Manipulierte Marsbilder?

(Zuschrift eines Lesers)

 

August 2014

 

 

Manipulierte Marsbilder

Vor einigen Jahren bin ich "durch Zufall" auf einen Artikel in einem Blog (wo genau, weiß ich nicht mehr) zum Thema Mars gestoßen.

Dort wurde das Thema "roter Planet" diskutiert. Und einer der Teilnehmer hatte die Theorie geäußert, dass die Bilder vom Mars bzw. genauer die Fotos, aufgenommen von den Marsrovern und Marssonden, die wir von offizieller Seit präsentiert bekommen, alle manipuliert, sprich künstlich gerötet seien. Wobei es, genau genommen, ein sehr rötlicher Gelbton ist, der sich durch all diese Aufnahmen zieht.

 

Erdähnlich?

Die Schlussfolgerung daraus ist klar: Entweder sind alle Marsrover-Fotos gefaked, irgendwo in den Weiten der US-Wüsten aufgenommen. 

Oder aber – was wesentlich spannender ist – der Mars ist gar nicht der lebensfeindliche Wüstenplanet, den man uns vorgaukelt !!

 

Probe aufs Exempel

Da man ja vieles behaupten und im Internet manipulieren kann, um die eigene These zu untermauern, habe ich die Probe aufs Exempel gemacht:

Als Grafiker gehört es zu meiner täglichen Arbeit, Bilder für die Verwendung in Werbemitteln zu optimieren. Verunglückte Bilder mit Blau-, Rot- oder sonstigen Farbstichen wieder hinzubiegen ist mein tägliches Brot.

Entsprechend verfüge ich neben Photoshop auch über die entsprechenden Fachkenntnisse und habe so meine Vorgehensweisen dazu entwickelt.

 

So habe ich also gezielt Bilder des Mars von offiziellen NASA-Seiten heruntergeladen. Anschließend Fotos als Referenz, die das natürliche Aussehen der Marssonden und der Marsrover hier auf der Erde zeigen.

 

Vergleichbare Voraussetzungen

Der Hintergedanke: Der Mars wird von der gleichen Sonne wie die Erde bestrahlt. Es mag wohl eine Reflexion der rötlichen Marswüsten auf alle Objekte eines Marsfotos geben und gewiss auch Lichtbrechungen durch die etwas andere Atmosphäre.

Warum sollte also das Marslicht unbedingt so extrem anders sein als auf der Erde? Der Mars ist etwas weiter weg, also könnte es ein wenig dunkler sein, O.K. 

 

Farbkorrekturen

Wenn ich also an den Marsfotos eine Farbkorrektur durchführe, welche ohne partielle Maskierung den Marsrover wieder annähernd in die normale farbliche Erscheinung versetzt, die er auf der Erde hat, wird automatisch die ganze auf den Marsfotos abgebildete landschaftliche Umgebung mit korrigiert! Bei dem zweiten Bild habe ich mich als Anhaltspunkt für die Korrektur (also sozusagen als Referenzfarbe) an den roten Markierungen orientiert.

 

Bildmanipulation 1

PIA00572 (rechtes Bild ist farbkorrigiert)

 

 

Bildmanipulation2

PIA01551_16031 (unteres Bild ist farbkorrigiert)

 

 

Das Ergebnis spricht für sich !! 

 

Nachmachen empfohlen

Gerne dürfen Sie dies auch mal selbst durchexerzieren, sofern Sie die Möglichkeit zum Einsatz eines einigermaßen ernsthaften Bildbearbeitungsprogramms haben!

 

Umgekehrt funktioniert das Spielchen natürlich auch: Ruckzuck kann man eine Aufnahme des heimischen Vorgartens in ein "Marsfoto" verwandeln!

 

Anleitung

Was die Farbkorrekturen betrifft, so gibt es kein absolutes Patentrezept, da jedes Bild seine Eigenheiten hat. 80 % ist Methode, 20 % Intuition. 

Wenn ich mit einer Referenzfarbe arbeite, so greife ich zunächst deren Farbwerte je nach Farbprofil in RGB oder CMYK im Originalbild (z.B. ein Bild mit dem Marsrover in normalem Licht auf der Erde) ab. 

Anschließend regele ich in Photoshop mit Hilfe der Gradationskurven, Farbton/Sättigung und selektiver Farbkorrektur die entsprechende Farbe im Zielbild so genau wie möglich auf diese Werte hin.

 

Kamerafehler?

Es gibt in der Zwischenzeit mehrere Beiträge im web, die sich mit dem Thema der Marsröte befassen. Als "Ausrede" wurden auch schon "Kamerafehler beim Weißabgleich“ etc. angeführt.

Doch mal ehrlich: Hat man da bei den teuren Marssonden wirklich an der Kamera gespart, wo doch heute fast jede Discount-Knipse gute Bilder ohne extreme Farbabweichungen liefert?

 

Referenzartikel

Holger Isenberg hat um 1999 einen interessanten Artikel erstellt, indem er – anders als ich von meinem farbraum- bzw. photoshop-orientierten Grafiker-Ansatz heraus – aus dem Blickwinkel der Kameratechnik der Sonden an das Phänomen herangeht:

http://mars-news.de/color/blue.html

 

 

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Autor: Yoda (Pseudonym)

www.fallwelt.de/mars/manipulierteMarsbilder.htm