Mit Betrug an die Macht

Grünes Licht für Unrechttun

 

November 2012

 

Es ist oftmals nur eine Frage der Sichtweise. Das Beispiel von Jakob (dem Bruder von Esau) zeigt, wie leicht man indoktriniert werden kann. Man hält dann das Falsche für das Richtige und das Böse für das Gute (Richtige).

 

Das Erbrecht

Zuvor muss etwas zum damaligen Erbrecht gesagt werden. Der Erstgeborene war der bevorzugte Erbe, ihm stand das Doppelte möglicher weiterer Erben zu. Und wenn es um Geschlechterlinien (Ahnenlinien) geht, dann wurde die des Erstgeborenen bevorzugt. So gesehen war es schon ein gewisses Privileg, ein Erstgeborener (der männliche Erstgeborene des Mannes!!!) zu sein. Das wird uns an der Geschichte des Esaus und des Jakobs deutlich vor Augen geführt.

 

Gerecht?

Dieses Erbrecht mag für manchen Unrecht sein, zumal nicht ausgeschlossen ist, dass der Zweitgeborene vielleicht wesentlich verantwortungsvoller ist. Auch wäre es denkbar, dass aus der Ehe des Zweitgeborenen Kinder hervorgehen und aus der Ehe des Erstgeborenen keine Kinder. Das geschilderte Szenario wäre für die nachfolgende Erbfolge nicht unwesentlich!

 

Gesetz der Götter

Ein ähnliches Erbrecht ist uns auch von den Anunnaki bekannt. Und da sie (zumindest einige von ihnen) bei den Ereignissen in Verbindung mit Abraham eine wesentlich Rolle gespielt haben, dürfte dieses Erbrecht indirekt ihnen geschuldet sein. Ein Erbrecht, welches auch unter ihnen zu Streitereien und Ungerechtigkeiten beigetragen hat.

 

1. Mose 49,3 (Elberfelder)

Ruben, mein Erstgeborener bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke! Vorzug an Hoheit und Vorzug an Macht!

 

Zitat aus: http://www.relilex.de/artikel.php?id=71005

Das Erstgeburtsrecht war das Recht des erstgeborenen Sohnes auf das Eigentum des Vaters. Das Land des Vaters (und der Besitz) wurde auf den ältesten Sohn übertragen, von dem man annahm, dass er es am besten verteidigen konnte. Die weiblichen und jüngeren männlichen Geschwister des Ältesten waren dabei vom Erbe ausgeschlossen.

 

Nicht immer gerecht

Gesetze sind niemals alle gerecht, auch wenn man in so genannt demokratischen Ländern bemüht ist, ein gewisses Maß an Gerechtigkeit und Ausgewogenheit in der Gesetzgebung an den Tag zu legen. Doch auch in (modernen) rechtstaatlichen Ländern wird das Recht gebeugt und das angebliche Recht ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Es ist eben nicht so einfach, Gerechtigkeit auf ganzer Länge durchzusetzen.

 

Recht wird gebeugt

Es gilt aber anzumerken, dass das im jeweiligen Land herrschende Gesetz zur Anwendung kommt, und dass dieses Grundlage für das "Recht" ist, an dem man sich orientiert, und das letztendlich zur Planung seines Lebens maßgebliche Rahmenbedingungen schafft. – Würde man diese Gesetze ändern, oder geschickt umgehen, dann fühlt man (der Betroffene) sich betrogen. Im günstigsten Fall könnten Gerichte dann einem doch noch das (sein) Recht verschaffen. Ich sage im günstigsten Fall, weiß ich doch, dass Gerichte oftmals das Recht beugen und Betrügern (besonders jenen in Anzügen) Vorteile verschaffen.

 

Das Linsengericht

Ich gehe einmal davon aus, dass die biblische Geschichte, wie Jakob (Zweitgeborener) sich das Erstgeburtsrecht seines erstgeborenen Bruders (Esau) erschlichen hatte, meinen Lesern bekannt sein dürfte. Letztendlich reichte ein Linsengericht, um diesen Deal perfekt zu machen.

 

An dieser Stelle sollte man innehalten und das Vorgehen einmal hinterfragen. Was muss dieser Jakob für ein verschlagener und skrupelloser Zeitgenosse gewesen sein, der Anstalten machte, seinen Bruder um sein Erbe zu bringen? Eine Situation ausnutzend (sein Bruder war hungrig und erschöpft) nahm er zum Anlass, ihm sein Erbe abzuringen. Jemand, der so dreist ist, seinen eigenen Bruder zu betrügen, ist in meinen Augen ein Verräter und einem Kriminellen gleichzusetzen.

 

Doch wie wird diese Geschichte (wenn sie sich so zugetragen hat) in der Bibel dargestellt?

 

1. Teil, der Verkauf des Erstgeburtsrechts

1. Mose 25 (Elberfelder)

30 Da sprach Esau zu Jakob: Laß mich doch essen {W. schlingen} von dem Roten, dem Roten da, denn ich bin matt! Darum gab man ihm den Namen Edom. {O. rot}

31 Und Jakob sprach: Verkaufe mir heute {O. zuvor} dein Erstgeburtsrecht.

32 Und Esau sprach: Siehe, ich gehe hin zu sterben, und wozu mir da das Erstgeburtsrecht?

33 Und Jakob sprach: Schwöre mir heute! {O. zuvor} Und er schwur ihm und verkaufte sein Erstgeburtsrecht dem Jakob.

34 Und Jakob gab Esau Brot und ein Gericht Linsen; und er aß und trank und stand auf und ging davon. So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.

 

Rechtskräftig?

Nun, Esau zeigte dem Erstgeburtsrecht gegenüber keine besondere Achtung, es bedeutete ihm nicht viel. Vielleicht war er sich möglicher Konsequenzen auch gar nicht bewusst. Sei's drum, dieser Umstand rechtfertigt noch lange nicht das Verhalten seines Bruders. – Darüber hinaus stelle ich die Frage, ob solch ein Deal unter Brüdern überhaupt rechtskräftig ist?

 

Doch die Geschichte geht ja noch weiter und nimmt Formen an, die an Verlogenheit kaum noch zu überbieten sind.

 

2. Teil: Erschleichung des Segens

Isaak liegt im Sterben und will über seinen Söhnen den Segen aussprechen. Zuvor bittet er Esau, noch ein Wildbret zu beschaffen (wem noch danach ist, den dürften noch nicht alle Lebensgeister verlassen haben), danach würde er über ihm den Segen sprechen.

Während Esau also auf der Jagd ist, weist Rebekka (seine Mutter) Jakob an, zwei Ziegenböcklein zu schlachten um daraus ein schmackhaftes Gericht zu bereiten. Der Zeitvorteil lässt den "Betrüger" Jakob lange vor seinem Bruder am Krankenbett des Vaters ankommen.

 

 

1. Mose 27 (Elberfelder)

5 Und Rebekka hörte zu, als Isaak zu seinem Sohne Esau redete. Und Esau ging aufs Feld, ein Wildbret zu erjagen, um es heimzubringen.

6 Und Rebekka sprach zu ihrem Sohne Jakob und sagte: Siehe, ich habe deinen Vater zu deinem Bruder Esau also reden hören:

7 Bringe mir ein Wildbret und bereite mir ein schmackhaftes Gericht, daß ich esse, und daß ich dich vor Jehova segne vor meinem Tode.

8 Und nun, mein Sohn, höre auf meine Stimme in dem, was ich dich heiße.

9 Gehe doch zur Herde und hole mir von dannen zwei gute Ziegenböcklein, und ich will sie zu einem schmackhaften Gericht bereiten für deinen Vater, wie er es gern hat;

10 und du sollst es deinem Vater bringen, daß er esse, damit er dich segne vor seinem Tode.

11 Da sprach Jakob zu Rebekka, seiner Mutter: Siehe, mein Bruder Esau ist ein haariger Mann, und ich bin ein glatter Mann.

12 Vielleicht wird mein Vater mich betasten, und ich werde in seinen Augen sein wie einer, der Spott mit ihm treibt, und ich werde Fluch auf mich bringen und nicht Segen.

13 Seine Mutter aber sprach zu ihm: Dein Fluch komme auf mich, mein Sohn! Höre nur auf meine Stimme und gehe, hole mir.

14 Und er ging und holte und brachte sie seiner Mutter. Und seine Mutter bereitete ein schmackhaftes Gericht, wie sein Vater es gern hatte.

15 Und Rebekka nahm die Kleider Esaus, ihres älteren Sohnes, die kostbaren, die bei ihr im Hause waren, und zog sie Jakob, ihrem jüngeren Sohne, an;

16 und die Felle der Ziegenböcklein zog sie über seine Hände und über die Glätte seines Halses,

17 und sie gab das schmackhafte Gericht und das Brot, das sie bereitet hatte, in die Hand ihres Sohnes Jakob.

18 Und er ging zu seinem Vater hinein und sprach: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich; wer bist du, mein Sohn?

19 Und Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du zu mir geredet hast. Stehe doch auf, setze dich und iß von meinem Wildbret, damit deine Seele mich segne.

20 Und Isaak sprach zu seinem Sohne: Wie hast du es denn so bald gefunden, mein Sohn? Und er sprach: Weil Jehova, dein Gott, es mir begegnen ließ.

21 Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt doch herzu, daß ich dich betaste, mein Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht.

22 Und Jakob trat hin zu seinem Vater Isaak; und er betastete ihn und sprach: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.

23 Und er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren haarig wie die Hände seines Bruders Esau; und er segnete ihn.

24 Und er sprach: Bist du wirklich mein Sohn Esau? Und er sprach: Ich bin's.

 

Die Verlogenheit

An den von mir gelb markierten Stellen lässt sich die Verlogenheit des Jakob ganz besonders gut ablesen. So gesehen ist er hochstaplerisch zu seinem Vater gegangen, indem er vorgegeben hat zu sein, was er nicht war, nämlich der Erstgeborene. Hier liegt also kein einfacher Betrug vor, hier wird auf ganzer Länge gelogen und betrogen. Und das soll Gott wohlgefällig sein????? Ein Gott, der Betrüger bevorzugt, hat nicht die Größe (das Recht) sich "Gott" zu nennen. – Doch das ist ein anderes Kapitel, denn der Gott der Israeliten ist alles andere als ein gerechter und liebender Gott, wie ihn die Christenheit gerne darzustellen versucht. Es war mir eine ganze Themenreihe wert, diesen Gott unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten zu beleuchten.

 

1. Mose 27 (Elberfelder)

31 Und auch er bereitete ein schmackhaftes Gericht und brachte es zu seinem Vater und sprach zu seinem Vater: Mein Vater stehe auf und esse von dem Wildbret seines Sohnes, damit deine Seele mich segne.

32 Und sein Vater Isaak sprach zu ihm: Wer bist du? Und er sprach: Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau.

33 Da erschrak Isaak mit großem Schrecken über die Maßen und sprach: Wer war denn der, welcher ein Wildbret erjagt und mir gebracht hat? Und ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch gesegnet sein.

34 Als Esau die Worte seines Vaters hörte, da schrie er mit einem großen und bitterlichen Geschrei über die Maßen und sprach zu seinem Vater: Segne mich, auch mich, mein Vater!

35 Und er sprach: Dein Bruder ist mit Betrug gekommen und hat deinen Segen weggenommen.

36 Da sprach er: Ist es nicht, weil man ihm den Namen Jakob gegeben, daß er mich nun zweimal überlistet hat? Mein Erstgeburtsrecht hat er weggenommen, und siehe, nun hat er meinen Segen weggenommen! Und er sprach: Hast du mir keinen Segen aufbehalten?

 

Das hier geschilderte Verhalten zeigt mehr als deutlich, dass Esau sehr wohl an dem Segen seines Vaters gelegen war. Die (angenommene) geringe Wertschätzung sollte also relativiert werden.

 

Wie ist es nun aber möglich, dass man Betrüger wie Jakob in die Liste der "Gerechten" einreiht?

 

Röm 9,13

13. wie auch geschrieben steht: «Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt.»

 

Zwillingsgeburt

Hier wird das Recht gebeugt. Wenn "Gott", wer auch immer das damals gewesen war, eine besondere Zuneigung zu Jakob hatte, dann hätte er Kraft seiner Autorität das Erstgeburtsrecht Jakob übertragen können. Es waren schließlich Zwillinge, und da kann man nicht wirklich von einem "Erstgeborenen" sprechen. Einer liegt da etwas günstiger zum Geburtskanal und wird wenige Minuten eher geboren. – Auch hätte "Gott" Jakob aufgrund besonderer Werke Vorteile verschaffen können, doch davon wird nichts berichtet.

 

Wo bleibt Kritik?

Ich vermisse aus theologischen Kreisen kritische Kommentare zu dem hier geschilderten Betrug des Jakob. Fast einhellig wird das hier geschriebene Unrechtsgeschehen GUT geheißen, so quasi, es war ja im Sinne Gottes, und Gott kritisiert man nicht, denn Gott hat ja immer Recht (so oder so ähnlich).

Ich habe nur einen Beitrag im Netz gefunden, der sich diesem Thema einigermaßen objektiv widmet.

 

Zitat aus: http://www.die-bibel.de/startseite/biblischer-krimi-adventskalender/jakob-und-esau/

Das sich nun abspielende Kriminaldrama hat zwei Akte. Im ersten Akt nutzt Jakob eine Notsituation seines Bruders Esau aus, um diesem sein Erstgeburtsrecht abzuhandeln; doch damit hat er noch nicht den Segen. Den erschleicht er sich später mit Hilfe seiner Mutter Rebekka, die als Anstifterin und Drahtzieherin im Hintergrund ihren Lieblingssohn auf die Idee eines raffinierten Betruges bringt. Obwohl Isaak Verdacht schöpft und einigen detektivischen Spürsinn aufwendet, um die Situation zu durchschauen, kann sich Jakob den väterlichen Segen ergaunern.

 

Die Geburt eines Volkes

Jakob wird zum Inbegriff des "Gottesvolkes", denn mit seinen 12 Söhnen nehmen die 12 Stämme Israels ihren Anfang. Aber die Nation, die sich daraus entwickelte, ist alles andere als eine Vorbildnation geworden. An ihr klebt viel Blut und viele, in späteren Zeiten geschriebene Geschichten, zeugen von weiteren Ungerechtigkeiten, die von IHR begangen wurden.

 

Für Recht sorgen

Es ist an der Zeit, sich einmal ernsthaft über solch ein Unrecht Gedanken zu machen und daraus Rückschlüsse auf den Gott Jakobs zu ziehen, der sich ab der Moseszeit als JHWH (der Seiende / Amtierende) zu erkennen gibt. Hat er diese Geschichte inszeniert? Es ist auch denkbar, dass er im Augenblick des Geschehens nicht wirklich vor Ort war, und er davon nichts mitbekommen hatte. Doch in diesem Fall hätte er später, wenn IHM die Kunde davon zugegangen wäre, für Recht sorgen müssen; er hätte z.B. Jakob einer Züchtigung unterwerfen können; vergleichbar vielleicht mit König David, der sich in hinterhältiger Weise einer (mit einem anderen) verheirateten Frau bemächtigte. Die Bibel berichtet darüber nichts explizit.

 

Kampf mit Engel

Könnte man evtl. in den Kampf mit einem Engel etwas hineindeuteln?

 

1. Mose 32 (Schlachter)

22. Er stand aber noch in derselben Nacht auf und nahm seine beiden Weiber und seine beiden Mägde samt seinen elf Kindern und überschritt mit ihnen die Furt Jabbok;

23. er nahm sie und führte sie über den Fluß und ließ alles, was er hatte, hinübergehen.

24. Jakob aber blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.

25. Und da dieser sah, daß er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Hüftgelenk, so daß Jakobs Hüftgelenk verrenkt ward über dem Ringen mit ihm.

26. Und der Mann sprach: Laß mich gehen; denn die Morgenröte bricht an! Jakob aber sprach: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!

27. Da fragte er ihn: Wie heißest du? Er antwortete: Jakob!

28. Da sprach er: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und Menschen gekämpft und hast gewonnen!

29. Jakob aber bat und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Er aber antwortete: Warum fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst.

30. Jakob aber nannte den Ort Pniel; denn er sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!

31. Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pniel vorüberzog; und er hinkte wegen seiner Hüfte.

 

Ich überlasse es meinen Lesern, eigene Schlussfolgerungen aus diesem "Bericht" zu ziehen.

 

Versöhnung

Danach erfolgt die Versöhnung mit Esau, der seinem Bruder Jakob wegen seines Betruges keineswegs nach dem Leben trachtete. Esau hat ihm auch diese schwere Verfehlung vergeben. Wenn er anfangs gesagt haben soll, er wolle seinen Bruder umbringen, ist das beinahe eine verständliche, in der Wut geäußerte, Reaktion. Wie viele Menschen haben nicht schon einmal daran gedacht, den einen oder anderen umzubringen, oder ihm zumindest den Tod gewünscht.

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/bibel/wissensw/betrug.htm