November 2004
In der nachfolgenden Recherche wird sich ein
Widerspruch zeigen. Es handelt sich dabei durchaus um ein heißes Eisen welches
gewöhnlich geflissentlich übersehen oder ignoriert wird.
·
Einerseits werden wir
aufgefordert "geistig(lich) gesinnt" zu sein und nach den Gaben
(Früchten) des Geistes zu streben und
·
andererseits wird uns
verboten mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten.
Ich versuche den Widerspruch zu erklären und Licht in
diese Problematik zu bringen.
Strebt nach der Liebe; eifert aber nach den geistlichen
<Gaben>, besonders aber, daß ihr weissagt!
Strebt aber nach den größeren Gaben!
Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen.
Das Verbot nach Moses an die
Hebräer!
Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.
Wendet
euch nicht an die Totenbeschwörer, und sucht nicht die Wahrsager auf; sie verunreinigen euch.
Ich bin der Herr, euer Gott.
Männer oder Frauen, in denen
ein Toten- oder ein
Wahrsagegeist ist, sollen mit dem Tod bestraft werden. Man soll sie
steinigen, ihr Blut soll auf sie kommen.
10 Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder
seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken
deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert,
11
Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, keinen Hellseher, keinen, der Verstorbene
um Rat fragt.
Wahrsagerei ist nichts anderes als Weissagung. Unter Moses war es verboten, unter Paulus aber war es
erstrebenswert.
Hier haben wir einmal mehr einen konkreten Hinweis
darauf, daß unter dem Gesetz Moses andere Richtlinien galten als unter den
ersten Christen. Im Grunde genommen wird genau das, was einst verboten war
wieder salonfähig.
Dummerweise wird dieser Umstand in den Schriften des
NT nicht weiter erklärt, so daß man unterschwellig den Kontakt mit der
Geisterwelt mit Spiritismus gleichsetzt. Und Spiritismus wird mit dem Teufel
und Dämonen in Verbindung gebracht.
Da mag man einwänden, im einen Fall handle es sich um
den Kontakt mit bösen Geistern und im anderen Falle ja ausschließlich um den
Geist Gottes.
Gute und böse Geister gab es sowohl damals als auch
zur Zeit des Paulus. Es ist auch bestimmt nicht sinnvoll mit einem bösen Geist
Kontakt aufzunehmen, genauso wie man es ja auch sicherlich vermeidet mit bösen
Menschen engere Gemeinschaft zu pflegen.
Der folgende, von einigen Bibelgelehrten als unsicher
bezeichnete Bibeltext, bringt einen weiteren Hinweis auf diese Problematik.
Wenn man euch sagt: Befragt die
Totengeister und Zauberkundigen, die flüstern und murmeln!, (dann erwidert:)
Soll ein Volk nicht lieber seinen Gott befragen? Warum soll man für die
Lebenden die Toten befragen?
19f:
Textüberlieferung und Sinn unsicher. Totenbeschwörung war nach Lev 19,31 und
Dtn 18,10f verboten.
Dereinst gab es einen Kanal zu Gott. Jener hatte eine
ausreichende Zahl Propheten aktiviert, so daß es die Möglichkeit gab, so in
Kontakt zur Gotteswelt zugelangen.
Ein durchaus berechtigter Vorwurf war nun, weshalb man
sich lieber Totengeistern zuwendete, als den offiziellen Weg zu wählen, um
direkt mit den Himmlischen in Kontakt zu treten. Die da oben wollten offenbar
den Informationsfluss zur geistigen Welt kontrollieren.
Ein Missbrauch der (durch die) Geisterwelt ist
tatsächlich gegeben. Das zeigt sich einmal mehr dadurch, dass okkulte Praktiken
(unterschiedlichste Formen der Magie) weltweit praktiziert werden und sich
großer Beliebtheit erfreuen. Das war damals so, und daran hat sich bis Heute
auch nichts geändert.
Ist es doch verlockend, durch magische Praktiken
Einfluss auf andere ausüben zu können.
Einmal Mehr auch ein Hinweis darauf, dass Magie
existent ist und dieses nicht nur auf Einbildung beruht. Der Geist ist
machtvoll, mit ihm lassen sich ungeahnte Dinge zuwege bringen.
Ein dilettantisches Spiel mit diesen Kräften ist
jedoch ein Spiel mit dem Feuer.
Mit "Zauberei" verstand man damals offenbar
genau jene Praktiken, mittels derer man auf magischem Wege andere beeinflussen
konnte. – Das nun war nichts womit sich Christen beschäftigen sollten. Es
gehörte zu den "Taten" die das Gewissen schlagen ließen.
18 Viele aber von denen, die gläubig
geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten.
19 Zahlreiche aber von denen, die Zauberei getrieben hatten,
trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten
ihren Wert und kamen auf fünfzigtausend Silberdrachmen.
20 So wuchs das Wort des Herrn mit Macht
und erwies sich kräftig.
Wir müssen also lernen, magische Praktiken, wie Formen
der Zauberei von geistigen Gaben nach denen wir streben sollen, zu
unterscheiden.
Beides hat mit dem Geist, Geistern und der Geisteswelt
etwas zu tun.
·
Das eine ist der
naturgegebene (von Gott gegebene), natürliche Weg, sich von der geistigen Welt
lenken zu lassen.
·
Das andere ist nichts
anderes als Missbrauch von Kräften die wir mit unseren Sinnen nicht begreifen
können.
Sollte man sich aus übertriebener Vorsicht vor
jeglichem Kontakt mit der Geistigkeit verwehren, so ist man als Christ unmündig
und unreif.
Unmündige haben Verantwortliche, denen sie ihre
Verantwortung übertragen haben. Das sind auf religiösen Gebiet meist kirchliche
Institutionen, deren Prediger, Oberhirten usw. …
Die Geschichte der Christenheit hat überdies gezeigt,
dass sich der Klerus gerne dieser Macht bediente und auch keine wirklichen
Anstrengungen unternahmen diesen "Missstand" zu unterbinden. Im
Gegenteil, sie haben auf Kosten der "Wahren Lehre" im großen Stiel
versucht Machtbefugnisse und Kompetenzen in ihrem eigenen Sinne voll
auszuspielen. Nur so ist es überhaupt zu verstehen, daß die Kirchen der
Christenheit ein Volk von unmündigen und unreifen Christen hervorgebracht hat.
(Dieses genauer zu hinterfragen und zu dokumentieren wäre ein Thema für sich.)
Nach Moses war Wahrsagerei ein todeswürdiges
Verbrechen. Zu Zeiten der ersten Christen war es geradewegs eine Auszeichnung,
wenn man einen Wahrsagegeist hatte.
Wie lässt sich dieser Umstand, dieser Wandel der Ansichten
erklären?
Die Aussagen des Mose sind nur schwerlich
nachzuvollziehen. Ich habe die durchaus begründete Vermutung, dass jener JHWH
nicht wollte, dass den Menschen bestimmte Informationsquellen zur Verfügung
stehen. (Also eine von oben angeordnete Zensur?) Das zu hinterfragen ist
natürlich ketzerisch. Doch wollen wir offensichtliche Widersprüche (die es in
der zweifellos Bibel gibt), verstehen, kommen wir nicht umhin, uns kritisch
damit auseinanderzusetzen. Anfangs erwähnte ich bereits, dass es sich hier um
ein heißes Eisen handelt.
Wir müssen also die jeweiligen Umstände und die
jeweilige Zeit berücksichtigen. So ließen sich auch Moses Aussagen
rechtfertigen. Entsprechende Gebote (einer längst vergangenen Epoche und
bezogen auf außergewöhnliche Umstände) für alle Zeiten als gültig zu erklären
und gar zu einem Dogma zu erheben, ist der Sache nicht dienlich. Das bedeutet,
am Buchstaben zu kleben und uns jeglichem Fortschritt zu verweigern.
So könnten wir die Zeit des Moses als die Kinderzeit
(der Israeliten) betrachten. Kindern muss man gewisse Dinge verbieten, weil sie
damit noch nicht umgehen können. Und das dürfte ganz im Sinne der Worte des
Paulus sein:
10 wenn aber das Vollendete kommt, vergeht
alles Stückwerk.
11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein
Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an
mir war.
Bestätigt wird jene Vermutung auch dadurch, dass
Christus das Gesetz Mose für überholt erklärte. Es hatte zwar damals seine
Berechtigung, aber in der Zeit, als Christus neues Licht auf die Welt brachte
nicht mehr zeitgemäß. Dies kann durch eine große Anzahl von Pauluszitaten belegt
werden. (Siehe dazu auch Math Kap. 5 ab Vers 17)
4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem
Gesetz getötet durch den Leib Christi, so daß ihr einem andern angehört,
nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.
5 Denn solange wir dem Fleisch verfallen
waren, da waren die sündigen Leidenschaften, die durchs Gesetz erregt wurden,
kräftig in unsern Gliedern, so daß wir dem Tode Frucht brachten.
6 Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben,
das uns gefangenhielt, so daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten
Wesen des Buchstabens.
Der Buchstabe hat sich also überholt. Jetzt ist die Zeit, die wir im Wesen des Geistes
leben sollte.
Hier gibt es ganz offensichtliche Missverständnisse,
die ich im nachfolgenden aufzeigen möchte.
22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude,
Friede, Langmut, Freundlichkeit,
Güte, Treue,
23 Sanftmut
und Selbstbeherrschung; dem allem
widerspricht das Gesetz nicht.
24 Alle, die zu Christus Jesus gehören,
haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.
25 Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist
auch folgen.
26 Wir wollen nicht prahlen, nicht
miteinander streiten und einander nichts nachtragen.
Ich nehme wahllos die Eigenschaft "Langmut"
heraus. Wenn ich mich bewußt bemühe, Langmut zu leben (hervorzubringen), um so den
Anforderungen eines guten Christen gerecht zu werden, mache ich mir selbst
etwas vor. Ich zeige meinem Umfeld meine Langmut. Das ist nicht weiter schlimm,
doch der Weg dorthin ist der falsche.
Der richtige Weg wäre, das Wesen des Geistes zu leben;
dem Geist die Möglichkeit zu geben, sich durch mich zu offenbaren. Wenn ich
dies nach und nach in meinem Leben umsetze, bin ich geistig gesinnt und bringe
infolgedessen die Eigenschaft "Langmut" hervor.
Anders ausgedrückt:
Ich bin nicht zwangsläufig geistig gesinnt, wenn ich
die Früchte des Geistes offenbare, sondern wenn mein "Geistiggesinnt
sein" in Folge all diese Früchte des Geistes hervorbringt.
Um ein Geistesmensch zu werden, sollte man sein
Augenmerk also nicht so sehr auf die Früchte des Geistes legen, sondern
vielmehr auf den Geist.
der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern
des neuen Bundes, nicht
des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der
Geist macht lebendig.
Also weg vom Buchstaben und hin zum Geist. Ich glaube,
dass einige orthodox ausgerichtete Christen hier noch eine Menge
Handlungsbedarf haben. (Besonders beim sprichwörtliches Kleben an bestimmten
Zitaten der Bibel). "Es steht geschrieben und als ist es so…".
Diese Vorgehensweise ist von vorgestern und hat nichts
damit zu tun vom Geiste lebendig gemacht zu werden.
Selbst wenn die Bibel das eine oder andere Zitat hat,
welches etwas ganz anderes auszusagen scheint, was soll es? Machen wir uns frei
vom Buchstaben; nicht nur vom Buchstaben des Gesetzes, sondern auch von den
Buchstaben alter Texte. Sie haben bestimmt ihre Berechtigung (gehabt) und sind
auch für die eine oder andere Recherche ganz sinnvoll. Sie dürfen uns aber
nicht festhalten und so den Geist hindern, durch uns wirksam zu werden.
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Zum Geist gibt es natürlich noch viel mehr zu sagen.
Dazu gibt es weitere Aufsätze, wie z.B. "Der
Geist des Menschen"
Autor: B.
Freytag
www.fallwelt.de/bibel/geist/geistig.htm