Unter dem Schleier

Im Henochbuch

 

Oktober 2006

 

In diesem Aufsatz werden einige Aussagen des Henochbuches (Engel verrieten den Menschen einige Geheimnisse) unter dem Gesichtspunkt des Schleiers hinterfragt.

Beim Lesen der hier zitierten Henochtexte konnte ich nur den Kopf schütteln, einigen Lesern mag es wohl ebenso gehen.

 

Das apokryphe Henochbuch

… Also sprach der HERR der Geister: "Dies ist das vor dem HERRN der Geister festgesetzte Gericht über die Mächtigen, die Könige, die Hohen und die, welche das Festland besitzen."

Auch sah ich noch andere Gestalten an jenem Platz, im Verborgenen. Ich hörte die Stimme des Engels, indem er sprach: "Das sind die Engel, die vom Himmel auf die Erde herabgestiegen sind, das Verborgene den Menschenkindern offenbart und sie verführt haben, Sünde zu begehen."

 

 

Kap. 65–67, 3: Das Flutgericht und die Errettung Noahs.

In jenen Tagen sah Noah, wie sich die Erde senkte, und ihr Verderben nahe war. Da hob er seine Füße auf von dort, wanderte bis zu den Enden der Erde und schrie zu seinem Großvater Henoch. Dreimal sprach Noah mit trauriger Stimme: "Höre mich, höre mich, höre mich!" Er sagte zu ihm: "Sage mir, was ist denn auf der Erde los, dass sie so müde und erschüttert ist? Dass ich nur nicht selbst mit ihr untergehe!" Allsogleich fand ein großes Erdbeben statt; eine Stimme ließ sich vom Himmel her hören, und ich fiel auf mein Angesicht. Da kam mein Großvater Henoch, trat neben mich und sagte zu mir: "Warum hast du so traurig und mit weinender Stimme zu mir geschrieen? Ein Befehl ist von dem Angesichte des Herrn über die ausgegangen, die das Festland bewohnen, dass dies ihr Ende sein soll, weil sie alle Geheimnisse der Engel und jede Gewalttat der Satane kennen, sowie alle verborgenen Kräfte und alle Kräfte derer, die Zaubereien treiben, und die Kraft der Beschwörungen und die Kraft derer, die für die ganze Erde Gussbilder gießen; endlich auch, wie das Silber aus dem Erdstaube gewonnen wird, und wie das weiche Metall auf der Erde entsteht. Denn Blei und Zinn wird nicht aus der Erde gewonnen wie das erste; eine Quelle ist es, die sie erzeugt, und ein Engel steht in ihr und jener Engel ist vorzüglich." Darauf fasste mich mein Großvater Henoch mit seiner Hand, richtete mich auf und sagte zu mir: "Geh, denn ich habe den HERRN der Geister wegen dieses Erdbebens befragt. Er sagte zu mir: "Wegen ihrer Ungerechtigkeit ist das Gericht über sie (die Sünder) endgültig beschlossen, und ich zähle nicht mehr die Monate, die sie erforscht und wodurch sie erfahren haben, dass die Erde mit ihren Bewohnern untergehen werde. Für diese ist keine Umkehr in Ewigkeit möglich, weil sie (die Engel) ihnen das Verborgene offenbarten, sondern sie werden gerichtet. Aber was dich anbetrifft, mein Sohn, so weiß der HERR der Geister, dass du rein und erhaben über diesen Vorwurf in Betreff der verratenen Geheimnisse bist. Er hat deinem Namen unter den Heiligen ewige Dauer verliehen; er wird dich unter den Bewohnern des Festlandes bewahren; er hat deine Nachkommen in Gerechtigkeit zu Herrschern und zu großen Herrlichkeiten bestimmt, und aus deinem Samen wird eine Quelle von zahllosen Gerechten und Heiligen immerdar hervorbrechen."

 

 

Kap. 69, 2–25: Der Fall der Engel und die Geheimnisse, die sie den Menschen verrieten.

… Der vierte heißt Penemue; dieser hat den Menschenkindern das Unterscheiden von Bitter und Süß gezeigt und ihnen alle Geheimnisse ihrer Weisheit kundgetan. Er hat die Menschen das Schreiben mit Tinte und Papier gelehrt, und dadurch haben sich viele seit Ewigkeit bis in Ewigkeit und bis auf diesen Tag versündigt. Denn dazu sind die Menschen nicht geschaffen worden, dass sie in dieser Weise durch Griffel und Tinte ihre Treue bekräftigen. Denn die Menschen sind nicht anders als die Engel geschaffen worden, damit sie gerecht und rein bleiben, und der alles vernichtende Tod hätte sie nicht berührt, aber durch dieses ihr Wissen gehen sie zu Grunde und durch diese Kraft verzehrt er (der Tod) mich.

 

 

 Äthiopisches Henochbuch [Enzyklopädie: Äthiopisches Henochbuch. DB Sonderband: Wikipedia 2005/2006, S. 47576]

Das äthiopische Henochbuch (in der Bibelwissenschaft mit "1. Hen" oder auch mit "äthHen" bezeichnet) gehört zu den sogenannten Pseudobiographen des Altes Testaments. Es umfasst eine umfangreiche Sammlung apokalyptischer Henochtraditonen mit unterschiedlichen Entstehungszeiten. Die ältesten Teile des Henoch-Buches dürften aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen. Fragmente zum 1. Hen liegen in Aramäisch, Hebräisch, Griechisch, Syrisch und Koptisch vor. Vollständig ist das Werk nur Äthiopisch überliefert. Dies ist der Tatsache zur verdanken, dass das Buch Teil des biblischen Kanons der Äthiopischen Kirche ist. Die äthiopische Übersetzung beruht auf griechischen und aramäischen Henochschriften.

 

Das Henochbuch

Nun gehört das Henochbuch nicht zum Kanon der heiligen Schriften der Juden; ob das Buch von Henoch geschrieben wurde ist alles andere als wahrscheinlich. Dennoch finden sich im Henochbuch viele Ansichten aus der Tradition und den Überlieferungen der Juden wieder. Einiges davon mag inspiriert sein, anderes mag von irgendwo her Eingang in die jüdische Vorstellungswelt gefunden haben.

Man könnte gewisse Passagen des Henochbuches auf seine Authentizität hin untersuchen. Dann würde man feststellen müssen, dass zumindest Teile dieses Buches eine ausserordentliche Aussagekraft haben, die wiederum für dieses Buch sprechen.

 

Verratene Geheimnisse

So ist es aber sehr befremdlich, wie in den von mir zitierten Passagen aus dem Henochbuch argumentiert wird. Die Engel, sprich gewisse Ausserirdische, haben den Menschen verborgene Geheimnisse verraten. Und das war in Gottes Augen (einer anderen ausserirdischen Spezies) absolut verwerflich. Er wollte nicht, dass die Menschen Kenntnis von Dingen hatten, die ihnen aus seiner Sicht nicht zugedacht waren. Zu den im Kap 69 erwähnten Geheimnissen gehören Dinge, die nicht allesamt lobenswert sind, einige scheinen eher belanglos, während andere grundlegend notwendig sind.

 

Nicht fremdbeeinflusst

Das Ganze gibt nur Sinn, wenn wir versuchen könnten, uns dieses menschliche Szenario aus einer völlig anderen Perspektive anzusehen; z.B. in einem kontrollierten Versuch, bei dem es absolut darauf ankommt, dass die Kandidaten alles, was sie tun und wie sie es tun von sich aus tun, ohne dabei fremdbeeinflusst zu sein. Das mag unter "Laborbedingungen" Sinn ergeben, um der menschlichen Spezies auf den Zahn zu fühlen. Wie gut sind sie wirklich? Wo liegen ihre Stärken, und wo sind die Schwächen? – Vielleicht war es tatsächlich einmal die Absicht der Schöpfergötter, den Menschen, wenn sie sich weit genug entwickelt hätten, ein gewisses Wissen zu geben.

 

Individuelle Entwicklung

Dazu mögen auch gewisse kosmische Gesetze passen, denen sich die meisten Ausserirdischen zu fügen scheinen. Ich denke an eine Art individuelle Entwicklung, die jeder Bevölkerung auf den unterschiedlichsten bewohnten Planeten zu gewähren ist. D.h., hier hat kein Imperator einer anderen Welt etwas zu suchen. Genauso wenig dürfen Besserwisser Planeten übernehmen und den dortigen Bewohnern ihre eigenen Vorstellungen und Verhaltensweisen diktieren. -  Selbst für den Fall, dass ein Ausserirdischer die Erde besuchen und den Menschen sein Wissen völlig freiwillig zur Verfügung stellen würde, wäre das schon eine gewaltige Einflussnahme und Manipulation der irdischen Entwicklung. Die Menschen würden Wissen zugesteckt bekommen, welches bei einer normalen Entwicklung vielleicht erst in hunderten von Jahren zugänglich wäre. – Was dann geschähe, wäre zwar zum Wohle der Menschheit, aber dennoch ein Eingriff in den natürlichen Entwicklungsprozess.

 

Vielfalt soll sein

Wie ich das sehe, ist der Sache der Schöpfung, des Werdens in den unterschiedlichsten Winkeln des Kosmos mehr gedient, wenn dieser sich jeweils individuell, dem eigenen Umfeld angepasst, entwickeln kann. D.h., ein Einheitstyp "Mensch", der gut und ausgreift ist, sollte nicht jede bewohnbare Nische des Universums ausfüllen und schlimmstenfalls dort auch noch dieselben Ideale vertreten.

 

Aussaat von Leben

Dennoch mag es in der Praxis so sein, dass den jeweiligen Schöpfungsprozessen unterschiedlich nachgeholfen wird, denn normale evolutive Prozesse brauchen sehr viel Zeit. Man müsste befürchten, dass fragliche bewohnbare Planeten ihre Bedingungen für Lebensformen längst verloren haben mögen, bevor die dortige Biologie die allerersten Schritte für entwickeltere Wesen erreicht hätte. – Wenn man etwas nachhilft, können leicht viele Milliarden von Jahren übersprungen werden.

 

Dem Leben nachgeholfen

·        Auf unserer Erde wird man zusätzlich weitere Eingriffe in das Leben vorgenommen haben. Denn hier ging es offenbar darum, dass sich eine bestimmte Halbaffenart schnell zu einer humanoiden Lebensform entwickeln konnte. Das ist an sich schon ein massiver Eingriff (detaillierter beschrieben in der Aufsatzreihe zu den Anfängen der Menschheit).

·        Man hat bewusste Lebensformen ignoriert, die sich hier bereits natürlich entwickelt hatten.

·        Und weil die "Neuzüchtungen" nicht dem Bild (den Vorstellungen) ihrer Schöpfer entsprachen, mussten diese mehrfach terminiert und in einer Nachfolgeversion nachgebessert werden.

·        Dann waren sie mit einem Male zu gut; sie waren den Schöpfern eine echte Konkurrenz.

·        Und dann waren da noch welche, die diesen überaus fähigen Menschen Wissen und Techniken verrieten, welches sie nicht oder zumindest noch nicht haben sollten.

 

Kulturbringer

Doch wenn schon so massiv in die Entwicklungsprozesse eingegriffen wurde, frage ich mich: Ist es so verwerflich, wenn "Dritte" nochmals nachhalfen und den Menschen gewisse Fähigkeiten beibrachten? Wenn es z.B. um so profane Dinge wie den Getreideanbau ging? Sind jene "Kulturbringer" eine Ausgeburt des Teufels, bestimmt für einen Aufenthalt in der Hölle???

Nun, einigen wird auch vorgeworfen, sie hätten den Menschen das anfertigen gewisser Waffen beigebracht. Nein, das ist nicht gut; es verschiebt das Gleichgewicht, denn jene mit den neuen Waffen waren nun den anderen überlegen. … ...

 

Der Messias

War nicht auch Christus so etwas wie ein Kulturbringer??? War das überhaupt erlaubt? Schließlich war es ein (erneuter) Eingriff (von oben) in die religiös/kulturelle Entwicklung der Menschheit. Wie uns die Geschichte zeigt, hatte dieser Eingriff massivste Auswirkungen auf die nachfolgenden Zeitalter. In weiten Bereichen änderten sich religiöse Vorstellungen; ein Glaubenskrieg löste den anderen ab und Wissen wurde neu definiert.

 

Wissen um Gut und Böse

Hilfestellung zu geben, um sich mit besseren Waffen Vorteile zu verschaffen, ist verwerflich, das muss ich zugeben. Doch das Verwerflichste in den Augen Gottes war offenbar das preisgeben gewisser Geheimnisse, die sich um das Menschsein drehten. Der Mensch wusste nun ansatzweise etwas von seiner Existenz, von geistigen Sphären und von dem, was (er) einmal war. Er wusste, was Gut und Böse ist; wie es in der Heiligen Schrift der Christen so schön verklausuliert wiedergegeben ist. Das durfte nicht sein. Dem Menschengeschlecht musste nun ein (noch) dichterer Schleier übergelegt werden, damit die geistigen Verbindungen ja nicht mehr genutzt werden konnten.

 

Materielle Welt

Der Mensch fiel quasi noch tiefer in die Materie. Das Geistige (das Eigentliche) wurde als das nicht Wirkliche erkannt, wohingegen das Materielle (das Vergängliche) als das Eigentliche und Beständige erkannt wurde. Verkehrte Welt, doch in genau solch einer Welt leben wir. Der Schleier lässt uns das Geistige nicht mehr erkennen; wir tappen in geistiger Finsternis, als wenn wir Blinde wären, durch ein materielles Leben, welches uns völlig in den Bann zieht. Wir orientieren uns ausschließlich nach materiellen Werten, was sich in unserer Gesellschaft darin äußert, dass wir in einen Konsumrausch gezwungen werden.

 

Konsumzwang

Wenn nicht genügend konsumiert wird, brechen ganze Wirtschaftssysteme zusammen. Man wird nach dem beurteilt, was man hat, was man sich leisten kann, welche Karriere man vorzuweisen hat. Das sind Alles Kriterien, die nichts, aber rein gar nichts über die geistigen Werte eines Menschen aussagen!!!

Mit Krampf wird am Leben festgehalten. Mit lebensverlängernden Maßnahmen werden die Sozialkassen strapaziert und hilflose Menschen jahrelang auf abscheulichste Weise gequält. Das ist Materialismus pur.

 

Die Schuldfrage

Und wer trägt dafür die Verantwortung? Das ist nicht ganz einfach zu sagen, weil die Geschehnisse viel zu komplex sind und man uns viel zu wenig erzählt hat. Ganz einfach aber auch, weil der Schleier viel zu dicht ist. Doch unsere Schöpfer werden ursächlich dafür (mit)verantwortlich sein.

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/schleier/henochschleier.htm