Juni 04
Haben nun die Kritiker recht die sagen, dass der Gott des Alten
Testamentes ein anderer ist als der des Neuen Testamentes?
JHWH (bzw. der HERR) ist ein grausamer Gott. Das lässt sich zweifelsfrei
anhand zahlreicher Bibelstellen des AT belegen. Es ist eine allgemein bekannte
Tatsache und irgendwie müssen Bibelchristen damit leben. Ihnen bleibt nichts
anderes übrig, als sich ein Weltbild (ein Glaubensgebäude) zurechtzulegen, in welches
dieser grausame Gott irgendwie hineinpasst.
Sie müssen also einen Eiertanz vollführen, denn einerseits haben sie
einen "Lieben Gott" zu propagieren (für sie ist er einfach ein lieber
Gott), denn wer will schon einen grausamen Gottvater haben; andererseits kennen
sie sehr wohl die vielen Bibelstellen des AT in dem von einem grausamen,
rachsüchtigen, eifersüchtigen und zornigen Gott die Rede ist.
Natürlich kann man solche Grausamkeiten JHWHs verdrängen. Man kann sie
im täglichen Leben weitgehend ignorieren, man kann so tun, als ob es sie gar
nicht gäbe.
Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass religiöse Publikationen solche
Themen einfach nicht aufgreifen. Schließlich ist die Bibel ein so umfangreiches
Buch, dass sie genügend anderen (für den Glauben leichter verträglichen)
Lesestoff bereithält. Und da es in der Bibel auch Berichte gibt, in denen JHWH
in einem positiven Licht geschildert wird, müssen eben jene Passagen dafür
herhalten, Gott in einem guten Licht erscheinen zu lassen. – Das ist eine
weitverbreitete Praxis. Doch dadurch wird die Wirklichkeit verzerrt. (Übrigens
auch eine in der Politik weit verbreitete Praxis.) In Sachen Glauben und
Religion sollte man aber ehrlicher sein und nach höheren Werten richten (Auch hier
sieht es in der Praxis leider anders aus.)
Spricht man dieses Thema gegenüber fundamentalistisch orientierten
Christen an, wird meist darauf hingewiesen, dass das schon seine Richtigkeit
hatte, dass nämlich …
sich die "Rachefeldzüge" Jahwes ja nur gegen gewisse Völker
wandte, weil sie so verderbt waren (Sodomie, Opfern von Kindern …), dass deren
restlose Ausrottung die einzige richtige Lösung war. Nur so konnte das Volk
Gottes vor deren verderblichen Einflüssen bewahrt bleiben.
Waren die Israeliten wirklich so heilig und unbescholten, dass sie von
ihrem Gott vor den umliegenden Nationen beschützt und behütet werden mussten?
Nun, das wäre ein Kapitel für sich. Es ließe sich leicht aufzeigen, dass die
Israeliten alles andere als unschuldige Lämmer waren.
JHWHs Grausamkeit ignorierend wird in der Regel (wenn das Thema
behandelt wird) meist auf die abscheulichen Grausamkeiten der Heidengötter
Bezug genommen.
Wie kann man dieses Problem nun angehen???
Eine Möglichkeit wäre z.B., dass der sogenannte Widersacher seine Hand
mit im Spiel hatte; dass er nämlich ganz geschickt die Geschichtsschreibung so
beeinflusst hat, dass JHWH möglichst viele Grausamkeiten untergeschoben wurden.
▪ Vielleicht hat man
Jahwe Aussprüche angehängt, die er so niemals machte.
▪ Vielleicht haben
die Propheten auch einmal, ohne dass sie es wussten, die andere Seite an der
"Strippe" gehabt.
▪ Vielleicht ist
nicht alles JHWH, was JHWH sein soll.
▪ Vielleicht mögen
die damaligen Aufzeichner, in der Regel wohl die Priester, die Aufzeichnungen
in ihrem Sinne (ggf. im Sinne des Widersachers) verändert haben.
▪ Vielleicht sind
aber auch JHWH und der "Liebe Gott" zweierlei?
Jetzt stecken wir richtig in der Zwickmühle, denn einerseits haben wir
die Voraussetzung dafür geschaffen, dass JHWH nicht zwangsläufig grausam sein
muss (weil die Aussagen in der Bibel über ihn evtl. nicht stimmen), anderseits
müssen wir dann aber davon ausgehen, dass die Bibel nicht mehr das authentische
Wort Gottes darstellt.
▪
Wir
müssen uns also, ob wir wollen oder nicht, für eine Variante entscheiden.
Entweder akzeptieren wir, dass JHWH nach menschlichen Maßstäben durchaus als
grausam einzustufen ist;
▪
oder
aber wir entscheiden uns für die andere Variante, nämlich dass der Gott dieser
Welt die Bibel in seinem Sinne hat anfertigen lassen. (Eine Schlussfolgerung,
die sich übrigens auch von anderen Umständen herleiten ließe.) - Doch wenn die
Bibel vom Satan beeinflusst und verändert wurde, was nützt uns dieses Buch
noch? Es ist dann kein heiliges Buch mehr. Es ist kein Buch mehr, das man
wortwörtlich nehmen könnte. All den fundamentalistischen Christen wird ihre
Glaubensgrundlage entrissen. Sie hätten quasi auf Sand gebaut.
▪
Eine
dritte Variante könnte ich noch anbieten; nämlich die, dass alles, was in der
Bibel unter Gottesbegriffen wie JHWH, Adonai, Elohim, … aufgeführt wird, sich
nicht zwangsläufig auf ein und denselben Gott zu beziehen hat. Anhand des
Sintflutberichtes ließe sich z.B. solch eine Recherche leicht im Ansatz
demonstrieren. (Siehe: www.gottwissen.de/themen/sintflut/bibel.htm)
▪
Es
gibt aber noch eine weitere Variante. Auch diese wird in der Tat schon von
vielen religiösen Richtungen angewandt; nämlich, dass man klar zwischen AT und
NT, dem Gott des AT (JHWH) und dem Gott des NT (Christus), dem Gott des Krieges
und vieler Grausamkeiten und dem Gott der Liebe und des Friedens unterscheidet.
Viele, die den christlichen Weg gehen wollen, können mit dem Gott des AT (so
wie er in der Bibel beschrieben wird) nichts anfangen, und sich schon gar nicht
damit identifizieren. Anders ist das mit Christus, ihn können sie sich sehr gut
als großes Vorbild und als ihren Gott vorstellen.
▪
Genauso
wäre es aber denkbar, dass JHWH in gewisser Hinsicht (vom Menschenstandpunkt
aus betrachtet) grausam ist, dass aber sein Gegenspieler deutlicher grausamer
ist.
Natürlich bleiben auch hier noch einige Ungereimtheiten, die einer
Klärung bedürfen. Schließlich stützt sich das NT (welches ja auf breite
Zustimmung stößt) auf das AT. Es gibt nur wenige Hinweise, dass Schreiber des
NT Kritik an den Schriften des AT geübt haben.
Und doch ist die Kritik teilweise indirekt zu erkennen. Sie lässt sich
zwar nicht aus der Wortwahl herleiten, aber aus dem Zusammenhang.
z.B.:
Heb 10,5 / Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht
gewollt
Mk 12,22 / zu lieben wie sich selbst, ist viel mehr als
alle Brandopfer und Schlachtopfer.
Rö 13,9 / alle anderen Gebote sind in dem einen Satz
zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Joh 8,44 / Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt
das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und
er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er
lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der
Vater der Lüge.
Jene, die in dem Gott des NT einen anderen sehen als den aus dem AT
nehmen an Zahl zu.
Haben wir es evtl. tatsächlich mit verschiedenen Göttern zu tun, oder
hat Gott seine Taktik (Gesinnung) geändert?
Ich weiß, meine Gedanken und Überlegungen sind ketzerisch. Mir geht es
aber um "Wahrheit". Und wenn der "Liebe Gott" eben nicht so
lieb ist, dann soll man das auch sagen dürfen. - Ich höre schon im Geiste
vorwurfsvolle Worte wie: Gott hinterfragt man nicht, Gott kritisiert man nicht.
Gott ist so erhaben, er steht über allen Dingen, wer maßt sich an, als
einfacher kleiner Erdling ihn, den Schöpfer* des Weltalls, zu verunglimpfen?
Zum Glück trägt die Kirche jetzt nicht mehr das Schwert, sonst erginge
es mir wie einst unzähligen Ketzern, die auch nichts anderes konnten, als das
zu sagen, was sie dachten. Und wie sieht es mit dem himmlischen Gericht aus?
Wenn es ein solches gibt, und wenn es nach gerechten Grundsätzen
urteilt, habe ich in dieser Hinsicht nichts zu befürchten, denn ich habe nach
bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
Von wem und wie das Weltall geschaffen
wurde, bedürfte einer eigenen Untersuchung.
Es folgen einige wenige aussagekräftige Zitate (in Sachen grausamer
Gott) jeweils der Einheitsübersetzung entnommen.
Er sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels:
Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder
erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
Aus den Städten dieser Völker jedoch, die der Herr, dein
Gott, dir als Erbbesitz gibt, darfst du nichts, was Atem hat, am Leben lassen.
So wie der Herr seine Freude daran hatte, euch Gutes zu tun
und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch
auszutilgen und euch zu vernichten. Ihr werdet aus dem Land, in
das du nun hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, herausgerissen
Darum zieh jetzt in den Kampf, und schlag Amalek! Weihe
alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und
Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!
Ich zertrat die
Völker in meinem Zorn, ich zerschmetterte sie in meinem
Grimm, und ihr Blut ließ ich zur Erde rinnen.
10 Verflucht, wer den Auftrag des Herrn lässig betreibt, ja, verflucht, wer
sein Schwert abhält vom Blutvergießen.
Siehe auch den Aufsatz "Engel töten" unter der Rubrik:
Verbotenes Wissen.
Oder die Recherche: Der Rachegott
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/nanna/grausamerGott.htm