Ein Bibeltext mit unterschiedlichen Lesarten. Obwohl
der Übersetzungsspielraum gering ist, gibt es einige Ausreißer. Und diese
"Ausreißer" zeigen an, dass das Gesagte nicht in das Klischee der
jeweiligen Kirche passt.
Vater unseres geistigen Lebens
Wir haben doch alle unsere leiblichen Väter
als Erzieher gehabt und hatten Scheu vor ihnen. Wollen wir uns nicht viel mehr
dem Vater der Geister unterordnen und stillhalten, um zu leben?
Ferner: unseren leiblichen Vätern, die uns
züchtigen, haben wir ehrfurchtsvolle Scheu bewiesen. Sollten wir uns da nicht
viel mehr dem Vater der Geister unterwerfen, um so zum (ewigen) Leben
einzugehen?
Zudem hatten wir auch unsere leiblichen
Väter als Züchtiger und scheuten sie. Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater
der Geister unterordnen und leben?
Wenn wir unter der strengen Zucht unserer
leiblichen Väter gestanden haben und Ehrfurcht vor ihnen hatten, sollten wir
uns nicht noch mehr dem Vater der Geister unterwerfen, um zu leben?
Sodann hatten wir auch unsere leiblichen
Väter zu Zuchtmeistern und scheuten sie; sollten wir jetzt nicht vielmehr dem
Vater der Geister untertan sein und leben?
Zudem hatten wir auch unsere Väter nach dem
Fleische {W. die Väter unseres Fleisches} zu Züchtigern und scheuten sie;
sollen wir nicht viel mehr dem Vater der Geister unterwürfig sein und leben?
Zudem hatten wir auch unsere leiblichen Väter als Züchtiger und
scheuten sie. Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater der Geister unterordnen
und leben?
Ferner: An unseren leiblichen Vätern hatten wir harte Erzieher, und
wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister
unterwerfen und so das Leben haben?
Ferner hatten wir unsere leiblichen Väter
zu Züchtigern und erwiesen ehrfurchtsvolle Scheu; sollten wir uns nicht
vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und [dadurch] leben?
Ferner, unsere leiblichen Väter hatten wir zu
Züchtigern, und erwiesen ihnen Ehrfurcht; sollten wir nicht vielmehr dem Vater
der Geister uns unterwerfen, damit wir leben?
Und dann: Unsere leiblichen Väter sind
unsere Erzieher gewesen, und wir haben Achtung vor ihnen gehabt; sollen wir uns
da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben erlangen?
Ferner (bedenkt): wir haben doch unter der
Zucht unserer leiblichen Vorväter gestanden und ihnen Ehrerbietung erwidert;
wollten (oder: sollten) wir uns daher nicht viel eher dem Vater der Geister
unterwerfen und dadurch zum Leben gelangen?
Ferner einerseits - unsere Väter nach dem
Fleisch hatten wir als Züchtiger und achteten (sie); andererseits nicht viel
mehr sollen wir uns unterordnen dem Vater der Geister und (dadurch) leben?
Ferner: an unseren leiblichen Vätern hatten
wir Erzieher, denen wir in Ehrfurcht uns beugten; sollten wir da nicht viel
mehr dem Vater der Geister uns unterwerfen, damit wir leben?
Furthermore
we have had fathers of our flesh which corrected us, and we gave them
reverence: shall we not much rather be in subjection unto the Father of
spirits, and live?
deinde patres
quidem carnis nostrae habuimus eruditores et reverebamur non multo magis
obtemperabimus Patri spirituum et vivemus
Ferner: unsere leiblichen Väter haben uns
gezüchtigt, und wir hatten Achtung vor ihnen, sollten wir uns dann nicht viel
mehr dem geistlichen Vater unterordnen und dadurch leben?
Auch so wir haben unsere leiblichen Väter
zu Züchtigern gehabt und sie gescheuet, sollten wir denn nicht viel mehr
untertan sein dem geistlichen Vater, daß wir leben?
Wenn unsre leiblichen Väter uns gezüchtigt
haben und wir sie doch geachtet haben, sollten wir uns dann nicht viel mehr
unterordnen dem geistlichen Vater, damit wir leben?
Außerdem hatten wir Väter, die von unserem
Fleische waren und uns in Zucht nahmen, und wir erwiesen ihnen stets Respekt. Sollen
wir uns nicht vielmehr dem Vater unseres geistigen Lebens unterwerfen und
leben?
Außerdem: Haben uns nicht auch unsere
leiblichen Väter gestraft, und wir haben sie trotzdem geachtet? Wieviel mehr
müssten wir dann die Erziehung unseres göttlichen Vaters annehmen, der uns ja
für das ewige Leben erzieht.
Unsere leiblichen Väter erzogen uns mit
Strafen, und wir hatten Respekt vor ihnen. Erst recht sollen wir uns unserem
himmlischen Vater unterordnen, damit wir das ewige Leben gewinnen.
Die freien Übersetzungen "Hoffnung für alle"
und "Gute Nachricht" lesen sich zwar recht flüssig, doch haben sie
mit ihrer Wortwahl voll daneben gegriffen.
"Luther" und "Schöningham" haben mit
ihrer altertümlichen Lesart einen Eiertanz vollführt und sich dadurch nicht
eindeutig zu der eigentlichen Bedeutung bekannt.
Sehr befremdlich ist die "Neue Welt"
Übersetzung, denn sie will schließlich keine freie Übersetzung sein.
Aus "Vater der
Geister" macht sie einfach "Vater
unseres geistigen Lebens".
Es scheint mir, dass die Übersetzer dieser
Bibelübersetzung explizit davon ausgingen, Paulus habe sich nicht richtig
ausgedrückt.
Der Aufsatz unter Wissenswertes: "Der
Geist in einem" dürfte etwas Licht auf diese Thema
werfen.
Erfreulich ist, dass immerhin über 70% der mir zur
Verfügung stehenden Übersetzungen, durch eine korrekte Wortwahl nicht
zusätzlich versucht haben, den Sinn zu verschleiern.
Autor: B.
Freytag
www.fallwelt.de/bibel/texte/heb12_9.htm