Geistlich gesinnt

Bemüht euch um die Gaben des Geistes

 

November 2004

 

Der Widerspruch. 1

Rechtfertigungsversuche. 1

Altes- neues Gesetz. 1

Wie werde ich geistig?. 1

 

 

Der Widerspruch

Logisch – oder ein Widerspruch

In der nachfolgenden Recherche wird sich ein Widerspruch zeigen. Es handelt sich dabei durchaus um ein heißes Eisen welches gewöhnlich geflissentlich übersehen oder ignoriert wird.

 

·       Einerseits werden wir aufgefordert "geistig(lich) gesinnt" zu sein und nach den Gaben (Früchten) des Geistes zu streben und

·       andererseits wird uns verboten mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten.

 

Ich versuche den Widerspruch zu erklären und Licht in diese Problematik zu bringen.

 

Das Gebot des Paulus an Christen!

       1.Kor 14,1 (Elberfelder)

Strebt nach der Liebe; eifert aber nach den geistlichen <Gaben>, besonders aber, daß ihr weissagt!

 

       1Kor 12,31 (Luther)

Strebt aber nach den größeren Gaben! Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen.

 

Das Verbot nach Moses an die Hebräer!

       2Mo 22,17 (Einheits)

Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.

 

       3Mo 19,31(Einheits)

Wendet euch nicht an die Totenbeschwörer, und sucht nicht die Wahrsager auf; sie verunreinigen euch. Ich bin der Herr, euer Gott.

 

       3Mo 20,27 (Einheits)

Männer oder Frauen, in denen ein Toten- oder ein Wahrsagegeist ist, sollen mit dem Tod bestraft werden. Man soll sie steinigen, ihr Blut soll auf sie kommen.

 

       5Mo 18 (Einheits)

10 Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert,

11 Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, keinen Hellseher, keinen, der Verstorbene um Rat fragt.

 

Wahrsagerei ist nichts anderes als Weissagung. Unter Moses war es verboten, unter Paulus aber war es erstrebenswert.

Hier haben wir einmal mehr einen konkreten Hinweis darauf, daß unter dem Gesetz Moses andere Richtlinien galten als unter den ersten Christen. Im Grunde genommen wird genau das, was einst verboten war wieder salonfähig.

Dummerweise wird dieser Umstand in den Schriften des NT nicht weiter erklärt, so daß man unterschwellig den Kontakt mit der Geisterwelt mit Spiritismus gleichsetzt. Und Spiritismus wird mit dem Teufel und Dämonen in Verbindung gebracht.

 

 

Rechtfertigungsversuche

Der offizielle Weg

Da mag man einwänden, im einen Fall handle es sich um den Kontakt mit bösen Geistern und im anderen Falle ja ausschließlich um den Geist Gottes.

Gute und böse Geister gab es sowohl damals als auch zur Zeit des Paulus. Es ist auch bestimmt nicht sinnvoll mit einem bösen Geist Kontakt aufzunehmen, genauso wie man es ja auch sicherlich vermeidet mit bösen Menschen engere Gemeinschaft zu pflegen.

 

Der folgende, von einigen Bibelgelehrten als unsicher bezeichnete Bibeltext, bringt einen weiteren Hinweis auf diese Problematik.

 

Jes 8,19 (Einheits)

Wenn man euch sagt: Befragt die Totengeister und Zauberkundigen, die flüstern und murmeln!, (dann erwidert:) Soll ein Volk nicht lieber seinen Gott befragen? Warum soll man für die Lebenden die Toten befragen?

19f: Textüberlieferung und Sinn unsicher. Totenbeschwörung war nach Lev 19,31 und Dtn 18,10f verboten.

 

Dereinst gab es einen Kanal zu Gott. Jener hatte eine ausreichende Zahl Propheten aktiviert, so daß es die Möglichkeit gab, so in Kontakt zur Gotteswelt zugelangen.

 

Ein durchaus berechtigter Vorwurf war nun, weshalb man sich lieber Totengeistern zuwendete, als den offiziellen Weg zu wählen, um direkt mit den Himmlischen in Kontakt zu treten. Die da oben wollten offenbar den Informationsfluss zur geistigen Welt kontrollieren.

 

Gefahr des Missbrauches

Ein Missbrauch der (durch die) Geisterwelt ist tatsächlich gegeben. Das zeigt sich einmal mehr dadurch, dass okkulte Praktiken (unterschiedlichste Formen der Magie) weltweit praktiziert werden und sich großer Beliebtheit erfreuen. Das war damals so, und daran hat sich bis Heute auch nichts geändert.

Ist es doch verlockend, durch magische Praktiken Einfluss auf andere ausüben zu können.

 

Einmal Mehr auch ein Hinweis darauf, dass Magie existent ist und dieses nicht nur auf Einbildung beruht. Der Geist ist machtvoll, mit ihm lassen sich ungeahnte Dinge zuwege bringen.

Ein dilettantisches Spiel mit diesen Kräften ist jedoch ein Spiel mit dem Feuer.

 

Zauberei

Mit "Zauberei" verstand man damals offenbar genau jene Praktiken, mittels derer man auf magischem Wege andere beeinflussen konnte. – Das nun war nichts womit sich Christen beschäftigen sollten. Es gehörte zu den "Taten" die das Gewissen schlagen ließen.

 

Apg 19 (Elberfelder rev.)

18 Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten.

19 Zahlreiche aber von denen, die Zauberei getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten ihren Wert und kamen auf fünfzigtausend Silberdrachmen.

20 So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und erwies sich kräftig.

 

Der feine Unterschied

Wir müssen also lernen, magische Praktiken, wie Formen der Zauberei von geistigen Gaben nach denen wir streben sollen, zu unterscheiden.

Beides hat mit dem Geist, Geistern und der Geisteswelt etwas zu tun.

·        Das eine ist der naturgegebene (von Gott gegebene), natürliche Weg, sich von der geistigen Welt lenken zu lassen.

·        Das andere ist nichts anderes als Missbrauch von Kräften die wir mit unseren Sinnen nicht begreifen können.

 

Unreif

Sollte man sich aus übertriebener Vorsicht vor jeglichem Kontakt mit der Geistigkeit verwehren, so ist man als Christ unmündig und unreif.

Unmündige haben Verantwortliche, denen sie ihre Verantwortung übertragen haben. Das sind auf religiösen Gebiet meist kirchliche Institutionen, deren Prediger, Oberhirten usw. …

Die Geschichte der Christenheit hat überdies gezeigt, dass sich der Klerus gerne dieser Macht bediente und auch keine wirklichen Anstrengungen unternahmen diesen "Missstand" zu unterbinden. Im Gegenteil, sie haben auf Kosten der "Wahren Lehre" im großen Stiel versucht Machtbefugnisse und Kompetenzen in ihrem eigenen Sinne voll auszuspielen. Nur so ist es überhaupt zu verstehen, daß die Kirchen der Christenheit ein Volk von unmündigen und unreifen Christen hervorgebracht hat. (Dieses genauer zu hinterfragen und zu dokumentieren wäre ein Thema für sich.)

 

 

Altes- neues Gesetz

Gesetzeswandel

Nach Moses war Wahrsagerei ein todeswürdiges Verbrechen. Zu Zeiten der ersten Christen war es geradewegs eine Auszeichnung, wenn man einen Wahrsagegeist hatte.

Wie lässt sich dieser Umstand, dieser Wandel der Ansichten erklären?

 

Zensur von oben

Die Aussagen des Mose sind nur schwerlich nachzuvollziehen. Ich habe die durchaus begründete Vermutung, dass jener JHWH nicht wollte, dass den Menschen bestimmte Informationsquellen zur Verfügung stehen. (Also eine von oben angeordnete Zensur?) Das zu hinterfragen ist natürlich ketzerisch. Doch wollen wir offensichtliche Widersprüche (die es in der zweifellos Bibel gibt), verstehen, kommen wir nicht umhin, uns kritisch damit auseinanderzusetzen. Anfangs erwähnte ich bereits, dass es sich hier um ein heißes Eisen handelt.

 

Die Zeit schreitet voran

Wir müssen also die jeweiligen Umstände und die jeweilige Zeit berücksichtigen. So ließen sich auch Moses Aussagen rechtfertigen. Entsprechende Gebote (einer längst vergangenen Epoche und bezogen auf außergewöhnliche Umstände) für alle Zeiten als gültig zu erklären und gar zu einem Dogma zu erheben, ist der Sache nicht dienlich. Das bedeutet, am Buchstaben zu kleben und uns jeglichem Fortschritt zu verweigern.

So könnten wir die Zeit des Moses als die Kinderzeit (der Israeliten) betrachten. Kindern muss man gewisse Dinge verbieten, weil sie damit noch nicht umgehen können. Und das dürfte ganz im Sinne der Worte des Paulus sein:

 

1Kor 13 (Elberfelder rev.)

10 wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.

11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.

 

Das Gesetz ist erfüllt

Bestätigt wird jene Vermutung auch dadurch, dass Christus das Gesetz Mose für überholt erklärte. Es hatte zwar damals seine Berechtigung, aber in der Zeit, als Christus neues Licht auf die Welt brachte nicht mehr zeitgemäß. Dies kann durch eine große Anzahl von Pauluszitaten belegt werden. (Siehe dazu auch Math Kap. 5 ab Vers 17)

 

Rö 7 (Luther)

4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet durch den Leib Christi, so daß ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.

5 Denn solange wir dem Fleisch verfallen waren, da waren die sündigen Leidenschaften, die durchs Gesetz erregt wurden, kräftig in unsern Gliedern, so daß wir dem Tode Frucht brachten.

6 Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangenhielt, so daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.

 

Der Buchstabe hat sich also überholt. Jetzt ist die Zeit, die wir im Wesen des Geistes leben sollte.

Hier gibt es ganz offensichtliche Missverständnisse, die ich im nachfolgenden aufzeigen möchte.

 

 

Wie werde ich geistig?

Früchte des Geistes

Gal 5 (Einheits)

22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,

23 Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht.

24 Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.

25 Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.

26 Wir wollen nicht prahlen, nicht miteinander streiten und einander nichts nachtragen.

 

Wie werde ich geistig gesinnt?

Ich nehme wahllos die Eigenschaft "Langmut" heraus. Wenn ich mich bewußt bemühe, Langmut zu leben (hervorzubringen), um so den Anforderungen eines guten Christen gerecht zu werden, mache ich mir selbst etwas vor. Ich zeige meinem Umfeld meine Langmut. Das ist nicht weiter schlimm, doch der Weg dorthin ist der falsche.

Der richtige Weg wäre, das Wesen des Geistes zu leben; dem Geist die Möglichkeit zu geben, sich durch mich zu offenbaren. Wenn ich dies nach und nach in meinem Leben umsetze, bin ich geistig gesinnt und bringe infolgedessen die Eigenschaft "Langmut" hervor.

 

Anders ausgedrückt:

Ich bin nicht zwangsläufig geistig gesinnt, wenn ich die Früchte des Geistes offenbare, sondern wenn mein "Geistiggesinnt sein" in Folge all diese Früchte des Geistes hervorbringt.

Um ein Geistesmensch zu werden, sollte man sein Augenmerk also nicht so sehr auf die Früchte des Geistes legen, sondern vielmehr auf den Geist.

 

2.Kor 3,6 (Luther)

der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

 

Also weg vom Buchstaben und hin zum Geist. Ich glaube, dass einige orthodox ausgerichtete Christen hier noch eine Menge Handlungsbedarf haben. (Besonders beim sprichwörtliches Kleben an bestimmten Zitaten der Bibel). "Es steht geschrieben und als ist es so…".

Diese Vorgehensweise ist von vorgestern und hat nichts damit zu tun vom Geiste lebendig gemacht zu werden.

Selbst wenn die Bibel das eine oder andere Zitat hat, welches etwas ganz anderes auszusagen scheint, was soll es? Machen wir uns frei vom Buchstaben; nicht nur vom Buchstaben des Gesetzes, sondern auch von den Buchstaben alter Texte. Sie haben bestimmt ihre Berechtigung (gehabt) und sind auch für die eine oder andere Recherche ganz sinnvoll. Sie dürfen uns aber nicht festhalten und so den Geist hindern, durch uns wirksam zu werden.

 

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Zum Geist gibt es natürlich noch viel mehr zu sagen. Dazu gibt es weitere Aufsätze, wie z.B.   "Der Geist des Menschen"

 

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/bibel/geist/geistig.htm