II) erscheinen in
Menschengestalt
Kleines
Stuttgarter Bibellexikon
(Das Standardwerk von Fritz
Rienecker und Gerhard Maier)
Diese Hinweise halte ich hier für angebracht, um dem Leser
schnell Zugriff zu einer neutralen Quelle zu ermöglichen, das ist schon wegen
der vielen Bibelzitate sinnvoll.
Das hebr. malak und das
griech. angelos bedeuten beide »Bote, Gesandter«. Beide Worte werden in der
Bibel für den gewöhnlichen menschlichen Boten (1Mo32,4; Jak2,25), den Menschen
(Prophet, Priester) als Boten Gottes (Hag1,13; Mal2,7; Mt11,10) und
hauptsächlich für den himmlischen Gottesboten gebraucht. Wie die Gläubigen
werden auch die E. Söhne oder »Kinder Gottes« (Hiob1,6; 38,7) genannt. Zu
1Mo6,1-4 vgl. -› Riesen.
Die Wirklichkeit der E.
wird durch die ganze Bibel bezeugt. Die Tatsache, daß sie bereits in 1Mo häufig
genannt werden (1Mo16,7; 19,1. 15 u.a.) schließt die Annahme eines pers.
(späteren) Ursprungs der Engellehre aus. Von den -› Cherubim und -› Serafim der
Bibel unterscheiden sich die E. dadurch, daß sie dem Menschen als Boten Gottes
in Menschengestalt begegnen (1Mo 18,1-15 und 19,1; Ri 13). Ein fliegender E.
wird nur in Offb14,6 genannt (in Offb8,13
erscheint wohl ein Engel in Gestalt eines Adlers).
Wenn die E. vielfach
zum Dienst und Schutz des Volkes Gottes erscheinen, so können sie jedoch auch
als Vollstrecker des Gerichts auftreten (2Sam24,16f; 1Chr21,12). Dennoch ist
ihre Hauptbestimmung, den Willen Gottes auf Erden durch Handlungen und Worte
den Auserwählten des Herrn kundzutun.
IM AT werden sie als
die starken Helden (Ps103,20) gezeigt, die den Gottesfürchtigen auf allen Wegen
behüten und gleichsam auf Händen tragen sollen (Ps91,11f). Sie können seine
Feinde besiegen (2Mo14,19ff; 2Kön19,35; Ps35,5f), dem Flucher wehren
(4Mo22,22), vor dem Gericht warnen (1Mo19,1.15) und im Traum erscheinen, um
Trost und Wegweisung zu geben (1Mo28,12; 31,11ff; 32,2ff).
Der E., der Gottes
Botschaft überbringt oder in seinem Auftrag handelt, wird häufig der E. DES
HERRN genannt. Hier tritt die Gestalt des Engels selbst hinter dem Auftrag ganz
zurück. Er verkörpert besonders stark Jahwe selbst, ist die personifizierte
Hilfe Gottes für Israel (1Mo16,7; 2Mo14,19; 4Mo22,22; Ri6,1ff; 2Kön1,3f u.ö.).
Manchmal kann nicht zwischen Jahwe und seinem Engel unterschieden werden: Wenn
von Jahwe ohne Bezug auf den Menschen die Rede ist, steht »Jahwe«, wenn der
Mensch ihn bemerkt »E. Jahwes«. Dadurch soll Jahwes Erhabenheit gewahrt werden
(1Mo 16,7-11 und 13; 1Mo 18; 2Mo 3,2f; 23,20ff).In Mal3,1 wird der E. des
Bundes verheißen.
Weiter ist die Rede von
einem DEUTEENGEL, der Propheten erscheint und der ihnen Visionen auslegt und
manchmal selber Teil der Vision ist (Hes40,3f; Dan10,5.14; Sach1,9; 2,2;
4,1ff). Von einer Beteiligung der E. an der Gesetzgebung am Sinai hören wir
(neben vielen rabbinischen Belegen) nur in Apg7,53; Gal3,19 und Hebr 2,2. Diese
Stellen wollen damit die Überlegenheit der unmittelbaren ntl. Offenbarung in
Jesus Christus betonen.
IM NT werden E. an
entscheidenden Punkten der Heilsgeschichte genannt. Sie kündigten Zacharias,
Maria, Josef und den Hirten die Geburt des Heilandes an (Lk1; 2), dienten dem
Herrn nach seinem Sieg über den Versucher (Mt4,11), stärkten ihn bei seinem
Gebetskampf in Gethsemane (Lk22,43) und verkündigten seine Auferstehung
(Lk24,4-6) und nach der Himmelfahrt seine Wiederkunft (Apg1,10f). Ferner freuen
sich die E. über die Erlösung der Menschen (Lk15,10) und dienen denen, die die
Seligkeit ererben sollen (Mt18,10; Hebr1,14). Wenn der Gottesfürchtige stirbt,
geleiten ihn E. an den Ort der Herrlichkeit (Lk16,22) und wachen an seinem Grab
(Joh20,12; Jud9). Ein E. befreite Petrus und die Apostel aus dem Gefängnis
(Apg5,19; 12,7ff), E. leiteten die Apostel auf ihren Reisen (Apg8,26) und
bereiteten Heiden auf die Botschaft von Christus vor (Apg10,3.7.22). Im Buch
der Offenbarung erscheinen E. bes. häufig zur Vollstreckung der Gerichte (vgl.
Mt13,39.49; 24,31) und zur Verherrlichung Gottes.
Eine bes. Verehrung
kommt den Engeln jedoch nicht zu, da dies eine Schmälerung der Ehre Gottes
bedeuten würde (Offb19,10; 22,8f), wenn sie auch Geisterwesen sind, ohne Geburt
und Tod (Mt22,30). Paulus warnt vor der scheinbaren Demut solcher Leute, die
den Engeln irgendeine Verehrung als Mittlerwesen zukommen lassen wollen
(Kol2,18). Hebr 1-2 zeigen den gewaltigen Unterschied, ja geradezu Gegensatz
zwischen Jesus und den Engeln auf. Es wird sogar einmal die Zeit kommen, daß
die Heiligen, die erlösten Gotteskinder, am Ende der Weltzeit mit Jesus die E.
richten werden (1Kor6,3).
Die »E. der Gemeinde«
(Offb1,20; 2,1.8.12. 18 u.ö.) sind wohl nicht E. im üblichen Sinn, sondern
vermutlich die menschlichen Vorsteher bzw. Amtsträger der Gemeinde.
Innerhalb der Engelwelt
sind verschiedene RANGSTUFEN vorhanden, so spricht die Bibel von den Erzengeln
oder Fürsten -› Michael (Dan10,13.21; 12,1; Jud9; Offb12,7) und -› Gabriel
(Dan8,16; 9,21; Lk1,19.26), und die Apokryphen nennen dazu noch Rafael und
Sariel. Ebenso deuten Stellen wie Kol1,16 und 1Kor15,24 auf verschiedene Stufen
hin.
Da auch die E. mit
Verstand und Willen entscheiden können zwischen Gut und Böse, konnte es dazu
kommen, daß sie z.T. als GEFALLENE E. nicht mehr im Dienste Gottes stehen,
sondern zur Gefolgschaft des -› Satans gehören (Joh8,44; 2Petr2,4; Jud6). Ihr
Ende aber wird sein im ewigen Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen E.
(Mt25,41; vgl. Offb20,10.15).
(Katholisches Bibelwerk)
In älteren Teilen des AT steht wenig von E.n (vgl. aber Gen
28,12), anders in späteren Schriften (vgl. Ez; Sach; Dan), die viell. unter
pers. Einfluss standen. Für das AT ist typisch, dass im Handeln der Engel Jahwe
selbst wirkt.
Die Bedeutung von
"E. des Herrn" ist umstritten. In Gen 22,11f; Ex 3,2ff ist er mit
Jahwe identisch. Man konnte sich Jahwe nicht ohne "Hofstaat"
vorstellen (vgl. Ijob 1,6), Ein "deutender E." wird z.B. in Dan 7,16
erwähnt (vgl. Offb 21,9).
Auch im NT wird Gottes
Wirken in Christus durch E. verkündet, begleitet, unterstützt und ausgeführt,
z.B. in den Kindheitsberichten bei Lk und in Offb. Sie wirken meist nicht
"von Fall zu Fall", sondern "allezeit" (Mt 18,10). Eine Einteilung
der E. in Klassen (z.B. "Throne, Gewalten, Mächte" nach Kol 1,16) ist
nachbiblisch. Cherub; Seraph. Intensiver E.-Kult wird abgelehnt (Kol 2,18); die
E. sind nur "Mitknechte" (Offb 19,10; 22,9). Christus steht über
ihnen (Hebr 1,5), er ist unser Mittler.
Traditionell bezeichnet
man 7 E. als Erz-E. (vgl. Tob 12,15; Offb 8,2), deren Namen z.T. legendär sind.
"Künstlerische" Darstellungen (z.B. Putten) entsprechen nicht der
bibl. Wirklichkeit.
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/engel/engel/lexikon.htm