Was ist an der Bibel authentisch?
Juli 2006
Das AT wurde (ob man das
wahrhaben will oder nicht) während des babylonischen Exils zusammengestellt.
Man hat es offensichtlich aus noch vorhandenen Chroniken und Aufzeichnungen
erstellt. Die Israeliten haben ihre Geschichte also quasi rückwirkend
rekonstruiert.
So weit so gut. Das Ergebnis
wäre im Ansatz akzeptabel, wenn die Geschichtsbücher "futsch" sind,
weil Kriegswirren deren Erhalt und sichere Bewahrung unmöglich machten. Besser
als gar nichts könnte man mit Recht meinen.
Doch
bei solch einer rekonstruierten Geschichtsschreibung wäre es ganz wichtig, dass
es entsprechende Vermerke dazu gibt. Doch Fehlanzeige! Es gibt keinen Hinweis
in der so genannten Septuaginta, den Quelltexten unseres ATs, dass es solch
eine nachträgliche israelitische Geschichtsschreibung gab.
Genauso
würde man voraussetzen, dass nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und
dann ehrlich dokumentiert wurde. Aber auch das war eben nicht der Fall, wie an
einer Vielzahl von Begebenheiten nachgewiesen werden kann. Siehe dazu u.a.
"David ehrt den Baal"
Aber die ersten Christen
mussten davon gewusst haben, denn Irenäus, ein Schreiber christlicher Lehren im
2. Jahrhundert, hatte dies in seinem dritten Buch der Häserien im Kap 21,2
erwähnt.
Hatte er doch auch nach der siebzigjährigen Gefangenschaft
unter Nebukadnezar, als die Juden unter Artaxerxes in ihre Heimat
zurückkehrten, da die Schriften verloren gegangen waren, dem Priester Esdras
aus dem Stamme Levi eingegeben, daß er sich an alle Reden der früheren
Propheten erinnerte and dem Volke das Gesetz wiederherstellte, das durch Moses
gegeben war.
Siehe auch: Eusebius Buch 5
Kap 8, denn dieser hat Irenäus fast wörtlich zitiert. Das ist ein zusätzlicher
Hinweis darauf, dass jenes Wissen auch noch im 4. Jahrhundert vorhanden gewesen
sein muss.
In der Bibel wird (besonders
in den Geschichtsbüchern des ATs) auf mittlerweile nicht mehr vorhandene Bücher
verwiesen. Etwa: Steht es nicht geschrieben: im Buch der Kriege, im Buch des
Jaschar (Heldenlieder), im Buch (die Geschichte) Nathan, im Buch (die
Geschichte) Gad, im Buch der Geschichte Salomos, in den Prophezeiungen des
Ahijas, im Gesichte des Jedo, im Buch
Schemajas, in der Geschichte Usijas, in der Geschichte der Seher.
(Siehe auch den Aufsatz: Verlorene Bücher der Bibel)
Diese Bücher sind
verschwunden. Nun könnte man das auf sich beruhen lassen, denn im Laufe der
Zeit sind unzählige unersetzbare Schriftstücke verloren gegangen. Manche
hielten dem Zahn der Zeit nicht stand, andere fielen absichtlich oder auch
unabsichtlich den Flammen zum Raub.
Doch mir kommen da Zweifel.
Im AT werden einige dieser
verschollenen Schriften erwähnt; sozusagen als Beweis, dass dort das steht, was
in den Geschichtsbüchern aufgezeichnet wurde:
·
entweder als Referenz,
dass man gemachte Aussagen dort nachlesen könnte,
·
oder die hier gemachten
Aussagen wurden entsprechenden Büchern entnommen; also ein Zitat.
Doch weswegen hat man diese
"verlorenen Bücher der Bibel" nicht mit in den Bibelkanon
aufgenommen??? Dieser umfasst doch ohnehin eine große Anzahl von Schriften.
Einige mehr hätten der eigenen Geschichtsdokumentation sicher nicht geschadet.
Wenn man damals tatsächlich
Chroniken über die eigene Geschichte hatte, dann müssten gerade dieser Bücher
einen unschätzbaren Wert für ein Volk dargestellt haben. Der Fortbestand jener
Bücher oder Schriften wäre "um alles in der Welt" erhaltenswert. Ein
Volk, welches solche Schriften nicht bewahrt, ist frevelhaft. Da der Chronist
Esra aber aus diesen Schriften zitierte, bzw. darauf verwies, müssten sie zu
seiner Zeit noch vorhanden gewesen sein. Es gibt also keinen glaubhaften Grund,
weswegen diese Schriften auf einmal nicht mehr da gewesen sein sollten!
Was könnte es mit diesen
Schriften auf sich haben?
Einige Schriften könnten Schriften von Nachbarvölkern, den Ägyptern,
den Hethitern oder den Babyloniern gewesen sein. Dann wäre es nachvollziehbar,
dass man ihre Herkunft lieber vernebelte.
Genauso könnte es sich aber um eigene Schriften gehandelt
haben, die eine Geschichtsschreibung enthielt, die nicht den Idealvorstellungen
der israelitischen Priesterschaft jener Tage entsprach. Das wäre Grund genug,
sich darauf zu beziehen, brauchbare Geschichtsdaten daraus zu entnehmen und sie
ansonsten einfach verschwinden zu lassen. Es wird dort auch Aufzeichnungen über
Kriege und Könige gegeben haben, welche die lenkende Hand Gottes nicht erkennen
ließen.
Deshalb wurden sie also
verbrannt oder anderswie vernichtet. Weil dies wohl im Sinne ihres Gottes war,
haben die Priester vielleicht sogar geglaubt, damit ihrem Volke einen guten
Dienst zu erweisen. Ich sage nur "Schande über solch eine Freveltat",
die einen so weit reichenden und verzerrenden Einfluss auf die nachfolgenden
Jahrtausende gehabt hat.
Geschichte wurde zu jeder
Zeit manipuliert, Wahrheiten immer wieder verfälscht und/oder aus einem sehr
einseitigen Blickwinkel präsentiert. So ist das sogar in unserer heutigen Zeit
noch. Der Stärkere (der Mächtigere, der Sieger, …) hat Recht. Er hat das
"Recht", Recht in seinem Sinne zu interpretieren und anzuwenden.
Selbstverständlich nimmt er sich auch das Recht, die Geschichte und menschliche
Werte in seinem Sinne zu verbiegen. Wenn das in unserer heutigen Zeit mit so
vielen Informationsmöglichkeiten der Fall ist, wie viel mehr wird das einst mit
einem sehr eingeschränkten Informationsfluss stattgefunden haben?
Die Priester von einst waren,
wir mir scheint jene, die an den Hebeln der Macht saßen. Sie haben die
Gottesgeschichte in ihrem Sinne geschrieben. Ihr Beweggrund wird es vor allem
gewesen sein, ihre eigene Macht zu festigen und auch das Volk zu unterdrücken.
Denn ein unterwürfiges und desinformiertes Volk lässt ziemlich uneingeschränkt
herrschen und Macht ausüben.
Und wenn man die Geschichte
weiter laufen lässt, dann hat sich die Rolle der Priester nicht wirklich
verändert. Sie haben sich andere Namen gegeben, sie haben sich mit anderen
Gewändern geschmückt, doch immer noch klammern sie an ihrer Macht. Noch immer
versuchen sie, das Volk so dumm wie möglich zu halten. Noch immer halten sie
alle möglichen Schriften unter Verschluss. Noch immer präsentieren sie uns ein
verzerrtes Bild der Wirklichkeit. – Wie lange noch?
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/bibel/bibel/ausgedacht.htm