Basis

im hohen Norwegen

 

November 2008

Gefunden in dem Buch:

"Der Tag an dem die Götter starben"

von Walter Ernsting

Erschienen im Kopp-Verlag

Auszüge aus Kap 7

 

 

Anmerkung
Der Autor, eigentlich ein Science-Fiction-Autor, behauptet in diesem Fall, es würde sich um eine wahre Begebenheit handeln. Immerhin hat man mit der Veröffentlichung meines Erachtens gewartet, bis er verstorben war.

Ich habe mir erlaubt, an einigen Stellen Bemerkungen einfließen zu lassen. Insbesondere dahingehend, ist es nun Science-Fiction oder Realität?

 

Wo die Geschichte beginnt

Zwei Jahre weilte Walter Ernsting während des 2. Weltkrieges in einem Militärstützpunkt der Reichswehr im hohen Lappland, im derzeit wohl nördlichsten Flughafen der Welt.

1942 bot sich ihm die Möglichkeit an einem Flug mit einer Ju 52 teilzunehmen.

Dabei sah er etwas, was seinem Leben einen Impuls setzte.

 

Die Goldkuppel

Der Tana durchfloss hier ein regelrechtes Urwaldgebiet. Rechts und links dehnten sich die unwegsamen Buschwälder und Sümpfe. Das Gelände war hier von Hügeln übersät, aber nicht gebirgig. Nur im Osten sah ich eine Bergkuppe, meiner Schätzung nach fast dreißig Kilometer entfernt, also schon auf finnischem Gebiet. Der Berg wäre mir sicherlich nicht aufgefallen, wenn sich nicht an ihm plötzlich etwas höchst Seltsames ereignet hätte. …

Die Kuppe blitzte auf, als bestünde sie aus purem Gold.

Ehe ich mich von meiner Überraschung erholen oder jemandem meine erstaunliche Entdeckung mitteilen konnte, lag die Felskuppel wieder da wie zuvor - ein mit spärlichem Schnee bedeckter Berggipfel, vielleicht drei- oder vierhundert Meter hoch aus der Ebene emporragend.

Herr Ernsting erwischte offenbar eine günstige Situation, um für einen kurzen Augenblick in die andere Welt hineinzusehen. Seiner Meinung nach eine Schwäche des Schirms, welcher die Anlage normalerweise in Unsichtbarkeit hüllt.

Allerdings ein merkwürdig abgerundeter Gipfel, fast wie der obere Teil einer im Fels versenkten Halbkugel.

Wenig später landeten wir wohlbehalten in Banak.

Ich hatte niemandem etwas von meiner merkwürdigen Entdeckung gesagt, ganz abgesehen davon, dass der Berg schnell im Dunst verschwunden war, der über den Sümpfen lag.

 

Dieser besondere Berg hatte es Walter angetan. Die nächstbeste Gelegenheit nutzte er, um sich länger als vorgesehen von der Truppe zu entfernen. Der "Berg" war sein Ziel.

 

Der Abstecher

Der Pfad endete vor einer weißen, vier bis fünf Meter hohen Mauer. Sie setzte sich nach rechts und links fort und umgab den eigentlichen Gipfel wie ein künstliches Bollwerk. Es war so, als beginne zehn Meter vor mir der Winter, während ich selbst noch im Sommer stand. Die Schneemauer wirkte wie mit einer Fräse geschnitten.

Sie konnte niemals so einfach von selbst entstanden sein.

Während ich noch überlegte, entdeckte ich weiter oben im Schnee eine Bewegung. Meine Augen hatten sich inzwischen umgestellt, und so konnte ich die ganz in Weiß gekleidete Gestalt gegen den weißen Hintergrund des Gipfelkegels einigermaßen gut unterscheiden. Ich hielt das weiße Zeug für einen Tarnanzug und den Mann darin naturgemäß für einen Norweger. Also rief ich auf norwegisch (auf deutsch hörte es sich genauso an):

»Hallo!«

 

Bin unerwünscht

Keine Antwort. Der Mann war stehen geblieben und sah zu mir herab. Er mochte zwanzig Meter von mir entfernt sein und wirkte seltsam ruhig und gelassen, so, als könne er mich mit einer Bewegung seines kleinen Fingers hinweg wischen. Ich hatte noch immer keine Angst, wenn mir auch recht eigenartig zumute war. Ich musste an die Norweger denken, die den Berg den »Teufelsberg« nannten.

»Darf ich hinauf kommen?«, fragte ich laut genug, damit er mich auch hören konnte. Wieder erfolgte keinerlei Reaktion. Er stand einfach da und blickte auf mich herab, als sei ich ein lästiges Insekt, das man mit dem Fuß zertritt. Ich wagte es nicht, ohne seine Genehmigung weiterzugehen.

Ich versuchte es noch einmal:

»Ich möchte auf den Gipfel, verstehen Sie? Ich bin Bergsteiger.« Er antwortete mir nicht hörbar, aber seine Geste gab mir zu verstehen, dass er begriffen hatte, was ich von ihm wollte. Er schüttelte den Kopf, zweimal und sehr energisch, dann hob er den rechten Arm und zeigte in die Ebene hinab. Ohne mich weiter zu beachten, drehte er sich danach um, und eine Sekunde später war er verschwunden.

 

28 Jahre später

Im Jahre 1970 bot sich Walter nochmals Gelegenheit in jene Gegend zu kommen, in der er 28 Jahre zuvor so etwas ungewöhnliches gesehen hatte.

 

Die Kuppel

Nichts hatte sich verändert, obwohl ich diesmal aus der entgegengesetzten Richtung kam. Es war also rundum gleich. Die Mauer war fünfzig Meter entfernt, darüber erhob sich die weißglitzernde Kuppe. Oder war es eine Kuppel?

Ich ging langsam weiter, obwohl mich nun ein unheimliches Gefühl beschlich. Vielleicht wurde ich beobachtet, jede meiner Bewegungen registriert — und vielleicht bereitete man mir bereits einen heißen Empfang vor.

Abermals blieb ich stehen. Diesmal knapp zehn Meter vor der glatten Schneemauer. Wenn nichts geschah, wollte ich weitergehen und sie berühren. Vielleicht war das gar kein Schnee, sondern etwas anderes.

Eine Illusion vielleicht . . .?

Mit äußerster Aufmerksamkeit beobachtete ich das abgerundete Schneefeld jenseits der Mauer, das exakt dort begann, wo die Mauer in fünf Meter Höhe endete. Wie damals, müsste jetzt eigentlich der Weißgekleidete auftauchen, wie er es seit achtundsechzig Jahren tat, wenn sich jemand dem Gipfel näherte. Aber ich sah ihn nicht.

Dafür geschah etwas anderes.

 

Ein Flimmern

Direkt vor mir begann die Schneemauer in einer Breite von etwa zwei Metern zu flimmern, als habe jemand zwischen ihr und mir ein unsichtbares Feuer entzündet, dessen aufsteigende Hitze die Luft in Bewegung brachte. Das Flimmern wurde stetig stärker, bis der dahinterliegende Schnee derart verzogen wirkte, dass meine Augen ihn nicht mehr wahrnehmen konnten. Dafür jedoch sahen sie, als das Flimmern sich stabilisierte, statt der glatten, weißen Schneewand einen Gang, zwei Meter breit und schräg hinauf zum Gipfel führend.

Der Hinweis auf ein "Flimmern" klingt recht glaubwürdig. Auch ich bin Zeuge einer Sichtung geworden, als ein Flimmern den Anfang des Geschehens signalisierte. Wobei ich mehrere Möglichkeiten in Erwägung ziehe:

·        Eine Materialisation aus einer anderen Dichte.

·        Ein Feld des Unsichtbarmachens.

·        Ein Feld der Dimensionsanhebung.

Rechts und links war der Schnee geblieben, aber der Boden des Gangs war eben und trocken. Er bestand nicht aus Fels, sondern aus einem mir unbekannten bläulichen Kunststoff.. …

 

Ein flaches Rundgebäude

Der Schnee war nicht mehr vorhanden, wie weggezaubert, dafür jedoch die goldene Kuppel, die ich damals vom Flugzeug aus hatte blinken sehen. Sie überdachte den Gipfel und verdeckte den Him­mel. Unter ihr lag ein blühender Garten im Schein künstlicher Sonnen, und ich spürte eine wohltuende Wärme durch meinen dünnen Pullover dringen.

Nach kurzem Zaudern ging ich weiter geradeaus, obwohl Wege nach rechts und links abzweigten und sich zwischen den Büschen verloren. Vor mir, kurz unter dem eigentlichen Gipfel, stand ein flaches Rundgebäude, das an einen Pavillon erinnerte. Die Säulen, welche die Terrasse umgaben und den Oberbau stützten, verstärkten diesen Eindruck. Griechische Imitation, dachte ich, dann lenkte mich das Erscheinen von zwei Männern ab.

 

Sei willkommen

Sie traten aus dem Gebäude und blieben auf der Terrasse stehen. Die Arme über der Brust gekreuzt, erwarteten sie mich in aller Ruhe mit deutlich zur Schau gestellter Überlegenheit. Ich benötigte dreißig Sekunden, dann stand ich vor ihnen.

Sie trugen nicht die weißen Tarnanzüge, sondern straffsitzende silbergraue Uniformen ohne irgendwelche Rangabzeichen. Unter den engen Hosen verbargen sich kurze Stiefel. Sie zeichneten sich deutlich ab. Der breite Gürtel war schlicht und einfach, nicht mit allerlei geheimnisvollen Instrumenten versehen, wie ich sie oft in meinen utopischen Romanen beschrieben hatte. Ihre Gesichter hatten einen asiatischen Einschlag — und doch wieder nicht! Es war schwer, sie zu klassifizieren.

 

Dünne Lippen

Dünne Lippen wie zwei Striche, eine schmale Nase mit fast durchsichtigen, enganliegenden Nasenflügeln und zwei Augen wie aus einem chinesischen Bilderbuch: Schlitzaugen und schräg nach oben gestellt. Das Überraschendste aber war die Augenfarbe: das reinste Azurblau wie Diamanten! Und dann die Haare! Ich glaubte mich einen Moment ins Kinderalter zurückversetzt. Die langen Haare waren nämlich golden! Regelrecht goldene Fäden. Nicht strohblond — sondern tief goldgelb!

Schräge Augen, schmaler Mund. Ungewöhnlich strahlende Iris und eine Haarfarbe, die deutlich von der uns gewohnten abweicht, sind in der Tat recht glaubwürdige Hinweise auf das Aussehen dieser Fremden. Man muss wissen, dass 1970 über das Aussehen von Ausserirdischen noch recht wenig Material zur Verfügung stand.

Wir betrachteten uns schweigend. Dann begann der eine zu lächeln und entblößte dabei zwei Zahnreihen, die jeden Perlenfabrikanten vor Neid hätte erblassen lassen. Er schritt auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und meinte in einer sympathischen, entwaffnenden und für mich unsagbar beruhigenden Art:

»Seien Sie willkommen!« …

 

50 Meter in die Tiefe

Das Innere des Pavillons machte einen nüchternen und zweckmäßigen Eindruck. ... Hier herrschten Technik und Überzivilisation. Direkt vor uns lag der Eingang zu einem Lift. Es war kein gewöhnlicher Lift, sondern lediglich ein rechteckiger Schacht, in dem eine genau passende Metallplatte schwebte, von nichts gehalten außer antigravitationalen Energien…

Ich nahm mich zusammen und folgte Xeros und Xentara auf die Platte, die sich sofort abwärts in Bewegung setzte. Wir sanken in die Tiefe, während die Wände des Schachtes schnell nach oben glitten. Ich konnte nicht erraten, wie tief wir in den Berg hineindrangen, aber ich schätze, es waren mehr als fünfzig Meter. Die Halle, die wir dann betraten, wirkte peinlich sauber und neu, nicht so, als sei sie schon vor Tausenden von Jahren eingerichtet worden. Der aus bunten Quadraten zusammengesetzte Boden bestand wieder aus Kunststoff — und er war so blank, dass man darauf hätte essen können. Auch die Wände aus mattschimmerndem Metall machten den Eindruck, als habe man sie erst gestern aus der Fabrik geholt.

Die Beschreibung wird von "Insidern" als glaubhaft bezeichnet.

Wenn es Türen zu den anderen Räumen gab, so waren sie jedenfalls nicht zu entdecken. Die Decke selbst, beidseitig nach oben gewölbt, bestand aus einer einzigen weißgelb leuchtenden Fläche, die Licht und Wärme zugleich ausstrahlte — eine künstliche Sonne….

Glaubwürdig, das Fehlen von Türen, und insbesondere die aus sich selbst leuchtende Decke.

 

Im Kontrollraum

Der Raum war quadratisch und besaß eine Kantenlänge von etwa fünfzig Metern. Er war praktisch leer, nur in der Mitte befand sich ein runder Tisch von gut fünf Metern Durchmesser, dessen Zentrum ausgespart war. In diesem saß ein Mann und bediente Apparaturen, die auf dem langsam um ihn herum rotierenden Tisch angebracht waren. Da auch sein Sessel nach allen Richtungen hin und her bewegt werden konnte, war er in der Lage, sämtliche Instrumente ohne jede Anstrengung zu erreichen.

 

Tausende von Bildschirmen

Mein zweiter Blick galt den Wänden des Riesenraums, …. Insgesamt hatte der Raum zweihundert Meter Wandlänge, und nicht ein Zentimeter davon blieb ungenutzt. Neben- und übereinander, ohne auch nur einen Millimeter Zwischenraum zu verlieren, nahm ein belebtes Bild am andern den zur Verfügung stehenden Platz ein. Insgesamt mussten es etliche tausend solcher Bildschirme sein, die von dem runden Tisch aus kontrolliert werden konnten.

Tausende von an den Wänden montierten Bildschirmen klingen nicht gerade überzeugend! – Tausend Bildschirme würden wiederum Hunderte von Personal erfordern, welche diese beobachteten.

Glaubwürdiger wären hingegen einige wenige Bildschirme, die jedoch nach Belieben die unterschiedlichsten Orte ins Blickfeld rücken könnten.

Oder will uns Ernsting auf seine Art und Weise veranschaulichen, dass man von jener Basis aus in der Lage ist, jeden wichtigen Ort der Welt zu beobachten?

Obwohl mir Xentara und Xeros Zeit ließen, mich von meinem Erstaunen zu erholen, war es mir unmöglich, alle Einzelheiten in mich aufzuneh­men. …

»Auf dieser Welt geschieht wenig, das wir nicht wissen«, sagte Xentara, während Xeros zu dem Mann am Rondell ging und mit ihm sprach. »Früher genügten zehn oder zwanzig Bildschirme, aber dann wurden es immer mehr. Heute benötigen wir zehn solcher Räume wie diesen, um informiert zu sein.«

Zehn Kontrollräume! Zirka zwanzigtausend Bildschirme! …

 

Fragestunde

Nach dem Besuch im Kontrollraum ermöglichen die Betreiber der Station es Walter E., einige Fragen zu stellen.

Er erfährt, dass sie die Menschheit schon sehr lange beobachten und gelegentlich sogar den Lauf der Geschichte ein wenig verändert haben.

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/innerirdische/norwegenbasis.htm