Die Bibel
Oktober 2004
Man sollte sicherlich
vorsichtig sein, voreilig diese Behauptung aufzustellen.
In der Bibel wird in der
Genesis (soll Moses geschrieben haben) zwar das Thema "Erschaffung des
Menschen" aufgegriffen, doch kein einziger Bibelschreiber war Augenzeuge
jener Geschehnisse aus einer so lange zurückliegender Zeit.
Woher hatte Moses dieses
Wissen, vorzugsweise die Informationen aus seinem ersten Buch der Genesis?
·
In
der Bibel werden einige Bücher erwähnt, die im Bibelkanon nicht aufgenommen
wurden (Siehe unter: Verloren oder zensiert). Sollte
Moses sein Wissen aus solch einer Schrift erhalten haben? Einer Aufzeichnung
welche die Patriarchen der frühen Zeit bereits begonnen hatten?
·
Andere
machen es sich noch einfacher und argumentieren, Gott (ggf. seine Engel) haben
Moses damals auf dem Berg oder bei einer späteren Gelegenheit alles erzählt,
was am Anfang geschah. Das wäre Wissen aus ganz kompetenter Quelle. Moses hat
demnach dieses Wissen später nur niedergeschrieben. – Selbst wenn dieser
Hergang, der in sich schlüssig und logisch zu sein scheint, recht einleuchtend
ist, ist nichts dergleichen bewiesen.
·
Einige
ziehen die Möglichkeit heran, dass sich Moses sein Wissen aus Ägyptischen
Quellen besorgt haben könnte. – Schließlich lebte Moses 40 Jahre am ägyptischen
Hofe und wird dort folglich auch Zugang zu alten Aufzeichnungen gehabt haben.
Außerdem wird ihm das Wissen jener Zeit und jener Kultur bekannt gewesen sein.
Da Ägypten zu den großen Kulturen jener Zeit zählte, hatte Moses ideale
Voraussetzungen für Vergangenheitsstudien.
Die
Bibel selbst gibt uns keine hilfreichen Hinweise woher Moses sein Wissen gehabt
haben könnte. – Das
Eingeständnis, Moses habe sein Wissen aus ägyptischen Quellen, ist mutig, denn
damit würde man anerkennen, daß Heidenvölker (aus christlicher Sichtweise)
Bewahrer grundlegender Wahrheiten waren, die später zu Grundbausteinen des Jüdischen, des
Christlichen und des Moslemischen Glaubens wurden.
Darüber hinaus muss man berücksichtigen, dass einige
dieser alten Kulturen uns eine große Menge an Artefakten hinterlassen hat. Ich
denke da vorzugsweise an die vielen Tontafeln aus sumerischen und akkadischen Quellen.
Auf diesen Tafeln ist uns tatsächlich frühes Wissen erhalten geblieben; z.B.
über die Anfänge der Menschheit. Auch die Entstehung des Sonnensystems wird
dort detailliert beschrieben, wohingegen uns die Bibel den gesamten Hergang mit
den Worten zusammenfasst: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde."
Schriften (Epen), wie Atra Hasis, Enuma Elisch oder
Gilgamesch (um einige bekanntere zu nennen), gehen in vielen Dingen weit mehr
ins Detail als die Bibel es tut. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind
älter als die Bibel. Da auf Ton geschrieben, waren sie den zerstörenden
Einflüssen der Umwelt weit weniger ausgesetzt als Dokumente auf Pergament.
Auch die Schreiber der alten Tontafeln waren nicht
Augenzeuge der frühen Ereignisse. Aber sie schrieben auf, was die großen
Götter* der alten Zeit ihnen sagten, bzw. geboten, um es für die Nachwelt zu
erhalten. (Zensiertes Wissen über die Anfänge der Menschheit.) Da Moses
vergleichbare Quellen[1]
herangezogen haben mag, konnte auch er uns nur das Wissen vermitteln, welches
den damals herrschenden Göttern* genehm war.
*Götter im Plural! Das ist
die Aussage der Bibel, und praktisch aller alten Kulturen. Das
christlich/kirchlich geprägte Gottesbildes kennt hingegen nur den einen Gott.
Dadurch entstand ein Zerrbild, welches unsere westliche Kultur prägte, aber
auch die Wirklichkeit verschleierte.
Unweigerlich muss ich dabei an den Weihnachtsmann
denken, die (Lügen) Märchen der Eltern, woher die Geschenke unterm
Weihnachtsbaum kommen.
Der Gott (die Götter) erzählen den Menschen ein klein
wenig, damit ihr Wissensdurst erst einmal gestillt ist. – Aber wenn die
Menschen (Menschheit) älter geworden ist (21.Jahrh.), reicht dieses Wissen
nicht mehr aus. Sie zweifeln an dem Wahrheitsgehalt von Geschichten wie denen
von Adam und Eva. Genauso wie Kinder, wenn sie heranreifen wissen, dass das mit
dem Weihnachtsmann nicht stimmt, bzw. erahnen, dass es nicht stimmen kann.
Auch wenn von vielen kirchlichen Institutionen immer
ein gewisser wissenschaftlicher Wahrheitsgehalt in die Genesis, (wie diese von
Moses berichtet wird) hineininterpretiert wird, wird sie nicht automatisch zu
einem Faktum, welches sich eins zu eins umzusetzen ließe.
Die Bibel ist auf Pergament geschrieben. Erst in
nachchristlicher Zeit ging man dazu über Schriften (der besseren Übersicht
wegen und weil inzwischen anderes Buchmaterial zur Verfügung stand) in Buchform
anzufertigen. Man könnte jetzt (etwas kleinkariert) argumentieren, die von mir
angeführten Quellen, die allesamt deutlich älter als die Bibel sind, waren
schließlich keine Bücher. Das stimmt, es waren meist Tontafeln. Aber Tontafeln
waren eben geeignet geschriebenes Wissen über eine lange Zeit hinweg zu
konservieren. Die Bibel fußt auf Quellen, welche auf Pergament geschrieben
wurden. Der Vorteil war, dass man größere Datenmengen schnell bei der Hand
hatte. Dafür war deren Haltbarkeit recht begrenzt. Selbst unter besten
Verhältnissen aufbewahrte Schriftrollen (Qumranrollen) hatten die 2000Jahre nur
sehr bedingt überstanden, wohingegen Tontafeln, welche teilweise weit mehr als
das doppelte Alter aufwiesen, immer noch in einem recht guten Zustand sind.
Die Bibel, (genauer deren Quellschriften) musste also
immer aufs neue kopiert werden, um sie auch späteren Generationen noch
zugänglich machen zu können.
Fakt ist also, dass die Bibel (zumindest deren
Urschriften) auch kein Buch ist. Von dem (einem) ältesten Buch zu reden ist
also recht irreführend. Besser, da korrekter, wäre von Schriftstücken zu reden.
Dabei spielt es denn keine Rolle, ob das Material ein Stein, eine Tontafel, ein
Metallblech, Pergament oder eben Papier ist.
Und
was ist nun das älteste Schriftstück? Diese Frage kann ich nicht beantworten.
Zur Zeit ist man dabei, bestimmte schriftliche Artefakte immer früheren Epochen
zuzuschreiben. Bisher lag (liegt teilweise immer noch) so etwas wie ein Tabu
darauf, ein lange beherrschendes Weltbild (Stichwort: die Bibel ist das älteste
Buch) in Frage zu stellen. Damit würde die ganze Geschichte der Menschheit neu
geschrieben werden müssen. Dagegen sperren sich noch viele Geister
(Interessengruppen). Aber eines lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Die Bibel
ist nicht das älteste Schriftstück der Menschheit. Es ist zweifellos ein altes
Werk. In dieses alte Werk sind auch Quellen eingeflossen, die noch älter waren,
doch damit reichen sie bei weitem nicht bis an die Anfänge der Menschheit
zurück. Auch der Bericht über Adam und Eva darf darüber nicht hinwegtäuschen!
Autor: B.
Freytag
www.fallwelt.de/bibel/bibel/alt.htm
[1] (Auch Ägypten besaß eine Vielzahl von Aufzeichnungen aus frühester Zeit. Zur
Zeit werden sogar immer noch mit Hieroglyphen besetzte Steine übersetzt, welche
belegen, daß es einst eine Zeit gab, in der die Götter unter den Menschen
weilten)