Ein Demiurg

und kein allmächtiger Gott

 

November 2011

 

Ein Allmächtiger

Ein Gott hat allwissend, allmächtig und natürlich auch gerecht zu sein. Das sind nur einige der Mindestanforderungen an den Allmächtigen, an den allein wahren Gott.

Wenn sich nun jemand als "alleiniger Gott" bezeichnet, sollte man die Messlatte schon entsprechend hoch anlegen.

 

Gott mit Mängeln

Wenn man auf die Überlieferung blickt, z.B. auf das, was im AT über Gott (JHWH) geschrieben steht und mit diesen hohen Anforderungen, die für einen Gott zu gelten haben, vergleicht, muss man ernüchtert feststellen, dass der Gott der Bibel die an einen allein wahren Gott gestellten Anforderungen nicht erfüllt.

 

Ein grausamer Gott

Im Gegenteil, wir werden mit einem Gott konfrontiert, der sein Volk zu grausamen Kriegszügen antreibt, der alle, die anderen Göttern zugetan sind, zu vernichten gedenkt. Er wird überdies als eifersüchtig und rachsüchtig beschrieben. Ferner gibt es noch weitere "Gottes-Kriterien" die von dem Gott, der in der Bibel JHWH genannt wird, nicht erfüllt werden.

 

Wissen der Gnostiker

Und es bedarf nicht einmal eines besonderen Scharfsinns oder eines überdurchschnittlichen Weitblicks, um feststellen zu müssen, dass Gott nicht das ist, was er zu sein verspricht oder was man uns über ihn gelehrt hat. Und in der Tat haben diese Diskrepanz auch schon viele Christen der ersten Stunde erkannt. Für sie war der Gott der Juden nicht der wahre Gott. Für sie war er ein eher drittklassiger Gott.

 

Gottesnamen

Diesen Gott der Juden, den Gott des AT, haben die Gnostiker mit gewissen Namen bedacht, die für uns etwas ungewohnt klingen mögen. Da ist z.B. vom Demiurg die Rede, von Jaldabaoth oder Saklas; ferner auch von Samael sowie Sabbaoth und mit all diesen Namen ist genau jener Gott gemeint, der uns als der Gott des AT bekannt ist.

 

Demiurg

Zitat Wikipedia:

Demiurg (griechisch δημιουργός dēmiourgós "Handwerker") ist in philosophischen und theologischen Lehren der Antike, insbesondere im Platonismus, die Bezeichnung für den Schöpfergott. Der Schöpfergott als Baumeister des sinnlich wahrnehmbaren Kosmos wird als "Handwerker" bezeichnet, weil er wie ein solcher nach einem festen Plan aus vorhandenem Material etwas Geformtes erzeugt. Vertreter der Gnosis, einer religiösen Strömung der römischen Kaiserzeit, und häretische Christen greifen diese Vorstellung auf und deuten sie um. Während bei Platon und im Platonismus der Demiurg ein erhabenes Wesen ist, das nur das Bestmögliche will und hervorbringt, erscheint er in der gnostischen Tradition als fragwürdige Gestalt, die eine mangelhafte, von vielfältigen Übeln geprägte Welt erschaffen hat.

…..

Der Demiurg sei der Erschaffer und Beherrscher der Welt, der Urheber des alttestamentlichen Gesetzes, nicht aber der Vater Christi. Christus habe einen anderen, schlechthin guten Gott verkündet, von dem der Demiurg nichts wisse. Dieser Gott sei vollkommen und barmherzig, von ihm gehe die Gnade und Erlösung aus.

 

Zitat ordenswiki:

Im Jenseits gibt es den allmächtigen, uneingeschränkt liebenden, guten Gott. Auf der materialistischen Seite hingegen wirkt der moralisch unvollkommende Demiurg, der die unvollkommene Welt erschaffen hat. Für einige der christlich orientierten Gnostiker ist dieser Demiurg der Gott des alten Testaments, der den Menschen Erleuchtung und Erkenntnis verwehrt. Sowohl die vom Demiurgen erschaffene materielle Welt als auch der Demiurg an sich sind für die Gnosis erlösungsbedürftig.

Somit stehen sich sowohl der Schöpfergott als auch der Erlösergott zwar gleichwertig aber nicht identisch gegenüber.

 

Viele Widersprüchlichkeiten

Sie sehen in IHM (Jaldabaoth / Saklas ) eher einen kranken Gott, weil er vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist; einen, der an Selbstüberschätzung leidet. Der Gott der Juden, der Gott des AT ist nicht wirklich stimmig mit dem, was man über ihn schreibt bzw. wie er zu sein vorgibt.

 

JHWH behielten sie bei

Doch diese Erkenntnis konnte sich bei den ersten Christen offenbar nicht durchsetzen. Mit viel Überredungskunst schaffte man es gerade so, die Judenchristen davon zu überzeugen, dass all die Bräuche, Gesetze und Riten der Juden für das "Christ sein" nicht wirklich erforderlich sind – doch zu mehr hat es nicht gereicht, denn den Gott der Juden haben sie beibehalten. Das heißt, sie haben die Schriften der Juden in der Summe als "göttlich" mit den Christuslehren verwoben. Deswegen konnte Jesus auch sagen:

 

Joh 8,44 (Elberfelder rev.)

Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. 

 

Paulusbriefe

Doch die frühen Christen wurden nicht mehr von Christus unterwiesen, das taten jetzt die Apostel; allen voran wohl Paulus, denn seine Lehrbriefe sind zu einem maßgeblichen Bestandteil der Lehren der frühen Christen geworden. Andersgläubige hatten in den Gemeinden keinen Platz. In späteren Zeiten wurden sie sogar bekämpft und verfolgt. Ihnen blieb es nicht erspart, im geheimen zusammenzukommen und ihr Wissen quasi im Untergrund zu verbreiten.

 

Sie wussten mehr

Sie sind es, die von wesentlichen Zusammenhängen Ahnung hatten, von denen die frühen Christen nichts wussten bzw. nichts wissen sollten. Es waren die, von uns jetzt so genanten, christlichen Gnostiker. Ich will nicht behaupten, alles, was diese Gnostiker lehrten, würde die Wahrheit sein. Das ganz bestimmt nicht, denn auch sie begriffen vieles noch nicht und kamen auch zu manch falschen Schlussfolgerungen. Dennoch hätten die frühen Christen gut daran getan, ihr Wissen (das Wissen der Gnostiker) in ihre Weltanschauung mit einfließen zu lassen.

 

Nachfolgend Zitate aus einigen gnostischen Schriften.

Quelle: Häretikerbibel (http://www.wahre-wege.de/ebook/ebibel/haeretikerbibel.pdf)

 

Unwissender Gott

Das Apokryphon des Johannes (NHC II,1) / über die Hervorbringung der Mächte des Jaldabaoth

Der Archon nun, der krank ist, hat drei Namen. Der erste ist Jaldabaoth, der zweite ist Saklas, und der dritte ist Samael. Und er ist frevelhaft in seiner Unwissenheit, die in ihm ist. Denn er sagte: (20) ,Ich bin Gott, und es gibt keinen anderen Gott neben mir.` Er war nämlich unwissend über seine Stärke, den Ort, von dem er gekommen ist. Und die Archonten schufen sich sieben Kräfte, und die Kräfte schufen sich sechs Engel für (25) einen jeden, bis sie zu 365 Engeln wurden.

Nun, ich würde nicht sagen, er wüsste nicht, dass es außer ihm keine Götter gab. Er wusste das sehr wohl, doch von seinem Ego getrieben, wollte er selbst der einzige Gott auf diesem Erdenrund sein.

 

Das Apokryphon des Johannes (NHC II,1) / über die Hervorbringung der Mächte des Jaldabaoth

Aber Jaldabaoth hat eine Menge (12.1) Gesichter, mehr als alle von ihnen, so daß er in einem Gesicht ihnen allen gleicht, entsprechend seinem Wunsch, wobei er in der Mitte der Seraphen ist. Er verteilte (5) sein Feuer unter ihnen; deswegen wurde er Herr über sie. Wegen der Kraft der Herrlichkeit besaß er das Licht seiner Mutter; deswegen nannte er sich selbst ,Gott`. Er war aber nicht (10) gehorsam gegenüber dem Ort, von dem er gekommen ist. Und er vermischte sich mit den Gewalten, die bei ihm waren, den sieben Kräften, in seinem Denken. Dadurch, daß er sprach, geschah es.

 

Das Wesen der Archonten (NHC II,4) / Die erste Frage Norea: über die Kosmogonie

Der Archon, der mannweiblich ist, (35) schuf sich einen großen Äon, ( 95.1) eine grenzenlose Größe. Er gedachte aber, sich Söhne zu schaffen. Er schuf sich sieben mannweibliche Söhne und ihren Vater. Und er sprach zu seinen Söhnen: ,(5) Ich bin der Gott des Alls`. Und Zoe (= Leben), die Tochter der Pistis Sophia, rief aus und sagte zu ihm: ,Du irrst dich, Saklas`, dessen Übersetzung Jaldabaoth ist. Sie hauchte in sein Gesicht hinein, und ihr Hauch wurde (10) ihr zu einem feurigen Engel. Und jener Engel fesselte Jaldabaoth. Er warf ihn hinab in den Tartaros unterhalb der Unterwelt.

Der Gott, den die Gnostiker als den Gott des AT erkannten, ist ein gebundener Gott, der an die Sphären dieser Welt gefesselt ist und in die Unterwelt verbannt wurde. Ist es nicht merkwürdig, dass man genau das zuvor schon in Verbindung mit dem Teufel gehört hat? Ist JHWH der Teufel? Oder sind jetzt beide, sowohl Gott als auch Teufel, in "Eintracht" in der Hölle gelandet???

 

Anmerkungen

Demiurg: (Jaldabaoth/Archigenetor) Weltschöpfer, unterer Gott, Gott des Alten Testaments; wird in der Gnosis

negativ beurteilt, was oft zur Protestexegese des Alten Testaments führt.

 

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/nanna/demiurg.htm