Evangelien
aufschreiben
Dezember 2005
An keiner
Stelle finden wir in den Evangelien einen Hinweis darauf, dass Christus einen Auftrag
erteilt hätte, sein Wissen möge in Spruchsammlungen oder sonst wie
aufgeschrieben werden. Genauso wenig gibt es Hinweise darauf, dass über sein
Leben und Wirken eine Biographie geschrieben werden sollte.
Das sollte
doch nachdenklich stimmen.
So haben wir
über das Leben und Wirken Christi keine wirklich akribische Aufzeichnung. In
den Evangelien und auch in den Briefen der Apostel wird nur ganz subjektiv
reflektiert, was sich im Nachhinein zusammentragen ließ.
Gläubige
Christen werden den heiligen Geist ins Feld führen und sich darauf verlassen,
dass Gottes Geist schon bewirkt haben wird, dass sich auch wirklich alles so
zugetragen hat, wie es uns in den heiligen Schriften überliefert wurde.
("Kann sein – muss aber nicht")
Ein
Weggefährte der ersten Apostel, ein gewisser Klemens* (gestorben um 101 n.
Chr.), hat nach Eusebius (Kirchenhistoriker im 4. Jahrhundert) Hinweise
geliefert, wie es zum Aufschreiben der Evangelien kam.
* siehe auch
die Hinweise zu Klemens am Ende des Aufsatzes.
… In dem gleichen Werke teilt
Klemens bezüglich der Reihenfolge der Evangelien eine Überlieferung mit, welche
er von den alten Presbytern erhalten hatte. Dieselbe lautet: diejenigen Evangelien, welche
die Genealogien enthalten, seien zuerst geschrieben worden.
Beim Evangelium nach Markus
waltete folgende Fügung. Nachdem
Petrus in Rom öffentlich das Wort gepredigt und im Geiste das Evangelium
verkündet hatte, sollen seine zahlreichen Zuhörer Markus gebeten haben, er
möge, da er schon seit langem Petrus begleitet und seine Worte im Gedächtnis
habe, seine Predigten niederschreiben. Markus habe willfahrt und ihnen der
Bitte entsprechend das Evangelium gegeben.
Als Petrus davon erfuhr, habe er
ihn durch ein mahnend Wort weder davon abgehalten noch dazu ermuntert. Zuletzt habe Johannes in der
Erkenntnis, dass die menschliche Natur in den Evangelien (bereits) behandelt
sei, auf Veranlassung seiner Schüler und vom Geiste inspiriert ein geistiges
Evangelium verfasst. Soweit Klemens.
Das, was Klemens hier sagte
(schrieb), und worauf sich Eusebius bezieht, scheint also noch zeitnah
entstanden zu sein und wohl auch glaubhaft.
Danach war es also das gläubig
gewordene Volk in Rom, welches den Wunsch hatte, das Leben und die Lehren
Christi auch in schriftlicher Form zu erhalten.
Die Tatsache, dass sich Petrus
mit warnenden Worten an Markus wandte, lässt deutlich erkennen, dass ein Verfassen
eines Evangeliums zu jener Zeit überhaupt nicht angedacht war. Dies ist ein
zusätzlicher Hinweis darauf, dass Christus das Aufschreiben biographischer
Teile seines Lebens und eine Spruchsammlung niemals angeregt hatte. Hinweise
darauf sind in den Evangelien nicht vergessen worden; es hat sie
höchstwahrscheinlich gar nicht gegeben.
Die mahnenden Worte des Petrus
mögen auch mögliche Folgen und Konsequenzen solch einer Niederschrift zum
Inhalt gehabt haben. – Schließlich sollte alles wahrheitsgemäß sein; außerdem
gab es womöglich Dinge, die lieber ungeschrieben blieben (nur zur mündlichen
Überlieferung geeignet waren).
Bibelforscher haben längst
bestätigt, dass das Markusevangelium das erste gewesen sein müsse, welches
niedergeschrieben wurde. Sie vermuten allerdings noch eine unbekannte
Quellschrift, auf die sich alle Synoptiker beziehen. Dies lässt sich allerdings
aus den frühen Quellen christlicher Geschichte nicht herleiten.
Ein Hinweis darauf, weswegen
sich das Johannesevangelium deutlich von den synoptischen Evangelien
unterscheidet, lässt sich ebenfalls aus den Zeugnissen der frühen
Kirchenhistoriker herleiten. Siehe (weiter unten) Eusebius 6,14c
2) VERFASSER
Überschrift und Überlieferung schreiben das Buch einmütig dem -›
Markus zu, der uns in der Apg als Gehilfe der Apostel begegnet.
3) ABFASSUNG
… (Papias, Irenäus, Clemens von Alexandrien) wie die späteren
berichten einstimmig, daß Markus das Ev. so aufzeichnete, wie er es von Petrus
hörte. Nach Clemens und dem späteren Eusebius hat Petrus der Niederschrift
zugestimmt und die Vorlesung in der Gemeinde genehmigt.
…
Als Ort der Niederschrift
geben die Kirchenväter Rom an. Dort habe Markus auf Bitten aus der Gemeinde
aufgeschrieben, was Petrus predigte. …
4) EMPFÄNGER
Das MkEv war also für die Gemeinde in Rom bestimmt. Ob von Anfang
an eine Verbreitung über diesen Kreis hinaus geplant war, bleibt ungewiß. Daß
Heidenchristen die Empfänger waren, zeigt auch das Buch selbst. Es enthält das,
was für Heidenchristen wesentlich war. So fehlt der Stammbaum, die Pharisäer
werden selten erwähnt, das »Wehe« über sie fehlt ganz usw. Anderseits werden
jüd. Sitten (Mk7,3f; 14,12; 15,42) und aram. Worte (Mk3,17; 5,41; 15,22)
erklärt. Die Sprache läßt öfter lat. Einfluß hervortreten.
5) ECHTHEIT
Die Echtheit des MkEv im ganzen ist nie ernstlich in Frage
gestellt worden. …
Zeugnis des Irenäus
Nachdem also die seligen Apostel
die Kirche gegründet und eingerichtet hatten, übertrugen sie dem Linus den
Episkopat zur Verwaltung der Kirche. Diesen Linus erwähnt Paulus in seinem
Briefe an Timotheus. Auf ihn folgt Anacletus. Nach ihm erhält an dritter Stelle den Episkopat Klemens,
der die Apostel noch sah und mit ihnen verkehrte. Er vernahm also noch mit
eignen Ohren ihre Predigt und Lehre, wie überhaupt damals noch viele
lebten, die von den Aposteln unterrichtet waren.
In dem gleichen Werke teilt Klemens bezüglich der Reihenfolge der
Evangelien eine Überlieferung mit, welche er von den alten Presbytern erhalten
hatte. Dieselbe lautet: diejenigen Evangelien, welche die Genealogien
enthalten, seien zuerst geschrieben worden. Beim Evangelium nach Markus waltete
folgende Fügung. Nachdem Petrus in Rom öffentlich das Wort gepredigt und im
Geiste das Evangelium verkündet hatte, sollen seine zahlreichen Zuhörer Markus
gebeten haben, er möge, da er schon seit langem Petrus begleitet und seine
Worte im Gedächtnis habe, seine Predigten niederschreiben. Markus habe
willfahrt und ihnen der Bitte entsprechend das Evangelium gegeben. Als Petrus
davon erfuhr, habe er ihn durch ein mahnend Wort weder davon abgehalten noch
dazu ermuntert. Zuletzt
habe Johannes in der Erkenntnis, dass die menschliche Natur in den Evangelien
(bereits) behandelt sei, auf Veranlassung seiner Schüler und vom Geiste
inspiriert ein geistiges Evangelium verfasst. Soweit Klemens. Der erwähnte
Alexander gedenkt in einem Briefe an Origenes sowohl des Klemens als auch des
Pantänus und berichtet, dass beide Männer seine Freunde gewesen seien. Er
schreibt:
Name bedeutet:
der Sanftmütige (latein.)
römischer Gemeindevorsteher, Märtyrer, Apostolischer
Vater
* um 50 in Rom
+ 97 (oder 101) in Rom (?) oder auf der Krim (?)
Clemens gilt
Irenaeus zufolge als der dritte Nachfolger von Petrus als Gemeindevorsteher von
Rom. Nach der Überlieferung suchte Clemens als junger Gelehrter bei den
Philosophen einen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele; er fand ihn im
Hören auf eine Predigt des Apostels Barnabas, die ihn bekehrte. Er wurde von
Barnabas getauft und zu Petrus geführt, erfuhr von diesem die Bestätigung der
Unsterblichkeit und wurde von ihm zum Nachfolger als römischer
Gemeindevorsteher bestimmt. Nach dem Tod von Petrus wollte er diese Wahl nicht
annehmen, überließ erst Linus, dann Anenkletos das Amt, wurde aber um das Jahr
88 gezwungen, das Amt zu übernehmen, das er bis 97 innehatte, wie es die frühen
Papst-Verzeichnisse angeben.
Clemens gilt
als Verfasser der beiden "Clemensbriefe", dessen erster sich an die
Gemeinde in Korinth wendet, dessen zweiter eine Art ausführliche Predigt ist.
Der Ausbruch der Dispute innerhalb der Kirche von Korinth, wo einige
Kirchenälteste ihres Amtes enthoben wurden, zwang Clemens einzugreifen. Bis ins
4. Jahrhundert galten die Clemensbriefe allgemein als kanonisches Buch der
Bibel, bis heute werden sie als Zeugnis für die frühe zentrale Stelle des
Bischofs von Rom betrachtet. Die Briefe sind eine wichtige Informationsquelle
über das Leben, die Lehre und Organisation der frühen christlichen Kirche und
begründen Clemens' Aufnahme in die Reihe der Apostolischen Väter.
Autor: B.
Freytag
www.fallwelt.de/bibel/bibel/schreiben.htm