in
Herrlichkeit (vgl. 1 Tim 6:14 und Tit 2:13).
5.
Dem offenbarenden Gott ist der ,,Gehorsam des Glaubens" (Röm
16:26; vgl. Röm 15; 2 Kor 10:5—6) zu leisten. Darin überantwortet sich der
Mensch Gott als ganzer in Freiheit, indem er sich ,,dem offenbarenden Gott mit
Verstand und Willen voll unterwirft" und seiner Offenbarung
willig zustimmt. Dieser Glaube kann nicht vollzogen werden ohne die
zuvorkommende und helfende Gnade Gottes und ohne den inneren Beistand des
Heiligen Geistes, der das Herz bewegen und Gott zu wenden, die Augen des
Verstandes öffnen und , ,es jedem leicht machen muß, der Wahrheit zuzustimmen
und zu glauben". Dieser Geist vervollkommnet den Glauben ständig durch
seine Gaben, um das Verständnis der Offenbarung mehr und mehr zu vertiefen.
6.
Durch seine Offenbarung wollte Gott sich selbst und die ewigen
Entscheidungen seines Willens über das Heil der Menschen kundtun und mitteilen,
,,um Anteil zu geben am göttlichen Reichtum, der die Fassungskraft des
menschlichen Geistes schlechthin über steigt".
Die Heilige Synode bekennt, „daß Gott, aller Dinge Ursprung und
Ziel, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen
Dingen sicher erkannt werden kann" (vgl. Röm 120); doch lehrt sie, seiner
Offenbarung sei es zuzuschreiben, „daß, was im Bereich des Göttlichen der
menschlichen Vernunft an sich nicht unzugänglich ist, auch in der gegenwärtigen
Lage des Menschengeschlechtes von allen leicht, mit sicherer Gewißheit und ohne
Beimischung von Irrtum erkannt werden kann" .
11.
Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift enthalten ist
und vorliegt, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden;
denn aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der
Kirche, die Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit
allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter der Einwirkung des
Heiligen Geistes geschrieben (vgl. Jo 20:31; 2 Tim 3:16; 1 Petr 1:19—21; 3:15—16),
Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind. Zur Abfassung der Heiligen
Bücher hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen
Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er — in
ihnen und durch sie wirksam — geschrieben haben wollte, als echte Verfasser
schriftlich zu über liefern.
Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen
aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern
der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit
lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet
haben wollte. Daher ,,ist jede Schrift, von Gott eingegeben, auch nützlich zur
Belehrung, zur Beweisführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der
Gerechtigkeit, damit der Gott gehörige Mensch bereit sei, wohlgerüstet zu jedem
guten Werk" 2 Tim 3:16—17 griech.).
12.
Da
Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat,
muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mit teilen wollte,
sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen
beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte.
Um die Aussageabsicht der
Hagiographen zu ermitteln, ist neben anderem auf die literarischen Gattungen zu
achten.
Denn die Wahrheit wird je
anders dar gelegt und ausgedrückt in Texten von in verschiedenem Sinn
geschichtlicher, prophetischer oder dichterischer Art, oder in anderen
Redegattungen. Weiterhin hat der Erklärer nach dem Sinn zu forschen, wie ihn
aus einer gegebenen Situation heraus der Hagiograph den Bedingungen seiner Zeit
und Kultur entsprechend — mit Hilfe der damals üblichen literarischen Gattungen — hat ausdrücken wollen und
wirklich zum Ausdruck gebracht hat. Will man richtig verstehen, was der heilige
Verfasser in seiner Schrift aussagen wollte, so muß man schließlich genau auf
die vorgegebenen Umwelt bedingten Denk-, Sprach- und Erzählformen achten, die
zur Zeit des Verfassers herrschten, wie auf die Formen, die damals im
menschlichen Alltags- verkehr üblich waren.
Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden
muß, in dem sie geschrieben wurde, erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes
der heiligen Texte, daß man mit nicht geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und
die Einheit der ganzen Schrift achtet, unter Berücksichtigung der lebendigen
Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens. Aufgabe der
Exegeten ist es, nach diesen Regeln auf eine tiefere Erfassung und Auslegung
des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf
Grundwissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift. Alles, was die
Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche,
deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und
auszulegen.
13.
In der Heiligen Schrift also offenbart sich,
unbeschadet der Wahrheit und Heiligkeit Gottes, eine wunderbare Herablassung
der ewigen Weisheit, ,"damit wir die unsagbare Menschenfreundlichkeit
Gottes kennenlernen und erfahren, wie sehr er sich aus Sorge für unser
Geschlecht in seinem Wort herabgelassen hat". Denn Gottes Worte, durch
Menschenzunge formuliert, sind menschlicher Rede ähnlich geworden, wie einst
des ewigen Vaters Wort durch die Annahme menschlich-schwachen Fleisches den
Menschen ähnlich geworden ist.
www.fallwelt.de/bibel/bibel/2konzil.htm