Die Gnostiker

wussten schon mehr

November 2011

Jaldabaoth. 2

Gnostikerzitate. 2

Anmerkungen. 3

 

Krasse Gegensätze

Für die Christen bildet das Alte Testament mit dem Neuen Testament eine Einheit. Irgendwie haben sie nicht so recht nachvollzogen, dass das NT etwas wirklich Neues sein sollte, nicht nur eine geringfügige Korrektur. Die Gegensätze sind unverkennbar.

Der rachsüchtige Gott des AT steht im krassen Gegensatz zum Christus, der zur Vergebung aufrief.

 

Ein Gott hat gut zu sein

Doch weil die Christen die überfälligen Korrekturen nur halbherzig umsetzten, wohl dadurch bedingt, dass die jüdische Tradition für ihr ganzes Denken noch prägend war, blieb IHR Gott (JHWH) weiterhin ihr Gott. Und der Gott, dem man folgt, der muss ja GUT sein.

 

Worte von Christus, die da lauten (wenn er sie denn so gesagt hat) sind dann wohl untergegangen:

Joh 8 (Elberfelder rev.)

44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. 

 

Flügelkämpfe

Eigentlich doch deutliche Worte. Wer die Anfänge des Christentums kennt, weiß auch, wie viel Streit und Uneinigkeit es unter den ersten Christen gab. Es gab mächtige Flügelkämpfe zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb ihrer Gemeinschaft. Wenn ich mich recht erinnere, waren da jene, die mehr zum Jesusbruder Jakobus hielten und jene, die in Paulus den sahen, der die Richtung vorgab. Die einen, die an der jüdischen Tradition (Das Gesetz, Beschneidung usw. festhalten wollten) und die anderen, die in der Interpretation des Paulus den für sie vorgezeigten Weg sahen.

 

Engagement des Paulus

Für Paulus war es oberstes Gebot zu missionieren; er predigte vorzugsweise unter den Heiden (also den Nichtjuden), für jene, die er bekehrte, war das halten der jüdischen Traditionen kein Problem. Eigentlich stände er auf verlorenem Posten, doch seiner Redegewandtheit war es zu verdanken, dass er den Judenchristen begreiflich machen konnte, dass die Heidenchristen auch ohne beschnitten zu sein den Heiligen Geist erhielten. Folglich konnte die Beschneidung keine Voraussetzung für einen Christen sein.

 

Er steht in der Kritik

Doch wie jeder weiß, steht Paulus im Mittelpunkt der Kritik. Man wirft ihm vor, die christliche Lehre sehr eigenwillig interpretiert zu haben. Das will ich gar nicht abstreiten, doch ihm gelang es immerhin, eine funktionierende Gemeinde zu organisieren, die auf den Lehren des Christus beruhten. Wäre er nicht gewesen, müssten wir davon ausgehen, dass es so etwas wie die Christenheit nicht gegeben hätte; ihr Siegeszug wäre früh im Keim erstickt worden.

 

Gnostiker

Doch leider blieb viel Wahrheit auf der Strecke und offenbar gab es auch schon vor etwa 2000 Jahren einige Wissende, die ein umfassenderes Verständnis von den Dingen hatten, als jenes, das unter den Christen vorherrschte. Sie mussten eigene Wege gehen, weil die Christenversammlungen für ihre Ansichten nicht zugänglich waren.

 

Nag Hamadi - Schriften

Das Wissen der Gnostiker ist uns durch eine Vielzahl von Schriften erhalten geblieben, vorzugsweise durch die Schriftfunde von Nag Hamadi. Doch liest man die frühen Kirchenhistoriker, wie Irenäus und Eusebius, erfährt man auch viel von den so genannten Gnostikern, denn ihre Lehren wurden von der offiziellen Kirche aufs schärfste verurteilt.

 

Mission mit dem Schwert

Und es sollte sich auch herumgesprochen haben, dass die Kirche schon in ihrer Frühzeit, wenn ihr eine gewisse Macht zu eigen war, Andersdenkende verfolgt und getötet hat; was ja nicht gerade ein Zeichen für Toleranz und Liebe (liebe auch deine Feinde) war. Dies lässt auch erkennen, dass die frühe Kirche nicht den Geist des Christus hatte.

 

Im Geheimen

Die Gnostiker waren also dazu verdammt, ihr Wissen mehr im Geheimen weiterzureichen.

Ich will jetzt nicht behaupten, sie hätten die "Wahrheit" gefunden. Nein, davon waren auch sie noch weit entfernt. Doch es gab Wahrheiten, die sie erkannt hatten und Christen täten gut daran, sich mit ihrem Wissen einmal auseinander zu setzen.

 

 

Jaldabaoth

In Folge geht es jetzt um die Person des Judengottes, (JHWH) der durch die Hintertür auch zum Gott der Christen wurde.

 

Duldet keine Götter neben sich

Auszug aus: Das Apokryphon des Johannes Kap. 11 (Roald Zellweger)

Als sich aber das Licht mit der Finsternis vermischte, ließ es die Finsternis leuchten. Als sich aber die Finsternis mit dem Licht vermischte, machte sie das Licht finster. Und es wurde weder Licht noch Finsternis, sondern es wurde (15) trübe.

Der Archon nun, der krank ist, hat drei Namen. Der erste ist Jaldabaoth, der zweite ist Saklas, und der dritte ist Samael. Und er ist frevelhaft in seiner Unwissenheit, die in ihm ist. Denn er sagte: (20) ,Ich bin Gott, und es gibt keinen anderen Gott neben mir.` Er war nämlich unwissend über seine Stärke, den Ort, von dem er gekommen ist.

Die Aussage dieser Schrift ist bedeutsam, denn sie erklärt auch die Umstände!

 

Ein kranker Gott

Dies ist eine der Kernaussagen der Gnostiker. Ihnen ist aufgefallen, dass der Gott der Juden, der auch zum Gott der Christen avancierte, mit Makeln behaftet war. Er war eben nicht so, wie man sich einen Gott vorstellte. Das ist die Geburtsstunde von Recherchen und bestimmt nächtelange Diskussionen. Die Gnostiker haben folglich versucht ein Weltbild zurechtzupuzzlen, in der auch ein Gott mit Makeln einen Platz findet. Sie haben ihn als einen kranken Gott bezeichnet, denn es war in ihren Augen frevelhaft, sich als den einzigen Gott zu präsentieren.

 

Religiöse Fanatiker

So zu denken wäre den meisten Christen sicher ein Frevel, denn Gott hinterfragt man nicht. Wir Menschen haben nicht das Recht, Gott zu beurteilen. Wer so denkt, denkt bestimmt ganz im Sinne dieses Jaldabaoth. Religiöse Fanatiker sollten tatsächlich zu den Günstlingen dieses Gottes zählen. Dann stellt sich uns natürlich die Frage, wollen wir ein gehirngewaschener Gläubiger sein, oder jemand, der an der Wahrheit interessiert ist, auch wenn diese im krassen Widerspruch von so manchen christlichen Lehren stehen sollte.

 

 

Gnostikerzitate

 

Zitate aus: Das Wesen der Archonten (Roald Zellweger)

Ihr Oberster aber ist blind. [Wegen seiner] Kraft und seiner Unwissenheit [und seiner] Überheblichkeit sagte er in seiner

(30) [Kraft]: ,,Ich bin Gott; es gibt keinen [außer mir].`` Als er das gesagt hatte, sündigte er gegen [das All]. Und diese

Rede gelangte hinauf zur ( 87.1) Unvergänglichkeit. Siehe, eine Stimme kam aber heraus aus der Unvergänglichkeit, und

sie sprach: ,,Du irrst dich, Samael!``, - das heißt: ,der Gott der Blinden`.

 

Und er sprach zu seinen Söhnen: ,(5) Ich bin der Gott des Alls`. Und Zoe (= Leben), die Tochter der Pistis Sophia, rief aus und sagte zu ihm: ,Du irrst dich, Saklas`, dessen Übersetzung Jaldabaoth ist. Sie hauchte in sein Gesicht hinein, und ihr Hauch wurde (10) ihr zu einem feurigen Engel. Und jener Engel fesselte Jaldabaoth. Er warf ihn hinab in den Tartaros unterhalb der Unterwelt.

Quelle: Die erste Frage Norea: Über die Kosmogonie

Er präsentiert sich als der Gott des Himmels und der Erde, doch ihm sind die Fesseln angelegt, sein Aufenthaltsort ist der Tartaros.

 

Zitat aus: DAS  EVANGELIUM NACH JUDAS ISKARIOT (deutsche Übersetzung von Bernhard Siebert)

Und siehe, aus der Wolke erschien ein Engel, von dessen Angesicht Flammen zuckten und dessen Erscheinung

besudelt war mit Blut. Sein Name war Nebro, was ‚Rebell’ bedeutet; Andere nennen ihn Yaldabaoth. Ein anderer Engel, Saklas, kam ebenfalls aus dieser Wolke. Nebro erschuf sechs Engel, ebenso wie Saklas, als Diener und diese erschufen zwölf Engel in den Himmeln, von denen ein jeder einen Anteil in den Himmeln empfing.

Quelle: http://bsiebert.bs.ohost.de/Judas/GermanGospelOfJudas.pdf

In dieser Schrift werden Jaldabaoth und Saklas als getrennte Wesenheiten geschildert

 

Zitat aus: Der zweite Logos des großen Seth (Gerd Albrecht)

Denn Adam erschien ihnen, der, den sie gebildet hatten. Und eine Bewegung der Furcht trat auf in ihrem ganzen Haus, damit nicht die Engel, die sie umgeben, gegen sie stehen. Wegen dieser, die ihm Lobpreis darbrachten, starb ich  aber nicht wirklich, denn ihr Erzengel war leer.

Und dann ertönte eine Stimme des Weltherrschers zu den Engeln:,, Ich bin Gott, und es gibt keinen außer mir.`` Ich aber lachte voller Freude, als ich seine eitle Herrlichkeit prüfte. Er aber fuhr fort zu sagen: ,,Wer ist der Mensch?`` Und das ganze Heer seiner Engel, die Adam und sein Haus gesehen hatten, lachten über seine Kleinheit. Und in dieser Weise wurde ihre Ennoia abgewandt von der Größe der Himmel, welche der Mensch der Wahrheit ist, dessen Namen sie sahen, weil er in der Kleinheit eines Wohnortes ist. Während sie unverständig in ihrer eitlen Ennoia sind, nämlich ihrem Lachen, wurde es ihnen eine Beschmutzung.

Quelle: http://gerd-albecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Der%20zweite%20Logos%20des%20Seth.htm

 

Zitate aus: Schrift ohne Titel (Gerd Albrecht)

Als Pistis Sophia nun den Wunsch hatte, daß das, was ohne Geist war, einen Typos eines Bildes annehme und über die Materie herrsche und über alle ihre (5) Kräfte, da erschien zum ersten Mal ein Archon aus den Wassern, löwenartig im Aussehen, mannweiblich, eine große Macht in sich habend und unwissend, woher er entstanden war. (10) Als nun Pistis Sophia sah, wie er sich in der Tiefe der Wasser bewegte, sagte sie zu ihm: ,,Kind, setze hierher über``, dessen Auflösung ,jalda baoth` ist.

Seit jenem Tag trat das Prinzip (15) des Wortes in Erscheinung, das die Götter und die Engel und die Menschen erreicht hat. Und das, was entstanden ist durch das Wort, vollendeten die Götter und die Engel und die Menschen.

Als sich aber die Himmel gefestigt hatten zusammen mit ihren Mächten und ihrer ganzen Einrichtung, wurde der Archigenetor (5) hochmütig. Und er wurde gepriesen von dem gesamten Heer der Engel. Und alle Götter und ihre Engel ehrten und rühmten ihn. Er aber seinerseits war voll von Freude und brüstete sich ununterbrochen, (10) indem er zu ihnen sagte: ,,Ich brauche niemanden.`` Und er sagte: ,,Ich bin Gott, und es gibt keinen anderen außer mir.``

Und als er dies gesagt hatte, sündigte er gegen alle Unsterblichen, welche Antwort gaben. Und sie bewahrten es (15) für ihn auf.

 Quelle: http://gerd-albecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Die%20Schrift%20ohne%20Titel.htm

 

Zum Jaldabaoth würde man auch noch im "Ägypterevangelium" und in "Die Dreigestaltige Protennoia" einige Hinweise finden.

 

 

Anmerkungen

Zitat aus: dem Glossar der "Bibel der Häretiker"

Demiurg: (Jaldabaoth/Archigenetor) Weltschöpfer, unterer Gott, Gott des Alten Testaments; wird in der Gnosis

negativ beurteilt, was oft zur  Protestexegese des Alten Testaments führt.

 

Zitat aus: Wikipedia

Jaldabaoth ist in der gnostischen Lehre ein löwenköpfiger Gott und Schöpfer der materiellen Welt, in der sich die Gnostiker widerrechtlich gefangen sahen.

Jaldabaoth wird in mehreren gnostischen Schriften erwähnt. Im Apokryphon des Johannes ist Jaldabaoth der erste von drei Namen des herrschsüchtigen Archons, neben Saklas und Samael. In Pistis Sophia hat Jaldabaoth seinen Herrscheranspruch verloren und foltert in der Tiefe des Chaos zusammen mit 49 Dämonen frevlerische Seelen in einem glühendheißen Pechstrom. ....

.... Durch Strafen versucht er die Menschen dazu zu bringen, ihn als Gott anzuerkennen. Aus mangelnder Verehrung brachte er die Sintflut über die Menschen, aus welcher Sophia Noah rettete. Mit Abraham schloss Jaldabaoth einen Bund. Er solle mit seinen Nachkommen ihm dienen.

 

Zum Jaldabaoth ist hier bestimmt noch nicht das letzte Wort gefallen. Weitere Artikel dieser Themenreihe mögen die Sicht noch ergänzen.

Ich hoffe aber schon aufgezeigt zu haben, dass eben dieser Jaldabaoth, der Gott der Juden vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist. Ist es nur Größenwahn oder ist es seine Strategie, die Macht über uns Menschen so besser ausüben zu können?

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/nanna/gnostiker.htm