AT des Esra

Nach Irenäus

 

Januar 2006

September 2019

 

 

Die Mehrzahl der Schriften des Alten Testaments ist womöglich jüngeren Datums, als man sie traditionsgemäß datiert. Ich bin Hinweisen nachgegangen, die der Kirchenvater Irenäus von Lyon, Heiliger (um 140 bis ca. 202) der Nachwelt hinterlassen hat. Dabei geht es um die Wiederbeschaffung verloren gegangener Schriften des AT, welche die babylonische Gefangenschaft nicht überstanden haben.

 

Irenäus. 1

Schriften des Esra. 3

Verlorene Schriften. 5

Bibelhinweise. 5

Eusebius. 6

Koran. 6

Die Schatzhöhle. 7

 

 

Irenäus 

Irenäus Buch 3 Kap 21,2

Bevor nämlich die Römer sich ihres Reiches bemächtigten, als noch die Mazedonier Asien besaßen, da bat Ptolomäus, der Sohn des Lagus, die Jerusalemitaner, ihre Schriften ins Griechische zu übersetzen, weil er seine in Alexandria angelegte Bibliothek mit den vorzüglichsten Schriftwerken aller Länder auszustatten wünschte. Jene nun, die damals noch den Mazedoniern untertan waren, schickten siebzig Älteste, die in den Schriften besonders bewandert waren und beide Sprachen beherrschten, zu Ptolomäus, damit sie seinem Wunsche willfahrten. Um aber sicher zu gehen, und weil er fürchtete, daß sie vielleicht auf Verabredung die Wahrheiten der Schrift in ihrer Übersetzung verbergen möchten, sonderte er sie voneinander ab und ließ alle dieselbe Schrift übersetzen, und so machte er es mit allen Büchern. Als diese nun vor Ptolomäus zusammen kamen und ihre Übersetzungen verglichen, da sagten alle zum Ruhme Gottes und zur Beglaubigung des göttlichen Charakters der Schriften dasselbe mit denselben Worten und denselben Ausdrücken von Anfang bis zu Ende, so daß auch die anwesenden Heiden erkannten, daß unter göttlicher Inspiration die Schriften übersetzt waren. Und es ist wahrlich nicht wunderbar, wenn Gott bei ihnen dies gewirkt hat.

Hatte er doch auch nach der siebzigjährigen Gefangenschaft unter Nebukadnezar, als die Juden unter Artaxerxes in ihre Heimat zurückkehrten, da die Schriften verloren gegangen waren, dem Priester Esdras aus dem Stamme Levi eingegeben, daß er sich an alle Reden der früheren Propheten erinnerte and dem Volke das Gesetz wiederherstellte, das durch Moses gegeben war.

 

Eigentlich geht es mir hier nur um den markierten Textabschnitt. Irenäus nannte diese Schrift: >Gegen die Häresien< (Contra Haereses).

Genau genommen bestand seine Schrift aus fünf Büchern:

 

Buch 1: Enthält die Lehren der Irrlehrer

Buch 2: Widerlegt die falschen Lehren

Buch 3: Buch mit den einschlägigen Schriftstellen

Buch 4: Entlarvung und Widerlegung der falschen Erkenntnis

Buch 5: Lehre des Herrn und aus den Briefen der Apostel

 

Contra Haereses

Es waren in der Tat fünf Bücher und sie waren alle recht umfangreich. Zusammen haben sie in der deutschen Übersetzung einen Umfang von über 180.000 Wörtern. Damit ist Irenäus "Contra Haereses" etwa so umfangreich wie der Koran und kaum weniger umfangreich als das Buch Mormon (das zum Vergleich).

Wenn man die Zeit der Niederschrift um das Jahr 180 u.Z. ansetzt, war das eine erstaunliche Leistung!

Erstaunlich ist auch, wie es Irenäus geschafft hat, Zugriff auf so viele Zitate zu erhalten. Im digitalen Zeitalter ist das natürlich kein Problem, doch sich damals immer wieder in handgeschriebenen Schriften zu entsprechenden Textpassagen vorzulesen, … eine großartige Leistung.

 

Christlicher Vordenker

Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bücher des Irenäus wegbereitend für die Christenheit wurden. Letztendlich war er in vielen Bereichen ihr Vordenker. Damit will ich sagen, dass das, was er damals vehement gelehrt und für die Nachwelt aufgeschrieben hat, heute immer noch als das eigentliche Gerüst des christlichen Glaubens betrachtet wird.

"Prima", werden einige meinen; dann hat sich die christliche Lehre ja durch fast 2000 Jahre fast im ursprünglichen Zustand bewahrt. Das ist teils richtig, teils aber auch fatal. Denn die Fehler des Irenäus haben sich dadurch bis in die heutige Zeit als Bestandteil des christlichen Denkens erhalten.

 

Im Denken seiner Zeit

Irenäus hat Großes geleistet, um die Irrlehrer der damaligen Zeit (die von Christus schon angekündigt worden waren) bloßzustellen. Aber wie das Sprichwort sagt: Er schüttete das Kind mit dem Bade aus. Auch Irenäus war im Denken seiner Zeit (sein Lehrer war Polykarp) gefangen. D.h., auch er hat den Schriften damals nicht mehr abgewinnen können, als es zu jener Zeit möglich war.

Seine Ausführungen geben Zeugnis darüber, dass wirkliche Irrlehren (z.B. die Zahlenlehren der Gnostiker) sehr ausführlich, logisch und mit allen möglichen Varianten hinterfragt, bloßgestellt und lächerlich gemacht wurden.

 

Wider besseres Wissen

Andere Ansichten (so genannte Irrlehren) hat er ebenfalls aufgegriffen und mit dem ihm zur Verfügung stehenden Horizont des Verstehens und Erkennens widerlegt. Damit hat er sich wider besseres Wissen gegen Tendenzen reiferen Denkens gestellt, die es damals auch schon gab. Der Christenheit erwies er damit natürlich keinen Dienst. (Auf Einzelheiten solcher Strömungen werde ich an anderer Stelle näher eingehen). Doch bei solchen "Widerlegungen" (von an sich richtigen Glaubenslehren) fallen seine Argumentationen recht dürftig und teils wenig stichhaltig aus.

 

Inkonsequent

Irenäus ist (z.B. in dem hier aufgegriffenen Fall) auch inkonsequent. Denn wenn er in aller Ausführlichkeit und Besserwisserei über die Häretiker herzieht, übersieht er (oder erwähnt nur nebenbei) die Schwachstellen des christlichen Glaubens.

Womit wir wieder beim Thema wären; bei der "Schrift" schlechthin; den Schriften, die als AT Einzug in die Bibel gefunden haben. – Mit nur 54 Worten (weniger als 0.03% seiner Schrift) erwähnt er einen Umstand, der die eigentliche (oder zumindest eine wesentliche) Grundlage des christlichen Glaubens in Frage stellt. Und wenn dieses Glied (in der Argumentationskette) an dieser Stelle nicht hält, dann ist der komplette christliche Glaube so nicht haltbar!

 

54 Worte

Hatte er doch …, da die Schriften verloren gegangen waren, dem Priester Esdras … eingegeben, daß er sich an alle Reden der früheren Propheten erinnerte and dem Volke das Gesetz wiederherstellte, das durch Moses gegeben war. (Irenäus III 21:2)

 

Ungeheuerlich, doch nachträglich lässt sich daran (das AT wurde um 400-450 v.u.Z. von Esra geschrieben) nichts mehr ändern. Außer man würde davon ausgehen, dass Irenäus in diesem Falle einmal nicht Recht hatte.

Reichen die zehn Worte "daß er sich an alle Reden der früheren Propheten erinnerte" den Christen heute, um sicher zu sein, dass die Kette der Argumentationen auch in dieser Hinsicht geschlossen ist?

 

Bruch der Kette

An dieser Stelle ist die Argumentationskette in Sachen Bibel brüchig oder bestenfalls sehr sehr dünn. Warum fiel dem sonst so schreibgewandten Irenäus nicht mehr zu diesem Sachverhalt ein??? Hat er dieses Problem unbeabsichtigt übersehen oder hat es geflissentlich übersehen, um nicht unnötige Unruhe unter seinen Glaubensbrüdern auszulösen? Er wollte sicher auch nicht seinen Gegnern, den vielen Häretikern, entgegen kommen, damit diese zusätzliches Öl ins Feuer gießen konnten.

Waren die Christen einst so blauäugig, dass sie diesen Umstand kritiklos (in demütiger Allesgläubigkeit) hinnahmen?

 

Keine Wahl

Die Christen hatten keine Wahl, denn wenn sie zugegeben hätten, dass das AT erst in Verbindung mit Esra geschrieben wurde, stünde ihr Glaube nicht mehr fest (auf fester Grundlage) und sie könnten vielleicht nichts mehr wirklich glauben.

 

Der Strohhalm

Dann klammerten sie sich lieber an den Strohhalm, dass sich Esra an all die wichtigen verloren gegangenen Schriften erinnert habe.

Jetzt könnte ich anfangen zu lästern, doch will ich mich zurücknehmen und auf Schadensbegrenzung bedacht sein.

 

 

Schriften des Esra 

Bücher des Esra

Vordergründig müssten es die fünf Mosesbücher sein, die Esra neu erstellen musste. Doch offensichtlich gehörten auch noch andere Schriften dazu, wenn nicht gar (fast) alle Schriften des AT. Bei einigen Bibelbüchern (Könige, Chronika, Esra) wird Esra sowieso als ihr Schreiber angegeben.

Sicherlich gab es Prophetenschriften, die sich zeitnah retten (beschaffen) ließen. Ich denke da z.B. an die Bücher Hesekiel, Daniel, Haggai, Sacharja und sicherlich auch Maleachi. Es mag sein, dass auch die Schriften des Baruch (Jeremia) dazu gehört haben.

Doch wie sieht es mit Josua, Samuel, Richter, Hiob, Prediger, Jesaja und vielen der kl. Propheten aus? Auch sie werden zu den Schriften gezählt werden müssen, die unter Esras Federführung rekonstruiert wurden.

 

Durch den Heiligen Geist

Irenäus spricht diese überaus gewaltige Leistung dem Heiligen Geist zu (unter göttlicher Inspiration). Er verweist dabei auf die Übersetzungsleistung der Septuaginta. Doch bitte schön, hier brauchte nur abgekupfert zu werden. Das war zwar eine mühselige Arbeit, die auch viel Konzentration und Ausdauer erforderte, doch des Heiligen Geistes bedurfte man dabei nicht so sehr. Aber Schriften, die nicht mehr vorhanden waren, wahrheitsgetreu wieder zu beschaffen, das ist wirklich Leistung, wunderbar, … fast unmöglich. Hier hat sich der "Heilige Geist" wirklich ganz schön ins Zeug legen müssen. Da machen es sich Christen in einigen Dingen eben doch etwas sehr leicht. "Für Gott ist nichts unmöglich" – für ihn ist es eine Kleinigkeit, verloren gegangene Schriften neu aufschreiben zu lassen.

 

Was wissen wir schon

Esra? Ich will mir Esra etwas genauer vornehmen. Es gibt über ihn apokryphe Schriften. Vorzugsweise denke ich an das 4.Buch Esra.

Es ist in der Ich-Form geschrieben und rückt Esra in ein ganz anderes Licht; nämlich in das eines Propheten wie z. B. Henoch es war.

Das apokryphe Buch Esra (4. Buch Esra) enthält sieben Gesichter (Visionen), in denen Esra noch während der babylonischen Gefangenschaft auf seine Mission (das Judenvolk zu reorganisieren) vorbereitet wird. Warum dieses Buch keinen Zugang zum kanonischen Teil der Bibel bekommen hat, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht auch deswegen, weil hier vieles behandelt wird, was den Horizont der damaligen Juden weit überschritten/überstrapaziert hätte. Genauso gut könnten aber die "Wissenden" diese Wissensquelle nur ausgewählten Kreisen zugänglich gemacht haben. Eine Praxis, die durch alle Zeiten hindurch (leider) immer wieder anzutreffen ist. Ist nicht auch der Klerus der Kirche nichts anderes? Wissen ist nun einmal Macht. Und wenn jemand an der Macht bleiben möchte, dann muss er mehr Macht (Wissen) haben als die anderen … Da machte auch die Priesterklasse der Juden keine Ausnahme.

 

Engel halfen dabei

Esra stand also im direkten Kontakt mit den Himmlischen. Ihm wurde Einsicht gewährt in Dinge, die normalen Sterblichen verwehrt ist. Ganz offensichtlich nicht ohne Eigennutz, denn Esra war (wurde zur) Schlüsselfigur heiliger göttlicher Schriften schlechthin. Ihm oblag es, einen Neuanfang einzuleiten.

Und wenn dieser Esra, wie es sein apokryphes viertes Buch erzählt, im direkten Kontakt mit den Himmlischen stand, sollten wir sehr massiv die lenkende Hand der Engel mit einbeziehen. Dies wiederum führt zu sicheren Gefilden der Gewissheit, dass wir vertrauensvoll glauben dürfen, was uns mit Hilfe Esras wieder an heiligen Schriften mit den Aussprüchen Gottes zurückgegeben wurde. Letztlich dürfte auch Eusebius damit Recht gehabt haben, dass der heilige Geist seine Hand über dem Schreiber Esdra hatte.

Aber die Argumentation des Irenäus, wie er sie vorbrachte, wurde der Sache nicht gerecht.

 

Neuanfang

Offenbar wurde ein Neuanfang eingeleitet. Und für diesen Neuanfang war Esra die Schlüsselfigur. Ich könnte mir vorstellen, dass Esra aus Quellen, die ihm die Himmlischen zur Verfügung stellten, bzw. solche, die sie ihm ausliehen, eine Schriftensammlung machte. Das müssen nicht zwangsläufig jene Schriften gewesen sein, die noch zu Zeiten der Könige im Umlauf waren. Genauso gut kann es sich um Schriften gehandelt haben, die vorher eher unbekannt oder nur bestimmten Kreisen zugänglich waren. Einige Schriften mögen gänzlich neu verfasst worden sein; nach Angaben der Engel versteht sich. Es wäre auch durchaus denkbar, dass gewisse Informationen noch einer mündlichen Überlieferung entstammten. Es wäre schon sehr hilfreich, wenn wir über diesen Hergang genauere Hinweise bekommen hätten.

 

Eine Bibel vor Esra

Gab es vor Esra eine Sammlung kanonischer Schriften? Aus meiner Sicht eher nicht; nur das Buch des Bundes. Dieses wurde den Israeliten gleich einem Heiligtum beigegeben. Sie bewahrten das Buch aber nicht wie ein Heiligtum würdig auf und beachteten es kaum. – Ihre Geschichte bezeugt eher eine Geringschätzung der Worte, die ihren Bund mit Gott besiegelte. Siehe dazu das eher zufällige Wiederauffinden des Bundesbuches unter Josia. (2Kö 22 u. 23; 2Chr 34)

 

 

Verlorene Schriften 

Verlorene Bücher

Es gibt eine Reihe so genannter "Verlorener Schriften". Vorzugweise werden diese in jenen Bibelbüchern zitiert, die ohnehin Esra als Mitautoren zugeschrieben werden. Ein Indiz mehr, dass sich Esra durch eine große Flut von Schriften durcharbeitete, um aus allen die Geschichte Israels wieder zu rekonstruieren.

 

§            "Das Buch der Kriege"                                                          4Mo 21:14

§            "Buch des Jaschar" (Heldenlieder)                           2Sam 1:18, Jos 10:13

§            "Das Buch (die Geschichte) Nathan"                                   1Chr 29:29, 2Chr 9:29

§            "Das Buch (die Geschichte) Gad"                                        1Chr 29:29

§            "Das Buch der Geschichte Salomos"                                  1Kö 11:41

§            "Prophezeiungen des Ahijas"                                               2Chr 9:29

§            "Gesichte des Jedo"                                                              2Chr 9:29

§            "Das Buch Schemajas "                                                        2Chr 12:15

§            "Die Geschichte Usijas"                                                        2Chr 26:22

§            "Die Geschichte der Seher"                                      2Chr 33:19

 

Mehr zum Thema siehe unter: Die verlorenen Schriften der Bibel

 

 

Bibelhinweise 

Brandschatzung

Es gibt eine Reihe von Bibelhinweisen, die auf den Verbleib heiliger Bücher deuten könnten. Doch muss ich herausstellen, dass weder der Verlust von so genannt heiligen Büchern bezeugt ist, noch ist der Erhalt derselben bezeugt. – Insofern steht der Verdacht im Raume, dass es eine Menge Schwund gegeben haben muss. Die Tatsache, dass die frühen Kirchenväter (Irenäus / Eusebius) den Verlust alter Schriften einräumten, sollte nachdenklich stimmen. Wenn es sich dabei nur um einen vagen Verdacht handelte, hätte man dies auch so hingestellt. – Ich folgere also, dass zu Zeiten des Irenäus, in christlichen Kreisen allgemein davon ausgegangen wurde, dass die Schriften nicht mehr die Originale, bzw. Abschriften der selben gewesen waren. 

 

Jes 64,9 (Elberfelder rev.)

9 Deine heiligen Städte sind eine Wüste geworden, Zion ist eine Wüste geworden, Jerusalem eine Öde.

10 Unser heiliges und herrliches Haus, worin unsere Väter dich lobten, ist ein Raub des Feuers, und alle unsere Kostbarkeiten sind zu Trümmern geworden.

 

Klagelieder 1 (Elberfelder rev.)

7 Jerusalem denkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Heimatlosigkeit an all ihre Kostbarkeiten, die es <bei ihr> gab seit den Tagen der Vorzeit, <jetzt,> da ihr Volk durch die Hand des Gegners gefallen ist und sie keinen Helfer hat. Die Gegner sehen ihr zu, lachen darüber, daß es mit ihr aus ist.

10 Seine Hand hat der Gegner ausgestreckt nach all ihren Kostbarkeiten. Ja, sie mußte mitansehen, wie Nationen in ihr Heiligtum kamen, denen du geboten hattest, sie sollten dir nicht in die Versammlung kommen!

 

 

Eusebius 

Eusebius

Eusebius (Kirchenschriftsteller bis ca. 342) hatte recht umfassend die Geschichte der frühen Christenheit durch ihre meist unruhevollen Jahre dokumentiert. Dabei war er auf ältere Schriften angewiesen, die ihm als Bischof und Patriarch von Konstantinopel zugänglich waren. Eine seiner Quellschriften waren jene des Irenäus; die seiner Zeit in etwa 160 Jahre alt gewesen sein dürfte. Aus diesen entlehnte er auch einige Textpassagen in der auf die Rekonstruierung der Bibel hingewiesen wird. Im Grunde genommen steht hier dasselbe wie im Original des Irenäus. Doch wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass auch Eusebius diesen Umstand nicht weiter hinterfragt und einfach (genauso wie Irenäus) als gegeben hinnimmt. Und mit Eusebius (seine Schriften dürften eine größere Verbreitung gefunden haben) ist dieses Wissen in die Geschichte der Christenheit eingegangen; offenbar ohne zu irgendeiner Zeit besondere Kopfschmerzen zu verursachen.

 

Eusebius Buch 5 Kap 8

Da sie nun vor Ptolemäus zusammenkamen und ihre Übersetzungen verglichen, da wurde Gott verherrlicht, und die Schriften erwiesen sich als wahrhaft göttlich. Denn alle Siebzig hatten dieselben Texte mit denselben Ausdrücken und denselben Worten von Anfang bis zum Schlusse wiedergegeben, so dass selbst die anwesenden Heiden erkannten, dass die Bücher unter göttlicher Eingebung übersetzt worden seien. Dass Gott solches gewirkt, ist nicht auffallend. Denn als während der Gefangenschaft des (jüdischen) Volkes unter Nebukadnezar die Bibel vernichtet worden war und die Juden nach siebzig Jahren in ihre Heimat zurückkehrten, schrieb der Priester Esdras aus dem Stamme Levi in der Zeit des Perserkönigs Artaxerxes unter göttlicher Inspiration alle Worte der früheren Propheten von neuem nieder und stellte so dem Volke das mosaische Gesetz wieder her." Soweit Irenäus.

 

 

Koran 

Esra im Koran

Dass Esra einst eine besondere Rolle zugeschrieben wurde, bezeugt auch der Koran. Offenbar wussten die Juden Esra anders einzuschätzen als die Christen. Demnach dürften einschlägige Schriften im Umlauf gewesen sein, welche diesen Umstand rechtfertigten. Handelt es sich dabei womöglich um Quellen, die auch schon Irenäus zugänglich waren?

 

Sure 9. Die Buße: Digitale Bibliothek Band 46

30 Die Juden sagen: ''Uzair (d.h. Esra) ist der Sohn Gottes.' Und die Christen sagen: 'Christus ist der Sohn Gottes.' Das sagen sie nur so obenhin. Sie tun es (mit dieser ihrer Aussage) denen gleich, die früher ungläubig waren. Diese gottverfluchten (Leute) (w. Gott bekämpfe sie)! Wie können sie nur so verschroben sein! 31 Sie haben sich ihre Gelehrten und Mönche sowie Christus, den Sohn der Maria, an Gottes Statt zu Herren genommen. Dabei ist ihnen (doch) nichts anderes befohlen worden, als einem einzigen Gott zu dienen, außer dem es keinen Gott gibt. Gepriesen sei er! (Er ist erhaben) über das, was sie (ihm an anderen Göttern) beigesellen.

 

Wie Moses

War Esra ein Prophet gleich Moses? Ein Prophet dem eine vergleichbare Aufgabe zugewiesen wurde???

Moses führte die Israeliten aus ägyptischer Knechtschaft.

Esra führte die Israeliten aus babylonischer Gefangenschaft.

 

Moses hatte direkten Kontakt zu den Himmlischen – auch Esra hatte nach apokryphen Quellen direkten Kontakt zu den Himmlischen.

 

Moses war Schreiber wichtiger Zeugnisse, das israelitische Volk betreffend. Selbige Arbeit wurde von Esra wieder aufgenommen, bzw., rekonstruiert und auf den neuesten Stand gebracht.

 

 

Die Schatzhöhle

Die apokryphe Schatzhöhle

Es gibt da noch eine apokryphe Schrift, "die Schatzhöhle", welche explizit den Umstand aufgreift, dass die Israliten auf keine echten (wahrheitsgemäßen) Geschichtsbücher zugreifen können.

 

Schatzhöhle: 44. Kapitel: Nachexilische Geschlechtsregister

1 Da keiner der früheren Schriftsteller diese Geschlechterreihe der Nachkommen ihrer Väter fand, bedrängten die Juden die Kinder der Kirche, sie sollten ihnen die Eltern der seligen Maria in der Reihe ihrer Stammregister nachweisen. 2 Sie forderten die Kinder der Kirche auf, sie sollten die Reihe ihrer Väterstämme erforschen und ihnen den wahren Sachverhalt aufweisen.

3 Denn sie nannten Maria eine Ehebrecherin.

4 Jetzt aber wird der Mund der Juden verstummen, und sie werden glauben, daß Maria aus dem Hause Davids und Abrahams stammt.

5 Denn die Juden haben keine Geschlechterreihe, die ihnen den wahren Sachverhalt der Männer ihrer Väter aufzeigen könnte, weil dreimal ihre Schriften im Feuer verbrannt sind:

6 einmal in den Tagen des Antiochus, der eine Verfolgung gegen sie erregte, den Tempel des Herrn besudelte und sie zwang, den Götzen zu opfern;

7 zweitens in den Tagen ... ,drittens in den Tagen des Herodes, als Jerusalem zerstört

wurde.

8 Deshalb waren die Juden in großer Bedrängnis, weil sie keine wahre Geschlechterreihe der Nachkommen ihrer Väter hatten.

9 Sie bemühten sich zwar schleunigst, auf der Wahrheit zu fußen; aber sie vermochten es nicht.

10 Sie hatten viele Schriftsteller; aber jeder von ihnen schrieb, wie er wollte.

11 So stimmten sie nicht miteinander überein; denn sie konnten nicht auf dem Boden der Wahrheit stehen.

12 Auch unsere Schriftsteller, die Söhne der Kirche, waren nicht imstande, uns die sichere, feste Wahrheit aufzuzeigen, weder, wie Adams Leichnam nach Golgatha hinaufgebracht ward, noch, woher die Eltern des Melchisedech waren, noch woher die Eltern der seligen Maria.

13 Als die Israeliten von der Kirche bedrängt wurden und die Wahrheit nicht fanden, wurden sie dreist und schrieben nach dem Geschwätz des Irrtums und dies ... uns ... diese Reihe von dreiundsechzig Stämmen; sie reicht von Adam bis zum Messias.

14 Woher aber sich jeder einzelne von ihnen ein Weib nahm, und wessen Tochter sie war, das konnten weder die griechischen, noch die hebräischen, noch die syrischen Schriftsteller aufzeigen.

 

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Die Geschichte der Christenheit sollte unbedingt überarbeitet werden! Übrigens, die Hinweise (Bezugspunkte) zu Esra sind noch viel weitreichender. Doch davon soll an anderer Stelle geschrieben werden.

 

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Vielleicht ist der eine oder andere enttäuscht, dass er Schriften mit nur einem geringem Wahrheitsgehalt zur Grundlage seines Glaubens gemacht hat. Diesem sei gesagt, dass die Lüge, die Geschichtsfälschung, in jedem Geschichtsdokument allgegenwärtig ist, sei es nun in der jüngeren Geschichte, im Altertum oder in der Frühzeit, alles ist wahrscheinlich zu etwa 90% falsch.

 

Ich hege die Hoffnung, dass, wenn der Schleier fällt, wenn die Dunkelmächte entmachtet werden, die Wahrheit ans Licht kommen wird. Zukünftige Generationen werden also die Geschichte wieder richtig stellen (da gibt es zigtausend von geheimgehaltenen Dokumenten, die dabei eine Hilfe sein werden und sicherlich werden auch jene, die uns als "Wächtermächte" beobachtet haben, ihren Teil tun, damit wir wieder an die Wahrheit gelangen)

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/bibel/bibel/esrabibel.htm